„Falsches“ Gehäuse

Forscher spielten Partnervermittler für Schnecke

Wissenschaft
03.06.2020 10:23

Britische Forscher haben sich für eine Schnecke als Partnervermittler zur Verfügung gestellt - und damit ein interessantes Rätsel rund um das besondere Tier gelöst. Denn die Gefleckte Weinbergschnecke namens „Jeremy“ hatte im Gegensatz zu seinen Artgenossen ein linksgewundenes Schneckenhaus und konnte sich nicht fortpflanzen, da sich die Fortpflanzungsorgane auf der falschen Seite befanden. Über den Hashtag #snaillove (Schneckenliebe) in sozialen Netzwerke und über Medienberichte konnte ein Partner für „Jeremy“ gefunden und geklärt werden, wie es zu dem Makel überhaupt kommt.

Die ungewöhnliche tierische Liebesgeschichte trug sich an der Universität Nottingham zu. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob es sich bei der „falschen Windung“ um ein vererbtes Merkmal handelt. Dazu musste jedoch erst ein Partner für „Jeremy“ gefunden werden. Vor vier Jahren wurde daher ein Aufruf gestartet, um die Weinbergschnecke mit einem anderen linksgewundenen Exemplar verkuppeln zu können.

Die Öffentlichkeit suchte daraufhin fleißig in Gärten, Wiesen und Schneckenfarmen, um dem einsamen „Jeremy“ bei der Partnersuche behilflich zu sein - die berühmt gewordene Schnecke selbst wurde auf einem Komposthaufen entdeckt. 40 Artgenossen wurden schließlich gefunden, die ebenfalls ein linksgewundenes Gehäuse aufwiesen. Die Forscher konnten anhand des Nachwuchses herausfinden, wie es überhaupt zu den spiegelverkehrten Körpermerkmalen kommt.

Wissenschaftler über „Jeremys“ Nachwuchs begeistert
Erst kurz vor seinem Tod pflanzte sich „Jeremy“ schließlich fort. „Nach einer langen Suche nach einem Partner und mehreren Pannen auf dem Weg dorthin brachte Jeremy endlich Nachkommen hervor, die mich - und den Rest der Welt - begeisterten“, so der Genetiker Angus Davison.

Die Nachkommen aller Schnecken mit linksgewundenen Schneckenhäusern wurden dann untersucht. „Unsere Ergebnisse zeigten, dass es normalerweise eher ein Entwicklungsunfall als Vererbung ist, der eine Gartenschnecke mit linksgewundenem Schneckenhaus ausmacht ... Wir haben ein Rätsel der Natur gelöst“, berichtete der Forscher. Bei anderen Schneckenarten könnten linksgerichtete Schneckenhäuser aber vererbt sein.

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