Treffen vereinbart

Telefonische Entschuldigung nach „Luder“-Sager

Tirol
05.06.2020 17:54

Tirols Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) hat sich nach seinem „Widerwärtiges Luder“-Sager gegenüber einer WWF-Aktivistin nach einem „persönlichen Schreiben“ nun auch telefonisch bei der jungen Frau entschuldigt. Im Zuge des zehnminütigen Gesprächs sei auch ein persönliches Treffen zwischen dem Politiker und der WWF-Vertreterin vereinbart worden, sagte eine Sprecherin Geislers. Das Gespräch soll im Laufe der kommenden Woche stattfinden, der genaue Zeitpunkt stehe noch nicht fest.

Die Betroffene forderte zuvor nach dem Schreiben Geislers auch eine mündliche Entschuldigung. „Im Schreiben habe ich auch richtiggestellt, dass nicht ich unterbrochen wurde, sondern die Aktivistin von mir unterbrochen wurde. Ich hoffe, dass die Entschuldigungen für mein Fehlverhalten angenommen werden“, meinte der Landeshauptmannstellvertreter. „Weitere wortreiche Erklärungen“ könnten dem „Es tut mir leid. Und ich entschuldige mich aufrichtig für meine inakzeptable Aussage“ nichts hinzufügen, so Geisler.

Erklärungsversuche aus Geislers Büro
Indes nahm sich auch die „Süddeutsche Zeitung“ dem Aufreger an. Dort gab das Büro Geislers „Aufklärung“ im Tirolerischen. Geisler habe den Ausdruck „ohne jedwede Aggression verwendet“, so die Erklärung einer Sprecherin. „Luada“ werde in Tirol „umgangssprachlich für eine schlitzohrige, hartnäckige Person verwendet, die einen austrickst“. Der Ausdruck sei zudem „nicht zwingend negativ“. „Ursprünglich stammt der Begriff - wie Sie sicher wissen - aus der Jägersprache und bezeichnet einen Köder zum Anlocken von Raubtieren“, wurde der Zeitung zudem mitgeteilt. Die Äußerung sei zwar „inakzeptabel“, aber „in keiner Weise frauenfeindlich gemeint“ gewesen.

Auch Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) hat Geislers Sager mittlerweile als „verbale Entgleisung“ verurteilt. „Sexismus hat in Österreich keinen Platz“, schrieb Raab auf Twitter. Die Entschuldigung Geislers sei „mehr als angebracht“ gewesen.

Platter: „Indiskutable Entgleisung“
Unterdessen meldete sich auch Tirols ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter in der Sache zu Wort. Er sprach von einer „indiskutablen Entgleisung“ seines Regierungsmitgliedes. Für diese habe sich Geisler aber „richtigerweise sofort in aller Form öffentlich und auch persönlich bei der Umweltaktivistin entschuldigt“.

„Aussagen lassen tief blicken“
Geislers Aussagen brachten auch den Tiroler NEOS-Landessprecher Dominik Oberhofer auf die Palme: „Diese Aussagen lassen tief blicken, man ist sich keiner Schuld bewusst. Hier müssen Konsequenzen gezogen werden. Solche Aussagen und Rechtfertigungen haben in einer Regierung keinen Platz“.

Auf Video zu hören
„Widerwärtiges Luder“ hatte Geisler die WWF-Aktivistin am Mittwoch am Landhausplatz in Innsbruck bei der Übergabe einer Petition gegen das Wasserkraftwerk Tumpen-Habichen genannt. Die Aussage war auf einem Video zu hören, das von der Naturschutzorganisation anschließend auf Youtube publiziert wurde. Zuvor war es zu einem Wortwechsel zwischen Geisler und der Frau über die Verschlechterung von Flüssen gekommen. Neben Geisler stand Tirols grüne Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe. Zu dieser wandte sich der ÖVP-Politiker und meinte: „Siehst, die lässt mich gar nicht reinreden. Widerwärtiges Luder“.

Der WWF verlangte am Donnerstag schließlich eine sofortige Entschuldigung Geislers und sprach von einer „inakzeptablen Entgleisung“. Felipe gab an, sich darüber zu ärgern, die Aussage ihres Regierungskollegen „in dem Moment nicht gehört“ zu haben.

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