„Dieses blöde Virus“

Seniorenheim-Besuch: Sicherheit geht vor Umarmung

Österreich
11.06.2020 17:38

Besuche in Seniorenheimen sind mit großem Aufwand verbunden. „Krone“-Redakteurin Gabriela Gödel erzählt, wie sie trotz allem mit ihrer Mutter Momente der Nähe teilt.

Im amerikanischen Fort Knox lagerten einst sämtliche Goldbestände. Wie Gold behandelt werden auch die Bewohner im Caritas-Haus St. Klemens in Wien-Penzing. Denn auch dort geht Sicherheit vor allem anderen in der Noch-immer-Corona-Zeit.

Medizinisches Formblatt, Fiebermesse, Desinfizieren der Hände und des Handys
Das beginnt beim Ausfüllen eines medizinischen Formblattes, Fiebermessen, Desinfizieren der Hände und des Handys, damit meine Mutter wieder einmal zumindest Fotos des Baby-Urenkerls sieht, das in Dresden (D) aufwächst ...

Nach jedem Besuch wird desinfiziert
Ein Besuch in ihrem schönen, geräumigen Wohnzimmer ist noch nicht gestattet. Der große Festsaal wurde geräumt, es gibt je zwei zusammengeschobene Tische, abgedeckt mit Glasplatten - und eine hohe gläserne Trennwand. Nach jedem Besuch - der im Stundentakt vergeben ist - wird desinfiziert. Warntafeln mahnen zum Abstandhalten.

Und dann, wenn ich schon Platz genommen habe, kommt erst SIE. Die Mama. Im bunten Kleid, fröhlich, freudig, winkend, begleitet von Snezana Maric, der Stationsleitung. Sie übernimmt das Handy, reicht es an die Mutter weiter, und gemeinsam wird der erste Zahn des Urenkelbuben belächelt. Das ist trotz der allgegenwärtigen Masken zu sehen!

„Was gibts Neues, Mama?“
„Was gibt’s Neues, Mama?“ Sie berichtet mir, was ich meist versäume. Von den Pressekonferenzen des Kanzlers, den sie als „beruhigend“ empfindet. Von den Mahlzeiten, die auf der Station gemeinsam eingenommen werden. Von den Studenten, die im Heim Platz gefunden haben und die Senioren beschäftigen mit Spielen und Plaudern. Und dann schimpft sie schon ein bisserl über „dieses blöde Virus“, sagt aber gleich, dass Vorsicht eben doch g‘scheiter ist als krank zu werden.

Eine erste Lockerung gibt es - man darf gemeinsam vors Haus, eine Runde. Mit Maske, mit Abstand. Noch.

Gabriela Gödel, Kronen Zeitung

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