Häftling vor Gericht

Banküberfall aus Leidenschaft für Motorräder

Wien
27.08.2010 12:07
Prozess gegen einen mutmaßlichen Bankräuber in Wien: Ein 40-jähriger, aus Argentinien stammender Motorradnarr hat am Freitag vor dem Straflandesgericht zugegeben, in Wildwestmanier mit einem bisher nicht ausgeforschten Komplizen eine BAWAG-Filiale in der Brigittenau ausgeraubt und dabei 150.000 Euro erbeutet zu haben. Die Anschuldigung, bereits einen Monat zuvor eine weitere Bank überfallen zu haben, wies der Angeklagte jedoch zurück.

Der Angeklagte gab an, nichts mit dem Überfall auf eine Post-AG-Filiale vom 15. September 2006 zu tun gehabt zu haben. Er schloss aber nicht aus, dass sein späterer Komplize an diesem Coup beteiligt war. Geständig zeigte sich der Angeklagte bezüglich des spektakulären BAWAG-Überfalls vom 10. Oktober 2006. Er und sein Mittäter - angeblich ein in Tschechien wohnhafter Holländer namens Jan, den die Polizei bisher nicht gefunden hat - hätten den Raub bereits einen Monat zuvor geplant, wobei Jan den Großteil der Vorbereitungen übernahm, da dieser bereits einschlägige Erfahrungen hatten.

Dem 40-Jährigen wurde die Aufgabe zuteil, den Sicherheitsmann möglichst schnell auf Waffen zu überprüfen und danach über den Schalter zu springen, um die Angestellten mit einer täuschend echt aussehenden Plastikpistole zu bedrohen. Währenddessen hielt der zweite Räuber die restlichen Leute mit einer Pump Gun-Attrappe in Schach. Darüber hinaus gab der Vater einer Tochter zu, der Lenker des eigens zu diesem Zweck gestohlenen Flucht-Motorrads gewesen zu sein.

Leidenschaft für Motoräder und Rennen finanziert
Von der Beute bekam der österreichische Staatsbürger mit argentinischen Wurzeln lediglich 50.000 Euro. Dazu meinte er: "Jan kümmerte sich beinahe um die ganze Planung und stellte sowohl das Motorrad als auch die Waffenattrappen zur Verfügung." Auf die Frage der Richterin, was ihn denn zu der Straftat veranlasst hätte, sagte er: "Ich wollte meiner Freundin etwas bieten und mein Hobby finanzieren. Ich gehe gerne auf die Rennstrecke Motorradfahren. Bei einem Tag auf der Rennstrecke sind 2.000 Euro schnell weg."

Schon vorher hatte sich der 40-Jährige mit illegalen Machenschaften Geld beschafft, indem er in Österreich unter falschem Namen zwei Motorräder und einen Mercedes-Transporter angemietet, diese nach Tschechien verbracht und dort um insgesamt 11.600 Euro verkauft hatte. Jedoch beschwor er, der Überfall vom 10. Oktober wäre sein einziger Bankraub gewesen.

DNA-Spur als Verbindung zu Bankraub
Der Mann verbüßt derzeit eine mehrjährige Freiheitsstrafe, nachdem er an der deutsch-niederländischen Grenze mit Tausenden Ecstasy-Tabletten aufgegriffen wurde. Vor seiner Auslieferung nach Österreich hatte er versucht, aus einem deutschen Gefängnis zu fliehen, indem er einen Wachmann mit einem selbst gefertigten, messerähnlichen Gegenstand bedrohte. Im Nachhinein konnte ihm mittels einer DNA-Spur der Jahre zurückliegende BAWAG-Überfall zugeordnet werden. Der Verdacht, auch in den Post-Überfall verwickelt gewesen zu sein, gründete sich darauf, dass bei beiden Straftaten ein Motorrad mit dem identen Kennzeichen zur Flucht benutzt wurde.

Die Verhandlung wurde zur weiteren Beweisaufnahme auf den 24. September vertagt. Im Fall eines Schuldspruchs drohen dem 40-Jährigen bis zu 15 Jahre Haft.

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