Prozess gestartet

Mordfall Lucile: Fernfahrer (43) auf Anklagebank

Tirol
09.06.2020 11:20

Mehr als sechs Jahre nach dem gewaltsamen Tod der französischen Austauschstudentin Lucile K. im Tiroler Kufstein muss sich am Dienstag der tatverdächtige 43-jährige Fernfahrer aus Rumänien am Landesgericht Innsbruck wegen Mordes verantworten. Der Rumäne, der im Dezember 2017 nach dem Sexualmord an einer 27-jährigen Joggerin in Deutschland zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden war, bekannte sich nicht schuldig.

Gegen 9 Uhr hat der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder von Lucile K. am Innsbrucker Landesgericht begonnen. Das mediale Interesse ist groß, auch einige Journalisten aus Deutschland wohnen dem Prozess bei.

„Allerschwerste Kriminalität“
Dem Angeklagten werde die „allerschwerste Kriminalität“ zur Last gelegt, erklärte der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer. Er soll Lucile getötet und dann ihre Leiche sexuell geschändet haben. Die Obduktion habe ergeben, dass Lucile durch zwei Schläge auf den Kopf getötet worden war. GPS-Daten des Lkw des Rumänen und an Luciles Leiche gefundene DNA-Spuren des 43-Jährigen würden seine Schuld belegen. Zudem habe der Angeklagte die Tat an Lucile in Deutschland vor einem Psychiater indirekt gestanden.

„DNA-Spuren nicht vollständig“
Die Verteidigerin führte indes andere mögliche Täter ins Treffen - nämlich Luciles ehemalige beste Freundin und deren damaligen Freund. Dieser Ansatz sei von der Polizei dann jedoch nicht mehr weiterverfolgt worden. Auch die DNA-Spuren, die an der 27-Jährigen in Deutschland gefunden worden waren und die mit den DNA-Spuren an Luciles Leiche übereinstimmten, seien nicht vollständig gewesen. Vielmehr handelte es sich dabei um kleine DNA-Fragmente, also sogenannte Merkmalmuster. „Die DNA musste berechnet werden“, betonte die Verteidigerin. Dieses gefundene Merkmalmuster könne auf 158.000 Personen passen. „Also so viele Personen, wie Innsbruck Einwohner hat“, erklärte die Rechtsanwältin. Außerdem habe ihr Mandant in Deutschland kein Geständnis abgelegt.

Geständnis aus Angst?
Der Angeklagte beschwerte sich, dass er in Deutschland ungerecht behandelt worden sei. Man habe ihm keine Gelegenheit gegeben, sich zu äußern, sagte der Rumäne. Richter Norbert Hofer konfrontierte ihn daraufhin mit mehreren Einvernahmeprotokollen der deutschen Behörden. „Es war erschreckend unmenschlich, was ich in Deutschland erlebt habe“, meinte der 43-Jährige. Er habe Angst gehabt und deshalb den Mord in Deutschland gestanden.

Keine Erklärung zu DNA-Spuren
Der 43-jährige Angeklagte hat „keine Erklärung“ dafür, wie seine DNA-Spuren an beide Opfer gelangen konnten. Richter Hofer konfrontierte den Beschuldigten mehrmals mit DNA-Spuren, die von ihm bzw. zumindest aus seiner Familie stammen müssen und die sowohl an der 27-jährigen Deutschen als auch an Lucile gefunden worden waren.

„Rat von Mithäftlingen befolgt“
Er blieb bei seiner Verantwortung, die beiden jungen Frauen nicht getötet zu haben. Sein Geständnis beim Verfahren in Deutschland habe er lediglich auf Druck seines damaligen Verteidigers abgelegt. Auch seine damaligen Mithäftlinge hätten ihm geraten, zu gestehen und zu sagen, dass er getrunken hatte. „Sie haben gesagt, dass ich dann nicht die maximale Strafe bekomme“, sagte der 43-Jährige.

Psychiater: „Tat indirekt eingeräumt“
Der als Zeuge geladene deutsche Psychiater, der den Angeklagten untersucht hatte, wiederholte jedoch vor dem Geschworenengericht, dass der Rumäne ihm gegenüber indirekt die Tat an Lucile gestanden habe. „Er hat mir gegenüber nicht explizit zwei Tötungsdelikte eingestanden, das Kufsteiner Delikt hat er mir gegenüber aber indirekt eingeräumt“, so der Psychiater. Der Beschuldigte habe von Träumen gesprochen, die sich auf beide toten Frauen beziehen würden.

Von dem 43-Jährigen gehe jedenfalls eine hohe Gefahr für weitere Delikte aus, meinte der Psychiater. „Es spricht aus psychiatrischer Sicht einiges dafür, dass der Angeklagte ein klassischer Serienmörder ist“, erklärte er.

Leiche am Innufer entdeckt
Die 20 Jahre alte französische Austauschstudentin, die aus Lyon stammte und im Rahmen eines Auslandssemesters in Kufstein studiert hatte, war im Jahr 2014 getötet worden. Ihre Leiche war am 12. Jänner von Polizisten am Ufer des Inns entdeckt worden. Die Tatwaffe, eine Hubstange, wie sie zum Beispiel zum Anheben eines Lkw-Führerhauses genutzt wird, wurde schließlich im Inn gefunden.

Mautdaten und DNA-Spuren
Der Lkw-Fahrer war 2017 in Deutschland verhaftet worden. Maut-Abrechnungsdaten aus Kufstein und die Tatwaffe hatten die Ermittler letztendlich auf die Spur des Fernfahrers gebracht. Eine Speichelprobe des Rumänen, die mit DNA-Fragmenten des Täters, die an beiden Opfern gefunden worden waren, abgeglichen wurde, brachte den Ermittlern letztendlich den notwendigen Beweis, um den Verdächtigen festzunehmen.

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