Stimmung kippt

Banges Warten auf Ergebnisse in Obdachlosenheim

Wien
29.05.2020 16:03

Zwei Wochen ist es nun her, dass eine Obdachlosen-Unterkunft im Wiener Bezirk Hietzing nach Bekanntwerden eines Corona-Falls unter Quarantäne gestellt wurde. Seither müssen mehr als 100 Bewohner in der Unterkunft ausharren. Sie alle wurden - teils mehrfach - auf das Coronavirus getestet, von ihren Ergebnissen erfuhren sie bisher nichts. Ein Bewohner klagt gegenüber krone.at über mangelnde Informationspolitik: „Keiner will etwas wissen.“ Und somit heißt es weiter geduldig warten, die Stimmung ist angespannt.

Seit mehr als zwei Wochen befindet sich Stefan N. in der Notschlafstelle im Geriatriezentrum Wienerwald. Ein Bewohner war in der Nacht auf den 15. Mai positiv auf das Coronavirus getestet worden, das gesamte Gebäude wurde daraufhin unter Quarantäne gestellt. Der Erkrankte sowie weitere Verdachtsfälle wurden umquartiert.

Stefan N. wandte sich schon damals an krone.at und klagte über die Zustände in der Unterkunft. Menschen, die auf Substitutionsmedikamente angewiesen seien, hätten diese zu spät bekommen, Essen sei Mangelware. Am 18. Mai kam es zu einem Polizeieinsatz, weil es unter den Obdachlosen zu einem Tumult gekommen war.

Seither habe sich die Situation in der Unterkunft zwar vorübergehend wieder beruhigt, die Zustände der Quarantäne seien aber nur schwer ertragbar. „In einem Gefängnis hat man mehr Auslauf als hier. In den Garten darf keiner und er wurde über Nacht mit einem Baugitterzaun abgesperrt“, berichtet Stefan N.

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In der Nacht wurde sogar der Garten abgesperrt, obwohl wir eh nicht in den Garten dürfen. Die Ratten fühlen sich auch wohl bei uns. Aber wen wundert es bei diesen hygienischen Zuständen.

Stefan N.

Dreimal getestet, aber kein Ergebnis
Stefan N. wurde laut eigener Aussage binnen zwei Wochen dreimal auf das Coronavirus getestet. Ein Testergebnis wurde ihm jedoch nie mitgeteilt: „Kein Betreuer kann oder darf was sagen. Es gab jedenfalls noch einen Corona-Fall. Mein Zimmerkollege wurde positiv getestet.“ Andreas Huber, Leiter des medizinischen Krisenstabes der Stadt Wien, bestätigt einen weiteren Corona-Fall in der Einrichtung. Der Mann sei ebenso wie weitere Kontaktpersonen isoliert worden.

„Keiner kann uns Antworten geben“
Stefan N., der angibt, mit dem Mann ein Zimmer geteilt zu haben, befindet sich aber weiterhin in der Einrichtung - und wartet. „Die Security-Mitarbeiter sind wirklich liebe Leute. Sie beruhigen uns. Die Tests machen sie gerne in der Nacht. Aber keiner kann uns Antworten geben“, so Stefan N., der seinen Geburtstag in Quarantäne verbrachte.

Am Samstag um 0 Uhr sollte die Quarantäne enden. Am Freitagnachmittag (14 Uhr) waren die finalen Ergebnisse laut Huber jedoch noch nicht bekannt: „Wir warten auf die Nachricht des Labors. Wenn alle Testergebnisse negativ sind, wird die Quarantäne um Mitternacht aufgehoben.“

„Es baut sich hier gerade wieder etwas auf“
Für Stefan N. und mehr als 100 weitere Bewohner heißt das, weitere Stunden in Ungewissheit zu verbringen. „Es baut sich hier gerade wieder etwas auf“, fürchtet er, dass die Stimmung in der Notschlafstelle bald wieder kippen könnte.

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