„Unverschuldet“

Covid-Tote: Patientenanwältin verteidigt Heim

Wien
18.06.2020 15:55

Keinen Anlass zur Kritik an der Einrichtung selbst sieht die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz nach den neun seit Anfang Juni aufgetretenen Todesfällen in einem privat geführten Wiener Pflegewohnheim. Das Coronavirus sei „unverschuldet“ in das Haus getragen worden. „Es ist dann alles getan worden, um weitere Infektionen zu vermeiden“, meinte Pilz am Donnerstag.

Die Patientenanwältin hatte sich selbst einen Überblick über die Lage in der Einrichtung in Liesing verschaffen wollen. Sie habe sich über den Infektionsausbruch an Ort und Stelle von der Einrichtungsleitung informieren lassen, sagte sie. Ihr Fazit: „Ich bin nicht die Gesundheitsbehörde. Aber mir wurde glaubhaft und nachvollziehbar dargelegt, dass man versucht hat, das Beste zu machen. Eine weitere Verbreitung konnte aber nicht mehr verhindert werden.“

„Kein Risikoverhalten an den Tag gelegt“
Dass eine infizierte Mitarbeiterin ohne Symptome das Virus in die Pflegeeinrichtung getragen habe, sei schlicht und einfach Pech gewesen: „Sie hat kein Risikoverhalten an den Tag gelegt.“ Danach seien sofort alle nötigen Maßnahmen von Isolation über die Verlegung von Bewohnern bis zur Verhängung eines Besuchsverbots unternommen worden, sei ihr berichtet worden. Sie sehe keinen Grund, daran zu zweifeln. „Ich bin bekannt dafür, Gesundheitseinrichtungen zu kritisieren, wenn es notwendig ist“, aber in diesem Fall sehe sie keinen Anlass dafür, versicherte die Patientenanwältin.

Pilz wies prinzipiell auf die „schwierige Balance zwischen rigidem Schutz und der Möglichkeit der Kommunikation“ im Pflegebereich hin. Zu Recht habe sie in den vergangenen Wochen viele Beschwerden von Bewohnern und Angehörigen über die strikten Ausgangs- bzw. Besuchsregeln bekommen.

„In der Pflege ist Nähe das Grundprinzip“
Für das Personal selbst sei die Lage auch schwierig: „In der Pflege ist Nähe das Grundprinzip.“ Und es sei eine große Herausforderung, stets Distanz etwa zu dementen Menschen zu wahren, die zugleich noch schlecht hören und sehen. Denn die Betroffenen bräuchten neben der Körperpflege auch Berührung und Menschlichkeit und verstünden teilweise auch die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen nicht. Sie sehe bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Heimbetreibers in Liesing hier eine große Sensibilität: „Ich habe ihnen dafür auch meine Hochachtung ausgesprochen.“

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