Probleme in Wien

Corona im Kindergarten: Das Tagebuch des Versagens

Wien
17.06.2020 06:00

Eine Woche lang banges Warten, kaum Infos, widersprüchliche Verhaltensregeln für Eltern, Chaos bei Testungen: Ein Corona-Fall in einem Kindergarten im 2. Wiener Gemeindebezirk legt die Schwächen unseres Gesundheitssystems schonungslos offen. Selbst die zuständige Behörde ist unzufrieden und räumt Fehler ein.

Über die Probleme haben die Betroffenen, die ihre Erfahrungen regelmäßig austauschten, ausführlich Tagebuch geführt. Es beginnt am 2. Juni, als ein Kind mit Corona-Verdacht getestet wird (und tatsächlich daran erkrankt ist, wie sich später herausstellt). Die Einrichtung wird geschlossen. Wann sie wieder öffnen darf, darüber bleiben die Familien lange Zeit im Ungewissen, ebenso darüber, wann wer getestet wird oder ob auch Eltern in Quarantäne müssen. Anfragen am Telefon werden gar nicht beantwortet oder mit nichtssagenden Floskeln abgetan.

„Erhielten völlig unterschiedliche Infos“
Erst nach sechs Tagen steht fest: Das getestete Kind hat das Virus in sich. Jetzt müssen alle 75 Mädchen und Buben der Einrichtung ebenfalls untersucht werden. Und das Chaos geht weiter: „Manche Tester haben vorher angerufen, andere kamen unangekündigt vorbei“, schildert eine Mutter. „Und wir erhielten völlig unterschiedliche Infos, wer die Wohnung verlassen darf und wer nicht.“ Der Gipfel: Geschwister, die im selben Haushalt leben und beide den betroffenen Kindergarten besuchen, werden an unterschiedlichen Tagen getestet, weil bei der Namensliste geschlampt wurde.

Gesundheitsamt sieht selbst Verbessungsbedarf
Das Gesundheitsamt sieht selbst Verbesserungsbedarf im Zusammenspiel der verschiedenen Test-Organisationen und diversen Labors. „Es hat Probleme gegeben. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Gesamtprozess zu optimieren“, erklärt Birgit Fykatas-Guth von der MA 15. Ziel sei es, in „24 bis 48 Stunden“ ein Testergebnis zu haben. „Das hatten wir schon. Im Moment dauert es punktuell länger“, so die Expertin. Zurück zum Kindergarten. Der blieb für insgesamt zwei Wochen zu. Ein weiterer Corona-Fall tauchte zum Glück nicht mehr auf.

Alex Schönherr, Kronen Zeitung

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