Genforschung

Liegt das Gewicht doch in unserer DNA?

Gesund
06.06.2020 05:00

Bei der Genanalyse von besonders schlanken Menschen zeigte sich, dass sie eine spezielle Variante eine Eiweißstoffes trugen. Diese Erbinformation steht im Zusammenhang mit gesteigerter Fettverbrennung und Stoffwechselvorgängen.

Schon wieder Höchstgewicht, obwohl Sie gar nicht so viel gegessen haben? „Das muss wohl an meinen Genen liegen“, hört man dann von Betroffenen immer wieder. Kann das wirklich sein? Bisherige Studien in diese Richtung konzentrierten sich in erster Linie auf Gene, die mit Adipositas, Fettleibigkeit, in Verbindung stehen. Nun konnte ein internationales Forscherteam des IMBA - Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften - tatsächlich ein „Schlankmacher“-Gen identifizieren!

ALK, das für das Protein (Eiweiß) „Anaplastic Lymphoma Kinase“ steht, war bis jetzt nur in Zusammenhang mit Lungenkrebs und Neuroblastom bekannt. Bei der genetischen Analyse von mehr als 47.000 sehr schlanken und normalgewichtigen Menschen der Biobank in Estland (größtes Institut dieser Art in Europa) fiel den Forschern eine Besonderheit auf: Die Personen zeigten zwei Varianten, Mutationen, also Veränderungen, an diesem ALK. Das ging mit gesteigerter Fettverbrennung, verbesserter Glukosetoleranz (Verarbeitung von Zucker im Körper) und einem sehr schlanken Äußeren einher.

Der Energiekreislauf wird im Gehirn gesteuert
„Mit unserer Arbeit konnten wir nachweisen, dass ALK eine vollkommen neue und wesentliche Schnittstelle im Gehirn ist, die Nahrungsverwertung und Energiekreislauf steuert. Ein nächster wichtiger Schritt wäre jetzt zu erforschen, wie die Neuronen, Nervenzellen, im Hypothalamus (Anm.: steuert im Zusammenwirken mit der Hypophyse im Gehirn hormonelle Drüsenaktivität) diese Stoffwechselkontrolle beeinflussen“, so IMBAs Gründungsdirektor Prof. Josef Penninger, vielen Lesern derzeit vor allem für seine Forschung im Zusammenhang mit der Medikamentenentwicklung gegen Covid-19 bekannt. „Eine Hemmung des Gens könnte womöglich eine neue Therapiemöglichkeit darstellen, um Übergewicht vorzubeugen“, so der Top-Forscher weiter.

Eine Hoffnung für Couchpotatoes trotz Junkfood und „No-Sports“-Lebensstil, sich nicht mehr mit Figurproblemen beschäftigen zu müssen, ist die Erkenntnis aber nicht. Denn den Rezeptor (Andockstelle zur Signalübermittlung) muss man gezielt im Gehirn blockieren, wie Laboranalysen gezeigt haben. Das sollte wohl nur therapeutischen Zwecken vorbehalten sein. Wird das Gen in Muskeln, Fettgewebe, Leber oder Immunsystem ausgeschalten, tritt keine Veränderung im Stoffwechselgeschehen ein.

Karin Podolak, Kronen Zeitung

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