Alpenzoo Innsbruck

„Die Welt hat sich trotz Corona weitergedreht“

Tirol
03.06.2020 19:00

Seit dem 15. Mai hat der Alpenzoo in Innsbruck wieder geöffnet. Die einen Tiere freuen sich, die anderen ziehen sich zurück. Zu Letzteren gehört keinesfalls das kürzlich Mutter gewordene Luchsweibchen.

Es ist ein kühler Morgen, hin und wieder spürt man einen Regentropfen. Doch das scheint an der frischen Luchsmutter vorüberzuziehen. Regelrecht stolz präsentiert sie ihr Junges, welches am Muttertag das Licht der Welt erblickte. Gemeinsam schlummern die beiden auf der hölzernen Plattform, die nur wenige Meter vom Gitter entfernt liegt.

„Seit das Baby da ist, hat sie sich erst einmal damit in die Höhle zurückgezogen“, ist selbst Zoodirektor André Stadler von der so gar nicht kamerascheuen Mama überrascht. Apropos Überraschung: Dass das Weibchen schwanger ist, war erst wenige Tage vor der Geburt klar.

Besucher vermissten Tiere und umgekehrt
„Die Tiere bleiben beim Gebären alleine – sie wissen schon, was sie tun“, hat Stadler vollstes Vertrauen in die junge Mutter. Wer weiß, vielleicht hatten neun Wochen Ruhe ebenfalls zu der reibungslosen Geburt beigetragen. Der Großteil der Tiere habe sein Verhalten während des „Lockdowns“ nicht geändert, schildert der Zoodirektor: „Lediglich die Gämsen und die Fische wurden deutlich scheuer.“

Andere haben die Besucher regelrecht vermisst – die Tiere des Schaubauernhofs forderten plötzlich mehr Streicheleinheiten von den Wärtern. Seit der Wiedereröffnung suchen sogar die Raubtiere wieder die Nähe zum Menschen.

8000 € Kosten täglich, reduziertes Personal
Doch so unbekümmert diese Wochen auch an den Tieren vorbeizogen – für den Zoo als wirtschaftliche Einrichtung war es ein immenser Einschnitt. Immerhin fallen täglich um die 8000 Euro an Kosten an. Doch Stadler möchte nicht klagen: „Wir hatten einen tollen Rückhalt von der Bevölkerung und wurden mit Spenden sowie Tier-Patenschaften tatkräftig unterstützt. Das zeigte uns, dass wir wirklich vermisst werden.“

Viele Familien sind auf der „Einbahnstraße“ durch den Zoo unterwegs – trotz des wechselhaften Wetters. Bärenpfoten geben die Richtung an, Angestellte verbildlichen die Abstandsregeln mit einer Stoffschlange.

Auch für sie waren die vergangenen Wochen nicht einfach – der Pandemie-Plan sah vor, dass die Besetzung in zwei Teams aufgeteilt wird, die keinen Kontakt zueinander haben dürfen – falls eine Gruppe wegen Corona ausfällt. „Das hieß reduziertes Personal – neun Wochen lang“, erklärt Stadler. Die Tiere kamen dabei natürlich nicht zu kurz – eher wurden die Hecken seltener geschnitten.

Bis Sommer neues Kleintiergehege geplant
Das schläfrige Fellknäuel im Schoß des Luchsweibchens ist wie ein Symbol, dass nun wieder alles zum Alten zurückkehrt. Stadler hat noch eine Überraschung parat: „Bis zu den Sommerferien wird eines der größten Zwergmausgehege Europas bei uns eröffnet!“ Der Himmel zieht langsam auf, das Luchsjunge zuckt mit den Beinchen. „Die Welt hat sich trotz Corona weitergedreht“, stellt Stadler fest.

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele