Ernsthaft verschärft

KTM 890 Duke R: Mehr als nur ein bissl stärker

Motor
28.06.2020 01:00

Stärker, schärfer, edler: KTM hat an der selbstbewusst Skalpell genannten 790 Duke den Schleifstein angesetzt und das begeisternde Mittelklasse-Naked-Bike weiter verfeinert. Mit mehr Leistung und Drehmoment, einem noch besseren Fahrwerk und Top-Brembos wurde daraus die KTM 890 Duke R.

(Bild: kmm)

Schon die zivile Version 790 Duke ist so „ready to race“, wie bekanntlich der KTM-Leitspruch lautet, dass die Mattighofner mit ihr beim legendären Bergrennen Landshaag - St. Martin zur Markteinführung in einer eigenen Klasse angetreten sind, mit Teams der wichtigsten österreichischen Motorrad-Medien und der „Krone“. Dabei ist mir die 790 ans Herz gewachsen.

Die 890 R ist die fast schon logische Konsequenz, denn mehr Leistung geht bekanntlich immer und solange auf den Bremsen noch nicht Brembo draufsteht, geht da auch noch was. Aber im Einzelnen:

890: Nomen est omen
Anders als bei der 790er bekommt man bei der 890 R exakt das, was draufsteht: 890 ccm Hubraum. Den 799-ccm-Twin haben sie um 91 ccm vergrößert, dazu Bohrung und Hub erweitert und die Verdichtung erhöht. Und Ventile mit größerem Querschnitt verbaut. Macht unterm Strich statt 105 nun 121 PS und statt 86 nun 99 Nm bei 7750/min. Dadurch wurde der Motor stärker, aber trotz schärferer Nockenwelle nicht giftiger. Eine 20 Prozent schwerere Kurbelwelle trägt zu besseren Manieren bei.

Wo bei der 790er der Sport-Modus im Alltag immer etwas anstrengend war, bin ich mit der 890 R am liebsten in diesem Modus unterwegs. Die Gasannahme ist angenehm und man braucht die Hand nicht so weit drehen, um mehr Leistung abzurufen. Ich fahre also quasi automatisch ambitionierter, ohne das mit überfallartigem Krafteinsatz zu erkaufen. Und Leistung gibt es satt, im Vergleich zur Basis spürt man das übers ganze Drehzahlband deutlich.

Die Ergonomie wurde leicht geändert. Die Gabel hat mehr Federweg, der Lenker liegt flacher vor dem Fahrer, die Rasten eine Spur weiter hinten oben, der Hintern sitzt 830 statt 810 Millimeter über dem Boden. Das passt gut, auch mit 1,88 Meter Körpergröße. Vorderradorientierter, aber längst nicht so wie auf der 1290 Super Duke R.

Einstellbares Fahrwerk
Die Gabel ist hier in Zug- und Druckstufe einstellbar, ebenso das Federbein an der Aluminium-Zweiarmschwinge. Natürlich bleibt auch die Federbasis einstellbar. Die Bremsscheiben messen vorne 320 statt 300 mm im Durchmesser und werden von Brembos Stylema-Zangen in Vierkolben-Festsätteln bearbeitet.

Das ist alles so handlich! Eher wie ein Moped als wie ein Über-120-PS-Bike. Kein Wunder, bei nur 187 kg vollgetankt. Allzu viel Sprit ist in dem Gewicht nicht drin, der Tank fasst lediglich 14 Liter. Mit nur 4,5 l/100 km Testverbrauch sind trotzdem brauchbare Reichweiten zu erzielen.

Top ausgestattet - oder auch wieder nicht
ABS und Traktionskontrolle - beide schräglagenabhängig - sind serienmäßig. Wer glaubt, KTM hat einfach alles, was gut und teuer ist, drangeschraubt, liegt allerdings falsch: Im Gegensatz zur 790er ist auf der 890 R weder der Quickshifter mit Blipper, noch der Track-Modus mit abschaltbarer Wheelie-Kontrolle und erweiterten Einstellmöglichkeiten Serie. Das eine kostet 400 Euro extra, das andere 350. Der Quickshifter funktioniert prinzipiell sehr geschmeidig, am Testbike hatte er aber hin und wieder Aussetzer.

Wofür verlangt KTM dann 2400 Euro Aufpreis, also 13.899 statt 11.499 Euro? Stärkerer Motor, besseres, einstellbares Fahrwerk und eine Bremserei, die für die 790 gar nicht angeboten wird, dürften Argumente genug sein. Außerdem die sportlichere Erstbereifung (Michelin Power Cup 2 statt Maxxis Supermax ST). Aufrüsten muss man dann sowieso noch, mit Akrapovic und Co.

Unterm Strich
Die KTM 790 Duke ist gut und für viele Fahrer sicher genau richtig. Wer etwas mehr will, aber nicht zum Wahnsinn namens 1290 Super Duke R greifen will, der wird mit der 890 Duke R glücklich. Die geht richtig gut, ohne sofort zu überfordern. Dass man realistisch locker 16.000 Euro auf den Tisch des Hauses blättert, muss es einem wert sein.

Warum?
Genau richtig nachgeschärft
Tolle Elektronik
Leicht und top Handling

Warum nicht?
Unübersichtliche Ausstattungspolitik

Oder vielleicht ...
... KTM 790 Duke, Yamaha MT-09 SP, Triumph Street Triple RS

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(Bild: kmm)



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