„Warum das alles?“

Floyd leistete bei Festnahme keinen Widerstand

Ausland
04.06.2020 19:49

Der bei einem brutalen Polizeieinsatz getötete Afroamerikaner George Floyd hat nach Angaben eines anwesenden Freundes bei seiner Festnahme keinerlei Widerstand geleistet. „Er hat von Anfang an auf demütigste Weise versucht zu zeigen, dass er in keiner Form Widerstand leistet“, so der Augenzeuge: „Er hat um Hilfe geschrien, weil er am Sterben war. Ich werde mich immer an die Angst in Floyds Gesicht erinnern, weil er so ein König ist. Das lässt mich nicht mehr los: Einen erwachsenen Mann weinen zu sehen und einen erwachsenen Mann dann sterben zu sehen.“

„Ich habe gehört, wie er flehte: 'Bitte, warum das alles?‘“, so Floyds Freund Maurice Hall zur „New York Times“. Hall saß am Beifahrersitz des Autos, aus dem die Polizei Floyd bei seiner Festnahme zerrte. Später drückte der Polizist Derek Chauvin dem auf dem Boden liegenden Floyd, der schließlich starb, fast neun Minuten lang das Knie in den Nacken. Und dies, obwohl der Afroamerikaner wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr („I can‘t breathe“).

Polizist könnten 40 Jahre Haft drohen
Als Todesursache wurde ein Herz-Kreislauf-Stillstand infolge von „Druck auf den Nacken“ festgestellt, heißt es im offiziellen Autopsiebericht. Dem Polizisten wird ein „Mord zweiten Grades“ zur Last gelegt. Das entspricht in etwa einem Totschlag in einem besonders schweren Fall - und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden. 

„Das lässt mich nicht mehr los“
Augenzeuge Maurice Hall beschreibt die Angst in Floyds Gesicht: „Er hat um Hilfe geschrien, weil er am Sterben war“, so Hall „Das lässt mich nicht mehr los: Einen erwachsenen Mann weinen zu sehen und einen erwachsenen Mann dann sterben zu sehen.“

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Ich werde mich immer an die Angst in Floyds Gesicht erinnern, weil er so ein König ist. Das lässt mich nicht mehr los: Einen erwachsenen Mann weinen zu sehen und einen erwachsenen Mann dann sterben zu sehen.

Maurice Hall

Hall verließ nach Angaben der „New York Times“ nach Floyds Tod Minneapolis. Der 42-Jährige wurde zu Wochenbeginn im texanischen Houston von der Polizei aufgespürt und befragt. Gegen Hall lagen wegen früherer Vergehen mehrere Haftbefehle vor.

Video: Handyaufnahme von Floyds Festnahme:

Weltweite Proteste gegen Rassismus
Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod hat in den USA Entsetzen und Empörung ausgelöst und trotz Corona-Ausgangsbeschränkungen zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus geführt. Außerdem kam es zu Plünderungen und zahlreichen Zusammenstößen von Exekutive und Demonstranten. Auch in Österreich wurde bereits demonstriert.

USA versinken im Chaos
Der pensionierte Polizist David Dorn wurde getötet, weitere vier Polizisten wurden angeschossen. Die schreckliche Tat wurde per Facebook-Livestream ins Internet übertragen. Proteste gibt es aber auch in sozialen Medien: Unter Hashtags wie „blacklivesmatter“ („Schwarze Leben zählen“) etwa wird Aufmerksamkeit auf die Tat gelenkt, auf Instagram wurde zum „Blackout Tuesday“ aufgerufen.

Trump verlangt „Recht und Ordnung“
In 40 Städten wurden nächtliche Ausgangssperren verhängt, US-Präsident Donald Trump rief Gouverneure und Bürgermeister der Demokratischen Partei zu einer härteren Gangart auf und gab Linksradikalen, der Antifa und den Medien die Schuld an den Protesten. Auch am Donnerstag verlangte er auf Twitter gar in Versalien „LAW AND ORDER“ („RECHT UND ORDNUNG“). Doch Trump schlittert von einer Krise in die nächste: Aktuell stößt sein Umgang mit den Unruhen im Land auf ungewöhnlich heftigen Widerstand bei hochrangigen Militärs.

„Gianna hat keinen Vater mehr“
Die vier an der Festnahme beteiligten Polizisten wurden entlassen und inzwischen festgenommen, Floyds Freundin Roxy Washington verlangt „Gerechtigkeit“: „Gianna (die Tochter, Anm.) hat keinen Vater mehr“, sagte sie mit zitternder Stimme. Floyd sei ein guter Vater und ein guter Mensch gewesen.

Am kommenden Dienstag soll dieser dann in Houston beigesetzt werden. Am Donnerstag wurde außerdem bekannt, dass Floyd mit dem Coronavirus infiziert war.

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