Willi Pramstaller

Der Impresario der Alternativ-Kultur

Vorarlberg
07.06.2020 17:30

Eine veritable Legende: Seit fast 50 Jahren bringt Willi Pramstaller alternative und exotische Kulturevents quer durch alle Genres nach Vorarlberg - heuer leider zum letzten Mal.

Was haben Dichter wie H.C. Artmann, Indie-Größen wie „Flaming Lips“, Quertöner wie John Zorn und Theater-Erneuerer a la „Compagnie Jo Bithume“ gemeinsam? Sie alle wurden von Willi Pramstaller ins Ländle geholt - neben hunderten weiteren Künstlern abseits des Mainstreams. „In den 70ern herrschte eine von Verboten geprägte kulturelle Unkultur. Dieser wollten wir etwas entgegensetzen“, so Willi, der mit Gleichgesinnten in Dornbirn einst den „Verein offenes Haus“ gegründet hatte, aus dem später der „Spielboden“ werden sollte. In diesem spielte in den 80er-Jahren unter seiner Ägide die Creme des Alternativ-Rocks (The Fall, Gun Club, Henry Rollins) - und doch blickte Willi schon bald über den Plattenteller-Rand hinaus.

Begeistert von neuen Formen der Zirkuskultur und stets auf der Suche nach anderen musikalischen Ausdrucksformen kreierte er das Straßentheater-Spektakel „Impuls“, die Weltmusik-Plattform „Tropicana“ sowie das Comedy-lastige Seelax-Festival. „Ich wollte Kultur in den öffentlichen Raum bringen und so eine ’Kunst für alle’ etablieren“, so Willi, der diesen Wunsch auch mit Gerold Ammans Musiktheater „Triungulus“ im Steinbruch Hohenems oder den Feuershows in der Rappenlochschlucht umsetzte. Doch obwohl er zudem einzigartige Standorte, etwa das „Spiegelzelt“, schuf, dankten ihm nicht alle dieses Engagement.

Politische Haltung

Denn leicht machten es ihm Politik und der etablierte Kunstbetrieb nicht. In Dornbirn wurde mit Geld gegeizt, was dem Impuls-Festival den Garaus machte und in Bregenz kam es zu (auch akustischen) Querelen mit den Festspielen, sodass das erfolgreiche „Freudenhaus“ dort nur noch „geduldet“ wurde.

Dass Willi Ausrichtung und Örtlichkeit seiner Projekte immer wieder überdachte und änderte spricht für seinen Durchhalte-Willen. Dass er nach erneuten Subventionskürzungen vor vier Jahren seine Ehrengabe-Urkunde an das Land zurückschickte, für seine kulturpolitische Haltung. „Es fehlt oft an Qualität - was etwa die Stadtmarketings so anbieten, ist meist nur ärgerlich“, hält der Impresario mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Eher im Flachen - in Lustenau - fand das „Freudenhaus“ schließlich eine neue Heimat („Wir fühlen uns hier wertgeschätzt und unterstützt“), was auch Willi ein wenig zur Ruhe kommen ließ. Davon hat der zweifache Großvater ab Herbst noch mehr, legt er doch die Leitung in die Hände seines Nachfolgers Roman Zöhrer. „Punkto Programm werde ich mich aber noch ein wenig einbringen. Getreu nach meinem Motto: Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter!“ Wir ziehen gerne mit...

Raimund Jäger

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