12 Coverversionen

“Listening Booth 1970”: Marc Cohns Blick zurück

Musik
30.08.2010 03:33
Cleveland (Ohio) anno 1970: In John Wades Plattenladen hängt - wann immer er kann - ein elfjähriger Amerikaner herum. Oft stundenlang. Wenn ihm eine Platte besonders gefällt, dann verzieht er sich mit dieser in eine sogenannte Hör-Bucht ("Listening booth") hinter Glas, die mit einem Plattenspieler und einem Kopfhörer ausgestattet ist. Der Name des Burschen: Marc Cohn. Jetzt, vierzig Jahre später, blickt der inzwischen 51-Jährige zurück und hat ein Album mit Coverversionen von zwölf Songs aus besagtem Jahr, die ihn nachhaltig geprägt haben, veröffentlicht.
(Bild: kmm)

"Listening Booth: 1970" ist quasi eine Zeitreise in Cohns Jugend. "Ich war damals erst elf Jahre alt, aber 1970 sind sechs oder sieben Alben herausgekommen, die mich sehr stark geprägt haben und die mir heute noch genausoviel bedeuten wie damals", so der inzwischen 51-jährige zu seinen Beweggründen, ein Album mit Coverversionen aufzunehmen.

Hörproben auf Cohns Webseite (Link in der Infobox)!

Aufgenommen hat Cohn das Album mit Produzent John Leventhal, der die meisten Instrumente eingespielt hat, sowie einigen Gästen in einem Studio in Manhattan.

Ein Dutzend Songs aus dem Jahr 1970
Die zwölf Songs auf dem Album sind - der Titel verrät es - allesamt 1970 erschienen oder aber in diesem Jahr in den Charts durchgestartet, wie etwa "Tears Of A Clown" von Smokey Robinson & The Miracles. Eröffnet wird der Silberling mit "Wild World", einem Titel, den Cat Stevens vor 40 Jahren auf seinem vierten Studioalbum "Tea For The Tillerman" und auf Single veröffentlicht hat.

Die Beatles, die sich 1970 offiziell trennten, oder besser gesagt zwei ihrer Ex-Mitglieder, sind zwei Mal auf dem Album vertreten. So folgt unmittelbar auf die sehr schöne Neuinterpretation des weniger bekannten John-Lennon-Songs "Look At Me" (erschienen auf der LP "Plastic Ono Band"), die Cohn mit Einsprengsel des Beatles-Klassikers "I'm The Walrus" verbrämt hat, Paul McCartneys "Maybe I'm Amazed", von dessen erstem Solo-Album "Paul McCartney".

Klassiker von Paul Simon bis J.J. Cale
Zu den Höhepunkten der CD gehören zweifellos Cohns Versionen von "The Letter" (bekannt geworden durch Joe Cocker), von Paul Simons "The Only Living Boy In New York", das auf "Bridge Over Troubled Water", dem letzten Studioalbums von Simon & Garfunkel erschienen ist, und des J.-J.-Cales-Songs "After Midnight", bei dem sich der Grammy-Gewinner stark an der Eric-Clapton-Version des Titels orientiert hat. Der "Gitarrengott" hatte den bereits anno 1966 entstandenen Song für sein erstes Solo-Album aufgenommen und 1970 zum Hit gemacht. Cale teilte damit ein ähnliches Schicksal wie Jahre später Cohn, dessen "Walking In Memphis" erst in der Version von Cher zum Welthit wurde.

Auf "Listening Booth: 1970" finden sich zudem Neuinterpretationen von Van Morrisons "Into The Mystic" (samt Bläsersatz), "New Speedway Boogie" von Greatful Dead sowie - last but not least - eine recht gelungene Version des CCR-Songs "Long As I Can See The Light", der es 1970 bis auf Platz zwei der Hitparade schaffte.

Fazit: Mit "Listening Booth: 1970" liefert Cohn den Beweis, dass Coverversionen bekannter Titel durchaus spannend sein können. Freilich: Vielen der jüngeren Hörer dürften weder die Songs noch die Original-Interpreten bekannt sein und somit der direkte Vergleich fehlen. Die teils überraschenden aber immer unaufdringlichen Arragements von Leventhal sowie Cohns markanter Bariton verleihen den Songs in vielen Fällen einen neuen Glanz.

Eine rundum gelungene CD, die mit ziemlicher Sicherheit nicht in den Playlists der kommerziellen Dudelsender landen wird, aber trotzdem unbedingt gehört gehört. Ab in die "Listening booth" und Kopfhörer aufgesetzt!

8 von 10 Zeitreisen

von Wilhelm Eder

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