Weil er sich nicht respektvoll behandelt fühlte, mussten zwei Menschen sterben. Zumindest erklärt Jamal A. so seine Bluttat in Wullowitz (OÖ). Der Afghane (33) soll einen Flüchtlingsbetreuer und einen Altbauern ermordet haben. „Er ist krank. Er fühlt sich als Erleuchteter“, sagt Verteidiger Wolfgang Blaschitz.
Die Ortschaft Wullowitz in der Gemeinde Leopoldschlag war vor allem durch den Grenzübergang zu Tschechien bekannt. Bis zum 14. Oktober 2019. An diesem Tag drehte Asylwerber Jamal A. durch. Nach einem Streit wegen seiner Arbeitsstelle im Altstoffsammelzentrum kam es zu einer Auseinandersetzung mit Flüchtlingsbetreuer David H. (32) vor dem Asylantenwohnheim. Der Afghane stach den engagierten Rotkreuz-Mitarbeiter zweimal in die Brust, versuchte, dessen Kehle durchzuschneiden. Zeugen konnten den Schwerverletzten ins Haus ziehen. Er starb im Krankenhaus.
Zweiter Mord auf der Flucht
Auf der Flucht tötete Jamal A. Altbauer Franz G. (63), um an dessen Auto zu kommen. „Mein Mandant wird ein vollinhaltliches und reumütiges Geständnis ablegen“, kündigte Verteidiger Wolfgang Blaschitz am Mittwoch zu Beginn des Geschworenenprozesses in Linz an. Doch mit der Reue ist es so eine Sache. „Ich bekenne mich schuldig. Die Zeugen haben aber teilweise nicht die Wahrheit gesagt“, beginnt Jamal A. seine Ausführungen vor Richter Clemens Hödlmoser.
Ich bekenne mich schuldig. Die Zeugen haben aber teilweise nicht die Wahrheit gesagt.
Angeklagter Jamal A.
Hilferuf war Todesurteil
Emotionslos, aber darauf bedacht, sich selbst in ein gutes Licht zu rücken, schildert der bullige Familienvater, wie es zu den Bluttaten gekommen war. „Ich habe freundlich mit David geredet. Er hat aber gesagt, dass ich weggehen soll, sonst werde er die Polizei holen.“ Seine Erklärung für die Messerstiche: „Ich war nicht in der Lage, klar zu denken.“
„Brutales Tatgeschehen“
Auch Franz G. habe er freundlich gefragt, ob er dessen Auto haben könne. Doch der Pensionist drohte mit der Polizei und fing an zu schreien. „Das war wahrscheinlich sein Todesurteil“, führt Staatsanwältin Doris Fiala aus. Jamal A. tötete auch ihn mit fünf massiven Stichen in die Brust. Die Anklägerin spricht von einem „brutalen Tatgeschehen“. An der Tötungsabsicht hat sie keine Zweifel, dies zeige sich schon daran, dass der Täter sich extra ein Messer eingesteckt habe, und auch an der Wucht des Zustechens.
Mein Mandant ist krank. Wenn er sich respektlos behandelt fühlt, kommt es zum Wutausbruch. Er fühlt sich als Erleuchteter mit einer besonderen Verbindung zu Allah.
Verteidiger Wolfgang Blaschitz
Religiös gefärbter Wahn
Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner habe beim Angeklagten einen religiös gefärbten Wahn diagnostiziert, der aber nicht in Zusammenhang mit der Tat stehe, Jamal A. sei zurechnungsfähig gewesen. Auch eine Affekttat schließt Staatsanwältin Fiala aus. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.
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