Trotz Schleudersitz

Constantini: Job als Teamchef “extrem geiles Geschäft”

Fußball
30.08.2010 11:28
Österreichs Nationalmannschaft startet am 7. September in Salzburg mit der laut Papierform leichtesten Aufgabe in die EM-Qualifikation. Nach zuletzt zwei Testspiel-Niederlagen müssen gegen Kasachstan drei Punkte her, um die Chance auf eine Teilnahme an der Endrunde 2012 in Polen und der Ukraine zu wahren. Im Interview macht sich Teamchef Didi Constantini Gedanken über die Bedeutung der Legionäre, die jüngsten Nachwuchs-Erfolge und den Reiz des Teamchef-Amtes.

Kann man im Zusammenhang mit den ersten beiden Quali-Spielen daheim gegen Kasachstan und Aserbaidschan von Pflichtsiegen sprechen?
Didi Constantini: Es gibt keine Trainer, die bei solchen Partien von Pflichtsiegen sprechen. Aber man wird dorthin getrieben, von der Öffentlichkeit und den Journalisten. Diese zwei Mannschaften haben meinen vollen Respekt, doch wenn man gegen sie nicht gewinnt, wird man in der Quali keine Chance haben, das ist klar.

Wie sehen Sie allgemein die Ausgangslage in Österreichs Qualifikationsgruppe?
Constantini: Deutschland und die Türkei sind Favoriten, Belgien ist mit uns auf Augenhöhe, vielleicht eine Spur besser. Aber ich bin auch der Meinung, dass wir jeden schlagen können. Oft sind Spiele gegen Deutschland oder die Türkei leichter als gegen Aserbaidschan oder Kasachstan.

Täuscht der Eindruck, dass die Leistungen der Nationalmannschaft stagnieren?
Constantini: Dieser Eindruck entsteht, wenn man gegen die Nummer 10 oder 16 der Welt spielt (die jüngsten beiden Gegner Kroatien und Schweiz, Anm.). Da braucht man halt einen super Tag. Wir haben gegen die Schweiz in der ersten Hälfte schlecht gespielt, dann besser, aber einen Elfer vergeben. Wenn es 1:0 für uns ausgegangen wäre, wäre wahrscheinlich alles super und es gäbe keine Baustellen. Doch als Trainer ist man nie die letzte Instanz. Bei der Aufstellung schon, aber nicht, wenn jemand einen Elfer vergibt.

Ist das Amt des Teamchefs also ein undankbarer Job?
Constantini: Das finde ich nicht, es ist ein extrem geiles Geschäft. Aber wenn die Mannschaft verliert, muss der Trainer gehen, das ist auf der ganzen Welt so.

Auf Nachwuchs-Ebene feiert Österreich mit schöner Regelmäßigkeit Erfolge. Warum lässt sich das noch nicht aufs A-Team übertragen?
Constantini: Im Nachwuchsbereich spielen 19-Jährige gegen 19-Jährige, 17-Jährige gegen 17-Jährige oder 21-Jährige gegen 21-Jährige. Das A-Team spielt zum Beispiel gegen die Schweiz, wo 30 Spieler zwischen 20 und 30 Jahren in internationalen Top-Ligen vertreten sind.

Vor nicht einmal einem Jahr waren noch viel weniger Legionäre im Kader und Sie haben die Stärke der österreichischen Liga, vor allem der vier Europacup-Starter, hervorgehoben. Hat sich Ihre Meinung über Legionäre seither geändert?
Constantini: Die österreichische Liga ist für österreichische Verhältnisse gut und ich werde sie sicher nicht schlechtreden. Aber wenn einer in Deutschland spielt, jede Woche vor 50.00 oder 60.000 Leuten, ist das um einiges besser, als wenn er in Österreich spielt. Doch haben wir vor ein paar Monaten so viele in Deutschland gehabt? Ivanschitz hat gespielt, ihn habe ich nicht genommen. Fuchs hat gespielt, Prödl und Korkmaz nicht. Jetzt sind es mehr, was eigentlich untypisch ist, weil sie in Deutschland eher auf die Österreicher runterschauen. Ideal wäre es auf jeden Fall, wenn alle spielen würden.

Ist es für Sie denkbar, Spieler über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu nominieren, auch wenn sie beim Verein nicht zum Einsatz kommen?
Constantini: Das wäre für mich nachvollziehbar, aber nicht für die Öffentlichkeit und die Journalisten. Es war ja schon damals ein Aufschrei, als ich Hoffer geholt habe, nachdem er sechs Wochen nicht gespielt hat.

Aber wäre es nicht besser, Spieler einzuberufen, von denen Sie überzeugt sind, auch wenn es die Öffentlichkeit nicht ist?
Constantini: Das mache ich eh, zum Beispiel jetzt mit Maierhofer. Der hat vor der Einberufung eine Stunde in Duisburg gespielt.

Aber Hoffer, der für Sie ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft ist, wurde monatelang nicht berücksichtigt, als er in Neapel auf der Bank saß.
Constantini: Stimmt. Dann ist das von Spielern wie Stranzl gekommen, die halt beleidigt waren, dass jetzt das Leistungsprinzip nicht mehr zählt. Aber gerade er war oft im Team dabei, obwohl er beim Verein nicht gespielt hat.

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(Bild: KMM)



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