krone.at-Kolumne

Von Entschlageritis und Geschwurbel im U-Ausschuss

Politik
10.06.2020 12:00

Die Anhörungen im Ibiza-U-Ausschuss brachten bisher nicht viel Neues zutage. Statt Antworten zur politischen Verantwortlichkeit serviert der Großteil der Befragten ein fröhliches Schaulaufen an Entschlagungen und Geschwubel. Das ist eine Farce.

Die im Ausschuss geladenen Befragten führen den Begriff „Auskunftsperson“ ad absurdum. Denn: Auskunft zu fragwürdigen Vorgängen in der Republik gibt auch am vierten Tag kaum einer. Wer auf jedes „Dazu möchte ich mich entschlagen“ in diesem U-Ausschuss ein Glaserl heben müsste, hätte schnell einen Vollrausch. Dieses Trinkspiel ist nicht auf nüchternen Magen zu empfehlen.

„Wie heißen Sie?“ - „Dazu möchte ich mich entschlagen!“
Natürlich bedeutet auch ein U-Ausschuss nicht, dass das Recht des Einzelnen ausgehebelt werden darf. Wenn triftige Gründe für eine Entschlagung vorgebracht werden können, soll dem auch so sein. Kafkaesk wird es dann, wenn jede Frage - und sei sie noch so simpel - damit pauschal vom Tisch gewischt wird. Bei den bisherigen Anhörungen hatte man jedenfalls den Eindruck, als könnte manche Auskunftsperson nicht einmal die Frage nach dem eigenen Namen ohne Herumdrucksen beantworten. Der Kindergarten lässt grüßen.

Wer hat eigentlich Geschwurbel in die Politik gebracht?
Eine weitere Unart, die dieser U-Ausschuss zutage gebracht hat, ist jene des Zitteraal-ähnlichen Windens. Wenn gestandene Männer bei simplen Ja-oder-Nein-Fragen zuallererst von der aufgehenden Sonne schwadronieren müssen, muss man sich schon die Frage stellen, wer unseren politischen Verantwortungsträgern gesagt hat, dass dieses Herumgeschwurbel beim Bürger gut ankommt. Das tut es nämlich nicht. Im Gegenteil. Es nervt.

„Dazu habe ich keine Wahrnehmung“ - der Unsatz des Jahres
Die dritte Form der lustigen Antwortmöglichkeiten im Ausschuss ist jene des Wahrnehmungsverlustes. Sie wird angewandt, wenn weder Entschlagung noch Schwadonieren greifen, denn: „Dazu habe ich keine Wahrnehmung“ passt eigentlich immer. Interessant wird es dann, wenn es Schwarz-auf-Weiß-Beweise gibt, die Wahrnehmung tragischerweise aber dennoch nicht ausreicht. Wenn Politiker, die sonst immer auf alles eine Antwort haben, plötzlich schmähstad werden - das ist schon ganz großes Kino.

Noch ein Jahr Unterhaltungs-Ausschuss …
Bisher war der U-Auschuss mehr Unterhaltungs- als Untersuchungsausschuss. Klar, es ist erst der vierte Tag, das kann sich noch ändern. Rund ein Jahr und 39 Befragungstage haben wir ja noch vor uns - so lange soll er dauern. Das ist genug Zeit, um klare Antworten zu bekommen. Außer, man will einfach nicht.

Katia Wagner, krone.at

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