Wegen Spionagevorwurf

US-Bürger zu 16 Jahren Haft in Russland verurteilt

Ausland
15.06.2020 12:58

Ein möglicher Spionagefall droht nun, die ohnehin gespannten Beziehungen zwischen Moskau und Washington weiter zu belasten. Ein russisches Gericht verurteilte den seit eineinhalb Jahren inhaftierten US-Bürger Paul Whelan nun zu 16 Jahren Haft. Das Gericht sah die Agententätigkeit des 50-Jährigen am Montag als erwiesen an, das Urteil blieb aber unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Whelan betont indessen weiterhin seine Unschuld.

Der Ex-Soldat soll laut russischem Geheimdienst FSB auf frischer Tat dabei ertappt worden sein, als er geheime Daten auf einem USB-Stick erhalten habe. Nach Darstellung der Verteidigung ging Whelan aber bei einem seiner vielen Besuche in Moskau vielmehr davon aus, dass es sich lediglich um private Inhalte gehandelt habe. Die Staatsanwaltschaft forderte 18 Jahre Straflager für das vermeintliche Vergehen.

Seit eineinhalb Jahren in Haft
Whelans Anwalt Wladimir Scherebenkow hatte im Vorfeld immer wieder kritisiert, dass es in dem Verfahren keine Beweise gegeben habe. Er möchte das Urteil anfechten, wie er am Montag erklärte. In seinem Schlusswort vor Gericht hatte Whelan nochmals betont, dass er unschuldig sei. Auch Zeugen hätten bestätigt, dass Whelan weder Informanten angeworben noch geheime Informationen gesammelt habe, sagte Scherebenkow. Whelan war im Dezember 2018 festgenommen worden und saß seither in Haft.

Kritik an Haftbedingungen
Im März hatte der US-Botschafter in Moskau, John J. Sullivan, nach einem Besuch bei Whelan die Haftbedingungen massiv kritisiert. Whelan werde ohne Beweise festgehalten und erhalte wegen einer potenziell lebensbedrohlichen Krankheit keine richtige Behandlung. Im Beisein seiner Botschafter-Kollegen aus Großbritannien und Irland hatte Sullivan ein faires und transparentes Verfahren gefordert. Whelan ist Staatsbürger dieser drei Staaten sowie Kanadas.

Zwist um Spionagefälle
Immer wieder gibt es zwischen den USA und Russland viel beachtete Spionagefälle. Ob es dabei stets um echte oder vielleicht nur vermeintliche Agenten geht, ist kaum überprüfbar. In der Vergangenheit einigten sich Russland und die USA aber auch auf einen Austausch von Gefangenen. Russlands Präsident Wladimir Putin, selbst ein ehemaliger Geheimdienstchef, hatte im vergangenen Jahr bei einer FSB-Versammlung vor ausländischen Spionageangriffen auf sein Land gewarnt. Laut ihm wurden alleine im Jahr 2018 mehr als 460 Spione enttarnt.

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