Hilfen, Theaterbesuche

Mayer: „Man kann es nie allen recht machen“

Politik
11.06.2020 10:39

Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin Ulrike Lunacek wurde die neue Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer allerorts freundlich empfangen. Im „Krone“-Interview spricht sie über heftige männliche Kritik, was man als Frau wissen müsse sowie über die Hilfspakete. Bei allgemeinen politischen Fragen hält sie sich bedeckt.

„Krone“: Frau Staatssekretärin, Ihre Vorgängerin Ulrike Lunacek wurde regelrecht aus dem Amt getrieben. Hat Sie die Heftigkeit der Kritik, die da aus den männlichen Künstlerreihen kam, überrascht?
Andrea Mayer: Nein. Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen, werden stets viel härter beurteilt und viel stärker kritisiert als Männer. Das war auch bei Ulrike Lunacek so. Man muss als Frau wissen, was da auf einen zukommen kann und wie man damit umgeht.

Sie haben viele Vorschusslorbeeren bekommen. Aber haben Sie nicht Sorge, dass die Künstler, wenn es diesen wieder nicht passt, auch auf Sie losgehen?
Ich habe mich sehr über die positiven Rückmeldungen gefreut. Aber mir ist natürlich klar, dass man es nie allen recht machen kann. Ich werde mein Bestes geben, damit wir ohne Shitstorm durchkommen.

Wie lange haben Sie überlegt, ob Sie den Job machen?
Solche Entscheidungen müssen immer sehr schnell fallen, man hat da wenig Zeit. Aber ich habe schon überlegt, man stürzt sich nicht kopflos in so eine große Herausforderung.

Die Wirtschaftskammer schätzt, dass 15 Prozent der Gastronomiebetriebe die Corona-Krise nicht überleben werden, in Wien geht man sogar davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der Lokale nicht mehr aufsperren. Wie viele Künstler und Kunstbetriebe werden auf der Strecke bleiben?
So eine Rechnung kann ich noch nicht aufstellen. Wir haben eine Wifo-Studie in Auftrag gegeben, die sich damit beschäftigt, wie hoch die Wertschöpfung der Kunst- und Kulturbranche ist und wie weit diese leiden wird. Mein Anspruch ist, dass wir keine Künstler zurück lassen und auch keine Kulturinstitution verlieren.

Wie genau soll das funktionieren? Die bisherigen Pläne sind eher vage.
Nein, es ist gar nicht vage. Wir haben für die einzelnen Künstler verschiedene Töpfe. Das eine ist der Härtefallfonds. Mir war es aber auch wichtig, eine eigene Überbrückungsfinanzierung auf die Beine zu stellen, maßgeschneidert für Künstler. Für alle, die in diesen beiden Fonds nicht unterkommen, werden wir noch eine Notfallschiene einziehen - für jene, die ein ganz geringes Einkommen haben. Die Kulturinstitutionen stehen hoch auf der Agenda der Regierung, wir verhandeln mit dem Finanzminister über die Mittel für das Jahr 2020. Und wir haben viele Förderungen vorgezogen.

Man hatte zuletzt nicht den Eindruck, dass Kunst und Kultur der heimischen Politik sehr wichtig sind. Es gab auch viel Kritik, weil es eben „nur“ ein Staatssekretariat ist.
Es gibt ja einen Kulturminister, nämlich Vizekanzler Werner Kogler. Und es gibt ein Staatssekretariat - im Team ist man einfach immer stärker. Wir arbeiten gut zusammen, und ich bin sehr optimistisch, dass wir etwas Gutes zusammenbringen.

Wie erklären Sie, dass große Konzerte wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden, aber riesige Demonstrationen erlaubt sind?
Es ist positiv, dass 50.000 Menschen gegen Rassismus demonstriert haben. Der Minister hat wegen des fehlenden Abstands sofort reagiert, nächste Woche werden wir sehen, was im Veranstaltungsbereich weiter möglich ist.

Würden Sie sich sieben Stunden mit einer Maske in eine Theater-Aufführung setzen?
(Lacht und überlegt) Sieben Stunden, das ist vielleicht sehr, sehr lang. Aber die letzten Monate haben uns allen gezeigt, wie sehr es uns gefehlt hat, Kunst und Kultur zu erleben. Und wenn man jetzt zum Hinein- und Hinausgehen eine Maske braucht, dann sei’s drum.

Doris Vettermann, Kronen Zeitung

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