SPÖ will Preisgrenzen

Folgt auf Corona-Krise jetzt die Mietkrise?

Österreich
18.06.2020 18:21

Jeder zehnte Österreicher kann sich die Miete für seinen Wohnraum schon jetzt kaum leisten. Die Corona-Krise wird für Geschäftsinhaber und Private die Misere vergrößern, warnt die Mietervereinigung.

Patrice Fuchs führt ein Einrichtungsgeschäft in Wien-Mariahilf. Vor der Corona-Pandemie lief der Betrieb wie am Schnürchen. Mittlerweile stehen der Wienerin die Sorgenfalten auf der Stirn. Nach dem Lockdown blieben die Kunden aus, mit den verbliebenen 30 Prozent des Umsatzes aus Vorkrisenzeiten stemmt die Verkäuferin kaum noch die Miete. Nur ein Beispiel von vielen.

Die Mietervereinigung ist mehr als besorgt. „Wohnen ist kein verzichtbarer Luxus, sondern Grundbedürfnis“, so MVÖ-Präsident Georg Niedermühlbichler am Donnerstag im Cafe Prückel an der Wiener Ringstraße gegenüber der „Krone“. Passiere nichts, drohe nach der Gesundheits- und Wirtschafts- auch eine Wohnkrise. Und die schlage sich zeitverzögert sowohl bei Wohnungs- als auch Geschäftsmietern nieder. Bereits jetzt bezahlt jeder zehnte Österreicher mehr als 50 Prozent seines Einkommens, um sich die private Mietwohnung überhaupt leisten zu können. Womit 160.000 unmittelbar vor dem finanziellen Kollaps stehen. Weitere 623.000 legten schon 2017 zumindest 40 Prozent für die Wohnung hin.

Unter kleinen und mittleren Betrieben gehe derzeit ebenso die Verunsicherung um, vor allem im rechtlichen Bereich. Wer zahlt Mieten, wenn kein Gehalt mehr auf dem Konto landet? Was passiert, sollte ein neuerlicher Lockdown verordnet werden? Kann mich mein Vermieter ab Sommer aus meinen vier Wänden werfen? 17.000 solcher Fragen verzeichnete die Beratungs-Hotline der MVÖ seit Mitte März.

Nun fordert Niedermühlbichler die Regierung eindringlich auf, zu handeln. Ein neues Mietrecht mit klaren Preisgrenzen müsse ebenso her wie die Abschaffung der Befristungen bei Verträgen. Darüber hinaus sollen Sofortmaßnahmen die ersten Notfälle verhindern. Für Mieter, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten sind, muss ein bundesweiter „Sicher-Wohnen-Fonds“ geschaffen werden, der rasch und unbürokratisch hilft, so der MVÖ-Präsident. „Es ist wenig Luft nach unten“ warnt Fuchs. Viele Kollegen würden überlegen in andere Branchen zu wechseln. Leer stehende Geschäftsflächen wären die Folge. Und das, so die Wienerin, könne ja auch die Regierung nicht gutheißen.

Stefan Steinkogler, Kronen Zeitung

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