"Alle zahlten 57 Mio."

Eurofighter-Preis: Hersteller gibt Darabos Recht

Österreich
31.08.2010 08:29
Die Eurofighter GmbH hat in der aktuellen Diskussion um den Kaufpreis der Kampfjets - krone.at berichtete - Verteidigungsminister Norbert Darabos bestätigt: Österreich und Deutschland hätten für die "nackten" Abfangjäger - ohne Wartungsverträge und Sonderausstattungen - exakt den gleichen Stückpreis bezahlt, erklärte Marco Valerio Bonelli, Sprecher des Unternehmens.

Der Preis von rund 57 Millionen Euro für einen "nackten" Eurofighter gelte für alle Staaten, hieß es vonseiten der Eurofighter GmbH, die den am Kampfjetprojekt beteiligten Rüstungskonzernen aus Deutschland, Spanien, Großbritannien und Italien gehört.

Ob Deutschland vielleicht bei Wartungsverträgen oder Sonderausstattungen günstiger ausgestiegen ist, lässt sich damit zwar auch nicht klären. Die Rüstungsverträge beider Länder sind aber kaum vergleichbar, da Deutschland insgesamt 180 Eurofighter aus drei unterschiedlich modernen Tranchen und mit unterschiedlicher Ausrüstung bestellt hat. Noch dazu ist das Land Projektträger, Produktions- und Entwicklungsstandort.

Gebrauchte Jets "ein bisschen billiger"
Österreichs Abfangjäger kosten "all inclusive" 114 Millionen Euro pro Stück. Von den 15 Flugzeugen sind ab 2008 11 Stück direkt aus bereits an Deutschland gelieferten Beständen gekommen, sechs davon sind gebraucht angeschafft worden. Dies sei ein Weg gewesen, um die Lieferungen zu beschleunigen, erläuterte der Eurofighter-Sprecher, andernfalls hätte Österreich länger auf die Abfangjäger warten müssen. Außerdem seien sie von Deutschland nur für wenige Stunden genutzt worden, bevor sie nach Österreich kamen.

Auf die Frage, ob Österreich für die gebrauchten Eurofighter gleich viel bezahlt habe wie für die ganz neuen, meinte Bonelli: Er glaube, dass erstere ein bisschen billiger gewesen seien. Neben Österreich zählt mit 72 bestellten Fliegern übrigens nur Saudi-Arabien zu den nicht an der Entwicklung beteiligten Kunden der "Eurofighter Jagdflugzeug GmbH". Spanien bestellte 87, Großbritannien 232, Italien 121 und Deutschland 180 Abfangjäger.

Grün-Mandatar bezichtigte Darabos der Lüge
Der Grüne Peter Pilz wollte - vor der Stellungnahme der Eurofighter GmbH - aber trotzdem nicht locker lassen: Er meinte, die Behauptung des Verteidigungsministers, er habe die Eurofighter auch um 57 Millionen gekauft, sei eine "Lüge" und führte ein neues Rechenbeispiel an: Der Eurofighter-Vertrag bestehe aus zwei Teilen, Teil A betreffe das Flugzeug und Teil B die zusätzlichen Leistungen wie Wartung und Ausbildung - das Kostenverhältnis zwischen den beiden Teilen betrage 8:3. "Wenn nun nach dem Darabos-Deal 115 Millionen pro Stück bezahlt werden, entfallen 84 Millionen davon auf das Flugzeug. So oder so - Darabos hat geschwindelt", erklärte Pilz. Einmal mehr kritisierte Pilz, dass Darabos den Vertrag unter Verschluss hält.

Rechnungshof "schuld" am Zahlenstreit?
Dass die beiden Streitparteien auf so unterschiedliche Kaufpreise kommen und auch Pilz' Verhältnis-Berechnung mit den Wartungsverträgen eine andere Zahl hervorbringt - 85 Millionen Euro werden übrigens auf Wikipedia als Eurofighter-Preis angeführt - , könnte seinen Ursprung beim Rechnungshof haben. Die Zahl 114 Millionen Euro (Pilz rundet stets auf 115 auf) pro Flieger wurde erstmals in einem RH-Bericht errechnet und fortan von Bundesheer, Opposition sowie den Medien übernommen.

Bei dieser Rechnung wurden vom Rechnungshof aber kurzerhand die Gesamtkosten der Anschaffung von 1,709 Milliarden Euro durch 15 dividiert, was 113,9 Mio. ergibt. Im Gesamtpaket sind aber zum Beispiel Stornokosten von rund 60 Millionen Euro für den Darabos-Deal (Reduktion auf 15 Tranche-1-Flugzeuge statt 18 der Tranche 2) enthalten, die dann am Flugzeug selbst in Form von Ausrüstung oder einem Wartungsvertrag freilich nicht auffindbar sind.

Der RH hielt dem Verteidigungsministerium damals auch vor, dass der Kaufpreis beim ursprünglichen Tranche-2-Vertrag 109 Millionen pro Jet ausgemacht hat, sich mit Darabos' Deal dann auf 114 Mio. pro Stück erhöhte, was erneut die Miteinbeziehung weiterer Vertragskosten im Stückzahlpreis nahelegt. Der SPÖ-Verteidigungsminister machte im Gegenzug übrigens 709 Millionen Euro an "Folgeeinsparungen" des Deals geltend.

An einer Feststellung des RH gibt es aber definitiv nichts zu rütteln: "Mangelnde Dokumentation und fehlende Transparenz."

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