Wahl in Graz-Umgebung

Rote Sehnsucht und ein „gallisches Dorf“

Von vielen als Grazer Speckgürtel belächelt, ist der Bezirk eine der am stärksten wachsenden Regionen im Land - was auch Herausforderungen mit sich bringt.

Für so manch gemarterte Funktionärsseele im SPÖ-Apparat muss eine Fahrt ins Grazer Umland einer Zeitreise gleichen - und zwar in eine längst verloren geglaubte rote Glückseligkeit. In einer der am stärksten wachsenden Regionen Österreichs hält sich die Sozialdemokratie in nahezu allen großen Gemeinden seit Jahrzehnten an der Spitze.

So wie etwa in Gratwein-Straßengel: In der mit rund 13.000 Einwohnern größten Gemeinde des Bezirks steht Bürgermeister Harald Mulle einer absoluten Mehrheit im Gemeinderat vor. „Auch wenn es ein irrsinniger Kraftakt war, aber ich bin stolz darauf, wie die Fusion aus vier so unterschiedlichen Ortsteilen letztendlich funktioniert hat“, sagt der Gemeindechef.

Zuzug als Herausforderung
Wie quasi überall in Graz-Umgebung stellt der Zuzug auch die Großgemeinde vor Herausforderungen. „Wir haben gerade den ersten Flächenwidmungsplan seit der Fusion verabschiedet - im Mittelpunkt steht dabei die Lebensqualität. Ich möchte den Zuzug im Rahmen halten, nicht alles soll zugebaut werden“, stellt Mulle klar.

Einer, der dem Bürgermeister ein Haxl stellen will, ist Wolfgang Lagger. Der blaue Vize-Ortschef lässt an der Zusammenarbeit mit der SPÖ kein gutes Haar. „Die letzten fünf Jahre waren sehr schwierig - über die Opposition wird drübergefahren, deshalb wollen wir die Absolute auch brechen.“ Seine Forderungen: „Wir brauchen mehr Transparenz - es kann nicht sein, dass etwa der Bau des Verwaltungszentrums ohne öffentliche Ausschreibung über die Bühne geht.“

Gute Stimmung nach Fusion in Seiersberg-Pirka
In einer roten Hochburg findet man sich auch wieder, wenn man den Plabutschtunnel in Richtung Süden fährt. In Seiersberg-Pirka erreichten Werner Baumann und Genossen bei der letzten Wahl stolze 58 Prozent. „Mittlerweile halten wir bei einer Zustimmung von 90 Prozent für die Fusion“, ist der 53-Jährige zufrieden.

Baumann betont das gute Klima im politischen Alltag. „99 Prozent unserer Gemeinderatsbeschlüsse fallen einstimmig.“ So auch für den baldigen Spatenstich zum neuen Ortskern für knapp elf Millionen Euro. Dazu plant Baumann ein Pflegezentrum mit Heim, betreutem Wohnen und einer Ausbildungsstätte für Pflegeberufe - „zwei Grundstücke und einen Betreiber haben wir schon in Aussicht - jetzt ist das Land am Zug.“

„Rotes“ Kalsdorf
Auch die Nachbargemeinde Kalsdorf ist fest in roter Hand. Dort hat Manfred Komericky vor einem Jahr das Bürgermeisteramt übernommen. „Die Arbeit macht mir wirklich Spaß, man bekommt so viel Positives zurück“, ist Komericky, der ja auch stellvertretender Polizeichef der Steiermark ist, angetan. Nach dem neuen Gemeindezentrum will er einen Schulcampus bauen. „Die Volksschule wird neu gebaut, dazu eine Ganztagesschule und mittelfristig wollen wir auch ein Gymnasium.“

Schwester der Ministerin als Ortschefin
Ähnlich lang wie Komericky ist Barbara Walch in Wundschuh im Amt. Die Schwester von Familienministerin Christine Aschbacher ist eine von insgesamt 24 ÖVP-Ortschefs im Bezirk. „Gerade die verkehrspolitischen Herausforderungen sind enorm, wir wollen aber natürlich die Nummer eins bleiben.“

In Feldkirchen bläst FPÖ-Vizebürgermeister Stefan Hermann zur Jagd auf Erich Gosch (ÖVP) - mit dem Kochbuch „Mein Rezept für Feldkirchen“ geht er auf Stimmenfang. „Das große Thema ist auch bei uns der Verkehr - die Begegnungszone gehört endlich abgeschafft!“

Relativ beruhigt kann Josef Birnstingl in die Wahl gehen. Der ÖVP-Bürgermeister von St. Bartholomä kam bei der letzten Gemeinderatswahl auf fast schon absolutistische 72,10 Prozent.

Großparteien haben in Peggau Sendepause
Nichts zu melden - und das seit Jahrzehnten - haben die Großparteien in Peggau. Dort stellt die Heimatliste seit über 50 Jahren die absolute Mehrheit. „Seit meiner Übernahme vor zweieinhalb Jahren fällt bei uns jeder Beschluss einstimmig“, betont Bürgermeister Hannes Tieber. Stolz ist er auch auf die starke Wirtschaft im Ort. „Wir sind eine der wenigen Gemeinden, in die mehr ein- als ausgependelt wird, bei 2300 Einwohnern haben wir rund 1500 Arbeitsplätze.“

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