„Black Lives“-Bewegung

US-Botschafter Traina: „Ein Zeichen der Hoffnung“

Ausland
09.06.2020 06:00

„Krone“-Redakteur Kurt Seinitz sprach mit dem US-Botschafter in Österreich, Trevor Traina, über die aktuelle Entwicklung in seinem Land. Die aktuellen Demonstrationen seien der Beweis, dass das System gesellschaftlicher Erneuerung funktioniere, erklärt der Botschafter. Und: Österreich habe die Corona-Pandemie gut gemanagt.

Krone": Herr Botschafter, an diesem Wochenende haben sich prominente Republikaner wie Ex-Präsident George Bush, Ex-Außenminister Colin Powell oder Senator Mitt Romney von Präsident Donald Trump distanziert. Wie lange können Sie noch den Präsidenten verteidigen?
Trevor Traina: Es ist schwer, ein so vielfältig strukturiertes Land mit 330 Millionen Einwohnern in seiner ganzen gesellschaftlichen Breite zu repräsentieren. Ich betrachte mich dazu bestimmt, die USA darzustellen und zu erklären. Dafür wurde ich als Botschafter von allen 100 Senatoren einmütig bekräftigt. Und ich mache das in Österreich sehr gerne. Ich liebe dieses Land.

Ist es nicht schier unmöglich, die Amtsführung von Präsident Trump zu erklären?
Der Präsident ist sehr Taten-orientiert, aber er ist dazu kein Erklärer. Er nimmt sich dafür zu wenig Zeit. So ist es die Aufgabe von Diplomaten, seine Entschlüsse verständlich zu machen.

Ist es überhaupt wert, Trump zu verteidigen?
Ich glaube nicht, dass ich ihn verteidigen muss. Alle haben ihre Meinung, und alle haben ihre Informationen. Es ist irgendwie doch interessant, dass wir erstmals in der Geschichte einen Präsidenten haben, dessen Worte nicht vorher von Konsulenten und Image-Machern zurechtpoliert werden. Wir sehen einen Prozess im Werden noch vor dem Resultat.

Sollte er dennoch weniger tweeten?
Der Präsident ist der Ansicht, dass die Mainstream-Medien nicht richtig über ihn berichten. Deshalb möchte er direkt mit dem Volk kommunizieren - ohne Filter zu über 80 Millionen Followern. Wir werden später einmal zurückblicken, ob diese Art von einer direkten Demokratie gut oder schlecht war. Das Buch darüber wird erst geschrieben werden müssen.

Bei den anhaltenden massiven Demonstrationen in den USA scheint die Meinung darüber schon festzustehen: Der Präsident hat durch seine konfrontative Politik die existierenden Probleme im Land verschärft. Anstatt die Nation zu einen, hat er sie gespalten. Überhaupt scheint aus den Demonstrationen eine richtige Bewegung zu werden mit dem Ziel: So geht es nicht weiter!
Die Bewegung in den USA und auch in den anderen Ländern reflektiert und bestärkt die Frustration aus drei Monaten Lockdown und Quarantäne. Die Menschen fühlten sich eingesperrt. Millionen haben ihre Jobs verloren. Auch der Kleinhandel wurde hart getroffen. Die Stimmung ist also schlecht.

Dennoch überrascht die im Grundton demonstrative Friedfertigkeit der Proteste. Nur die Polizei fällt auf Befehl des Weißen Hauses aus der Rolle. Viele junge Menschen, unter ihnen viele Weiße, sind auf der Straße. Es ist die Generation der Millennials. Sie fordert ein anderes Amerika.
Ich wurde in den letzten Tagen oft gefragt, ob ich über die Demonstrationen verärgert bin. Das Gegenteil ist der Fall! Sie sind ein Zeichen der Hoffnung. Sie sind der Beweis, dass das freiheitlich-demokratische System der gesellschaftlichen Erneuerung funktioniert. So arbeitet Demokratie!

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatten Sie festgehalten, in Österreich auf Posten zu bleiben, da Sie sich hier sehrsicher fühlen. Nach drei Monaten können Sie feststellen, dass es eine richtige Entscheidung war im Vergleich zu den Pandemie-Problemen in Ihrer Heimat?
Meine Freunde in den Staaten sehen mich in Österreich neidvoll in einer privilegierten Situation. Die Pandemie-Probleme in den USA haben verschiedene Ursachen. In San Francisco, wo ich herkomme, wurde die Lage mit einem frühen Lockdown ziemlich gut gemeistert. Kein Land war wirklich perfekt auf die Pandemie vorbereitet, aber Österreich hat die Herausforderung wirklich gut gemanagt. Ich könnte mich nicht sicherer fühlen!

Kurz Seinitz, Kronen Zeitung

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