35 Kilometer lang

Mega-Ölschwaden treibt durch den Golf von Mexiko

Ausland
20.08.2010 09:12
US-Wissenschaftler haben den ersten konkreten Nachweis eines riesigen unterseeischen Ölschwadens erbracht, der durch den Golf von Mexiko wabert und aus dem Leck der explodierten BP-Plattform stammen soll. Der Ölschwaden ist unsichtbar und rund 35 Kilometer lang, wie die Experten am Donnerstag erklärten. Indes peilt die US-Einsatzleitung für das endgültige Versiegeln des Bohrlochs Anfang September an.

Das Team vom Woods Hole Ozeanographischen Institut in Massachusetts kam dem Ölgebilde mit Spezialinstrumenten wie Massenspektrometer auf die Spur, die genau die chemische Signatur von Öl analysieren können. Sorgen mache vor allem die langsame Geschwindigkeit, mit der sich das Öl in dem nur 4,5 Grad kalten Wasser zersetze, erläutern die Forscher in einem Bericht des Fachmagazins "Science". Das dauere rund zehnmal länger als an der Oberfläche, sagte Ben Van Mooy, einer der Autoren der Studie.

Vor kurzem hatte die US-Regierung noch erklärt, der Großteil des Öls im Golf von Mexiko sei bereits beseitigt. Am Dienstag hatten dagegen Forscher der Universität von Süd-Florida berichtet, sie hätten noch am Grund eines Meeresgrabens, des DeSoto Canyons, Hinweise auf Ölpartikel gefunden. Die Wissenschaftler blieben aber zunächst den Nachweis schuldig, dass dieses Öl tatsächlich durch den Untergang der Bohrplattform "Deepwater Horizon" Ende April ins Meer gelangte.

"Bottom Kill" nun Anfang September
Unterdessen hat die US-Einsatzleitung erklärt, das Bohrloch Anfang September endgültig versiegeln zu wollen. Neben einer Reihe von Tests soll ein neues Sicherheitsventil auf der Quelle installiert werden, sagte Admiral Thad Allen. "Dann machen wir den 'Bottom Kill'." Dabei sollen über einen Nebenzugang Schlamm und Zement von unten in die Ölquelle gepumpt werden.

Als voraussichtlichen Zeitpunkt für das Manöver nannte Allen die Woche nach dem US-Feiertag Labor Day, der in diesem Jahr auf den 6. September fällt. Mit der Installation des neuen Sicherheitsventils, dem sogenannten Blowout-Preventer, soll sichergestellt werden, dass beim "Bottom Kill" besser auf Druckschwankungen reagiert werde.

Aus dem Bohrloch strömt kein Öl mehr, seit Ingenieure des Ölkonzerns BP es Mitte Juli provisorisch mit einem Deckel verschlossen hatten. Anfang August war es dann mit Zement von oben versiegelt worden, "Static Kill" genannt. Nach dem "Bottom Kill" soll die Quelle endgültig dicht sein. Aus dem Leck eineinhalb Kilometer unter der Meeresoberfläche waren seit Ende April insgesamt etwa 660.000 Tonnen Öl ins Meer geströmt. Die Ölpest gilt als bisher schwerste in der Geschichte der USA.

Transocean macht BP schwere Vorwürfe
Mittlerweile hat das Unternehmen Transocean, der Besitzer der Ölplattform, BP vorgeworfen, wichtige Dokumente zu dem Unglück zurückzuhalten. "BP hat weiter seinen Widerwillen, wenn nicht sogar völlige Ablehnung, demonstriert, wenigstens die grundlegendsten Informationen an Transocean weiterzuleiten", schrieb Transocean-Anwalt Steven L. Roberts in einem Brief an drei US-Regierungsmitglieder sowie führende Kongressmitglieder.

BP wies die Anschuldigungen umgehend zurück. Der Brief sei ein "PR-Trick", um von "Transoceans möglicher Rolle bei der Deepwater-Horizon-Tragödie" abzulenken, schrieb BP-Anwalt James Neath in einem Antwortschreiben. Der Transocean-Brief enthalte "viele falsche und irreführende Behauptungen". In Wirklichkeit habe BP Transocean "Tausende Seiten von Dokumenten" zu dem Öl-Unfall zukommen lassen, darunter Labortestergebnisse und die ersten Nutzungspläne für die Ölplattform.

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