Spielberg-Rückblick

Damals noch: „Sieg der Schande“ für großen Schumi

Formel 1
20.06.2020 09:31

Es war der wohl größte Skandal der Formel-1-Geschichte in Spielberg. Die Teamorder-Affäre von Ferrari ging als großes Drama für Barrichello und Fans in die Annalen ein. Legende Michael Schumacher gab den „gestohlenen“ Pokal am Podest weiter. Rückblick von Christoph Kothgasser.

Die Gazetten überschlugen sich, die deutsche „Bild-Zeitung“ titelte vom „Sieg der Schande“. Die Fans waren enttäuscht, fühlten sich betrogen. Die spanische „As“ schrieb: „Ferrari verwandelt die Formel 1 in eine Witzveranstaltung.“ Und auch die italienische „Gazzetta dello Sport“ polterte: „Ferrari ruiniert alles. Diese Entscheidung ist Selbstmord.“ Auch 18 Jahre nach dem großen Skandal von Spielberg ist die Ferrari-Stallorder von 2002 in den Köpfen der Formel-1-Fans immer noch sehr präsent.

Dass damals der sicher geglaubte Sieger Rubens Barrichello, der 2002 das gesamte Spielberg-Wochenende dominierte und schneller war, als alle anderen, nach der letzten Kurve noch seinen Teamkollegen Michael Schumacher für den Sieg vorbeiziehen lassen musste, empfanden so viele schlichtweg als Farce. Obwohl die Stallorder damals offiziell ja nicht verboten war.

Der „hässlichste Sieg“
Barrichello konnte einem leidtun. Vor allem, da ein derartiger „Platzwechsel“ bei der Scuderia nicht das erste Mal passiert war. Bereits ein Jahr zuvor musste der Brasilianer in Österreich mit seinem Kollegen die Plätze tauschen, damit „Schumi“ Zweiter statt Dritter wurde. Damals passierte auch der bekannte Funkspruch von Teamchef Jean Todt: „Rubens, let Michael pass for the Championship.“ Also: Lass Michael für die Weltmeisterschaft vorbeiziehen. 2002 ging es aber sogar um den Sieg. Die „Münchner Abendzeitung“ resümierte nach dem Rennen: „Schumis hässlichster Sieg.“

Ferrari und Schumacher ernteten für die Stallorder von der Ehrenrunde über die Podiumszeremonie bis hin zur Pressekonferenz ein Pfeifkonzert. Gerhard Berger, damals BMW-Sportdirektor, schimpfte: „Ein Kasperltheater!“ Auch wegen der Szene am Podium: Schumacher reichte den Siegerpokal an Barrichello weiter und bugsierte diesen auf das oberste Treppchen. Der Weltverband FIA verdonnerte Ferrari daraufhin zu einer Strafe von einer Million Dollar. Ein Jahr später war die Stallorder verboten.

Christoph Kothgasser, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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