Nach Corona-Skandal

Billigfleisch setzt Österreichs Bauern unter Druck

Österreich
23.06.2020 06:00

Eine Welle der Empörung schwappt derzeit dem Schlachtereibetrieb Tönnies entgegen - und das nicht nur in Deutschland. Denn das Billigfleisch überschwemmt den gesamten Markt und landet damit auch auf den Tellern der Österreicher.

Der heimischen Fleischerinnung sind die Machenschaften des deutschen Fleischriesen schon länger ein Dorn im Auge. Und das aus mehreren Gründen: Während die Tönnies-Arbeiter mit einem Mindestlohn von kolportierten 8,70 Euro abgespeist werden, verdient das Personal in heimischen Fleischereien fast das Doppelte. Zudem genießen deutsche Schlachthöfe Steuervorteile bei den Energiekosten. Strom stellt in der Fleischverarbeitung den größten Kostenfaktor dar - Stichwort: Kühlung. Dazu noch ein Vergleich: In ganz Österreich werden pro Jahr fünf Millionen Schweine geschlachtet, allein in der betroffenen Fabrik von Tönnies sind es 15 Millionen!

Köstinger: „Biligimporte setzen Bauern unter Druck“
Alles Wettbewerbsvorteile, die den Preis drücken: „Durch diese Billigimporte kommen unsere Bäuerinnen und Bauern immer mehr unter Druck. Die Lösung liegt im Bewusstsein der Konsumenten und einer ordentlichen Herkunftskennzeichnung“, so Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Beruhigend: Es gibt keine Hinweise, dass sich das Coronavirus über die Produkte übertragen lässt. Daher gibt es allerdings auch keinen Einfuhrstopp.

Am Wochenende sorgte das Foto eines Tönnies-Lkw vor einem Betrieb der Supermarktkette MPreis in Völs in Tirol für Aufregung - zumindest in sozialen Netzwerken. Auf „Krone“-Anfrage hieß es: „Die Firma Tönnies wurde letzte Woche als Lieferant gesperrt.“ Das Foto soll zudem bereits vor knapp einem Jahr aufgenommen worden sein, erklärte MPreis.

Corona-Ausbruch: Tönnies soll für Schäden haften
Die Reihentests auf dem Tönnies-Gelände sind abgeschlossen. Von 6650 Befunden sind bisher 1553 positiv. Die komplette Belegschaft steht unter Quarantäne. Deutschlands Arbeitsminister sagt, der Konzern habe seine Beschäftigten sowie auch die öffentliche Gesundheit gefährdet. Sein Vertrauen in das Unternehmen Tönnies sei „gleich null“, so Minister Hubertus Heil. Er sieht die ganze Region „in Geiselhaft“ des Fleischkonzerns und fordert, dass dieser für durch den Coronavirus-Ausbruch im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück entstandene Schäden haften müsse.

Der Chef des Fleischkonzerns, Clemens Tönnies, hatte sich bereits am Samstag öffentlich für den Ausbruch des Erregers unter Mitarbeitern seines Betriebs entschuldigt. Der Konzern stehe in „voller Verantwortung“, sagte er.

Kronen Zeitung

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