500 Hitze-Tote im Jahr

Grüne: Klima-Krise ernst nehmen wie Corona-Krise

Österreich
05.06.2020 12:43

Von der Corona-Krise zur Klima-Krise, die auch während der globalen Pandemie keine Pause einlegt und die Gesundheit der Österreicher bedroht, wie Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien erklärte. Seit 2013 gibt es demnach hierzulande 500 zusätzliche Tote jährlich wegen Hitzewellen durch die globale Erwärmung. Sie könnte sogar das sehr gute Gesundheitssystem Österreichs in Bedrängnis bringen, warnte der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter.

Am stärksten betroffen von der Klima-Krise sind genauso wie durch Covid-19 Krise ältere Menschen und Leute mit Vorerkrankungen, gab Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) zu bedenken. Während man die Corona-Krise mit Ausdauer, konsequenten Maßnahmen und schließlich Impfstoffen in den Griff bekommen könne, würde die Klimakrise zum Dauerzustand. Sie sei auch während der Corona-Krise fortgeschritten: Es gab einen der trockensten Frühlinge in Österreich, der Neusiedlersee ist auf Rekord-Tiefstand und die Sommer werden immer heißer, so die Klimaschutzministerin.

Die zusätzlichen Kosten durch die Klima-Krise für das österreichische Gesundheitssystem beziffert Gewessler mit 2,3 Milliarden Euro jährlich bis 2030, 5,7 Milliarden bis 2050 plus „unquantifizierbaren Kosten bis zehn Milliarden Euro in Folge von Umweltkatastrophen“.

Klima-Tote vor allem in großen Städten
Durch den Klimawandel wäre die Gesundheit einerseits direkt betroffen, etwa durch Hitzewellen, erklärte indes Anschober: „Wir wissen schon jetzt, dass die Hitze-assoziierte Übersterblichkeit durch die Klima-Krise mittlerweile beachtlich ist“. Seit 2013 verursacht sie durchschnittlich 500 zusätzliche Todesfälle pro Jahr. Diese geschehen vor allem in den großen Städten, da diese Hitzeinseln sind. Weil es immer mehr ältere Menschen in Österreich geben wird, steige auch die Zahl der besonders gefährdeten Personen.

Außerdem bringen die höheren Temperaturen vermehrt Träger von Infektionskrankheiten in Richtung Österreich, die bisher auf die Tropen beschränkt waren, so Anschober. Dengeuefieber und das West-Nil-Virus könnten zukünftig auch hier zur Gefährdung werden. Diese Krankheiten sind aber therapierbar, so Hutter.

Gesundheitssystem als Mitverursacher des Klimawandels
Das Gesundheitssystem sei aber nicht nur vom Klimawandel gefordert, es verursacht diesen auch mit, so Anschober. Sieben Prozent der Treibhausgasausstoßes (CO2 Äquivalente) stammen aus diesem Bereich, sie entstehen zum Beispiel aus der Energieversorgung der Spitäler, bei der Produktion von Medikamenten und durch Verkehr. Er wolle den bisher vernachlässigten CO2-Fußabdruck des Gesundheitssystems sichtbar machen und reduzieren, zum Beispiel durch Eigenenergieerzeugung bei großen Gebäuden, wie etwa Spitälern.

Für die Risikogruppen soll es indessen Schutzmaßnahmen bei Hitzeperioden geben, erklärte der Minister. Außerdem müsse man den Klimaschutz generell vorantreiben. Die nötigen Maßnahmen seien gut bekannt und dienen oft gleichzeitig dem Klima als auch der Gesundheit. Als Beispiele nennt er: Weniger Fleisch zu essen und mehr zu Fuß zu gehen oder mit dem Rad statt dem Auto zu fahren.

„Die Wissenschaft wurde in der Corona-Krise sehr ernst genommen - genau dasselbe brauchen wir in Klima-Krise“, sagte Anschober: „Sie formuliert schon seit 20 bis 25 Jahren was getan werden muss, doch die Politik hat bis jetzt noch nicht ausreichend zugehört“.

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