Rassismus-Debatte

Streit um Mohren-Logo: Brauerei legt Account still

Vorarlberg
23.06.2020 15:34

Seit 1834 braut die Mohrenbrauerei in Dornbirn ihr „Mohren-Bier“. Das offizielle Logo des Vorarlberger Traditionsunternehmens, das einen Mohr zeigt, ist mit 220 Jahren sogar noch älter - und doch erhitzt es aktuell die Gemüter. Die Brauerei sah sich deshalb nun sogar dazu veranlasst, ihren Facebook-Account stillzulegen.

Ist das Logo der Mohrenbrauerei rassistisch oder nicht? Diese Frage erhitzt nicht erst seit gestern die Gemüter, und doch ist die Debatte im Zuge der „Black Lives Matter“-Proteste in den USA und andernorts nun auch hierzulande neu entflammt. In den sozialen Medien eskalierte der Streit jetzt: Nachdem die Brauerei laut Geschäftsführer Thomas Pachole mehrfach ins rechte Eck gerückt und als nationalsozialistisch beschimpft werde, sah sie sich gezwungen, ihren Facebook-Account vorübergehend stillzulegen.

In einem Posting hält man „in aller Deutlichkeit“ fest: „Die Mohrenbrauerei steht für Toleranz und lehnt Rassismus ganz entschieden ab.“ Daran, das umstrittene Logo zu ändern, denkt man aber offenbar nicht. Die Brauerei argumentiert mit hohen Kosten für eine etwaige Umstellung und beruft sich zugleich auf ihre Tradition und Firmengründer Josef Mohr. Das Logo sei 220 Jahre alt und Teil des Vorarlberger Kulturkreises. Es sei kein Zeichen von Rassismus, sondern der Kopf stehe für Akzeptanz und solle ein verbindendes Element sein, so Pachole gegenüber dem ORF.

„Verharmlosung von Rassismus“
Noreen Mughal von „Black Lives Matter“ in Vorarlberg ortet in diesen Aussagen eine „Verharmlosung von Rassismus“. Wie viel sei Tradition wert, wenn sich andere dadurch beleidigt fühlten, richtet sie sich fragend an die Brauerei. „Es geht nicht um die Vergangenheit, die können wir nicht mehr beeinflussen. Wir als Vorarlberger müssen in die Zukunft schauen und uns der Zeit anpassen. Das ist auch die Verantwortung der Mohrenbrauerei. Wir sind stolz auf das Bier aus Vorarlberg. Und wieso kann das Bild aus Vorarlberg nicht etwas Positives sein?“, fragt die Tochter einer indischen Mutter und eines pakistanischen Vaters.

Auch Vanessa Edionwe, deren Eltern aus Nigeria stammen, übt dem Bericht nach Kritik am Firmenlogo der Brauerei: „Diese Karikatur wurde damals auch verwendet, um Rassentheorien zu verbreiten. Dass Leute immer noch darauf beharren wollen, dass das nichts mit Rassismus zu tun habe, ist fragwürdig“, wird sie zitiert.

„Mohr im Hemd“ droht Namensänderung
Andere Unternehmen sind in der Rassismusdebatte inzwischen weiter. So kündigte der US-Gigant Mars unlängst etwa an, die Reismarke Uncle Ben’s zu ändern, weil der Begriff Onkel von weißen Südstaatlern früher als abwertende Anrede für Afroamerikaner verwendet wurde. Auch einer traditionellen Süßspeise aus dem Tiefkühlregal der heimischen Lebensmittelkette Billa, dem „Mohr im Hemd“, droht das Aus: „Jegliche rassistische Assoziation liegt uns fern. Daher prüfen wir auch eine Namensänderung“, heißt es aus dem Unternehmen.

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