„Endlich ist was los“

Millionenschaden nach Chaos-Nacht in Stuttgart

Ausland
22.06.2020 14:36

Nach den Ausschreitungen in der Stuttgarter Innenstadt dürfte der Schaden enorm sein: Der Polizeivizepräsident Thomas Berger geht von einem sechs- bis siebenstelligen Betrag aus. Hunderte junge Leute hatten in der Nacht auf Sonntag ein regelrechtes Chaos in der deutschen Stadt angerichtet, ausgelöst wurden die Ausschreitungen wohl durch eine Drogenkontrolle. Warum die Situation derart eskaliert ist, ist noch immer ein Rätsel.

Polizeiangaben zufolge beteiligten sich bis zu 500 Personen an den Krawallen, bei denen 19 Polizisten verletzt wurden. 24 Personen wurden vorläufig festgenommen. Bei den Ausschreitungen flogen Pflastersteine auf vorbeifahrende Polizeiautos, Schaufenster wurden eingeschlagen und Geschäfte geplündert. Die betroffenen Geschäfte liegen direkt an einer zentralen Stuttgarter Einkaufsstraße.

„Endlich ist in Stuttgart was los“
Auslöser des Chaos war die Drogenkontrolle eines 17-Jährigen, mit dem sich gleich mehrere Hundert Menschen solidarisierten. Die Täter hätten sich in sozialen Medien in Pose setzen wollen, wie Polizeivizepräsident Berger berichtete, und skandiert: „Endlich ist in Stuttgart was los.“

Die Corona-Einschränkungen führen dazu, dass junge Menschen sich zunehmend im öffentlichen Raum träfen, so Berger weiter. Diese Gruppe reagierte auf normale polizeiliche Ansprache sehr aggressiv, hieß es. Schließlich hätten die Rassismusvorwürfe gegen die US-Polizei auch zu Unmut in Deutschland geführt. Zur Stimmung in der Polizei sagte Berger: „Es gibt großes Unverständnis in der Belegschaft, warum es Teile der Gesellschaft gibt, die uns das antun.“

„Gewalt ist männlich und betrunken“
Die Polizei hat nun Zeugen um Mithilfe bei den Ermittlungen gebeten - zur Aufklärung benötige man Bilder und Videos von den Straftaten und mutmaßlichen Tatverdächtigen. Verantwortlich sind nach bisherigen Erkenntnissen junge Männer aus einem Milieu, das die Stadt als „Party- und Eventszene“ beschreibt. „Gewalt ist männlich und betrunken“, kommentierte der Polizeivizepräsident.

Nach wie vor ist unklar, wie sich die Gewalt so sehr entladen konnte. Festzustehen scheint für die Polizei, dass die Randale nicht politisch motiviert war.

Politik entsetzt und fordert Konsequenzen
„Wir werden mit allem, was uns der Rechtsstaat zur Verfügung stellt, diese Randalierer verfolgen und sie zur Rechenschaft ziehen“, so Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU).

Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die Krawalle in Stuttgart scharf. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag, die Szenen seien „abscheulich“ gewesen und mit nichts zu rechtfertigen. Sie seien gegen die Stadt und ihre Bürger gerichtet gewesen. Seibert dankte zugleich der Polizei. Die Bundesregierung wisse sehr wohl, was die Polizisten tagtäglich leisteten. Den Verletzten wünschte Seibert baldige Genesung.

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer bezeichnete die Ausschreitungen in Stuttgart als „Alarmsignal für den Rechtsstaat“. Er erwarte, dass die Justiz gegen die beteiligten Täter eine „harte Strafe“ ausspreche, sagte er am Montag. Es gehe dabei um die „Glaubwürdigkeit des Rechtsstaats“. Nach den Ereignissen dürfe es nun „nicht bei Entrüstung bleiben“, so der Minister.

Die Vorgänge in Stuttgart müssten zudem in die Entwicklung in der Bundesrepublik insgesamt eingebettet werden, ergänzte Seehofer. Seit einiger Zeit nehme die Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte „stetig“ zu. Die ganz große Mehrheit der Bürger stehe hinter der Polizei. Es gebe aber offenbar Menschen, die „nicht repräsentativ seien“ und die Beamten als „Feinde“ sähen.

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