Feuerinferno auf Alm

„Mich hat ein Schutzengel rechtzeitig aufgeweckt“

Tirol
28.05.2020 10:00

Er wollte die nächsten 15 Sommer auf der Häuslalm im Tiroler Brandenberg verbringen. Doch in der Nacht auf Dienstag, als die Alm völlig abbrannte, entschieden Minuten über sein Leben. Im letzten Moment entkam Senner Theo Gruber (66) den Flammen. „Ein Schutzengel hat mich geweckt“, sagt der Salzburger aus Maishofen im Interview mit der „Tiroler Krone“.

„Krone“: Wie hast du den Ausbruch des Feuers erlebt?
Gruber: Ich bin an dem Abend gegen 22 Uhr ins Bett gegangen und habe zunächst wunderbar geschlafen. Gegen 2.45 Uhr wachte ich plötzlich auf.

Wurdest du durch das Knistern oder die Rauchentwicklung wach?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin ganz ohne offensichtlichen Auslöser wach geworden. Durch das kleine Fenster habe ich dann im Freien einen hellen Schein flackern gesehen. Da ahnte ich, dass etwas nicht stimmt, und bin die zehn Treppen aus dem ersten Stock in die Küche hinuntergegangen. Dort stand der ganze Raum schon unter Rauch, man sah kaum noch etwas. Instinktiv bin ich sofort ins Freie. Da sah ich, dass bereits der ganze Dachstuhl lichterloh brannte - ein wildes Szenario.

Hast du gleich die Feuerwehr alarmiert?
Nein, denn in dem Gebiet gibt es keinen Handyempfang. Zunächst überlegte ich kurz, noch einmal das Gebäude zu betreten, um den Autoschlüssel zu holen und ins Tal zu fahren. Aber das wollte ich dann doch nicht riskieren, nur wegen eines Autos. So bin ich die rund 100 Meter hinüber zur Kapfinger Alm zu den zwei bayrischen Sennerinnen. Die sind zu meiner Alm gelaufen, um sicher zu sein, dass sich das Vieh in Sicherheit auf der Weide befindet. Anschließend brachte mich Helena, eine der beiden, ins Tal zur Gertrude Messner, der die Alm gehört. Die verständigte die Feuerwehr. Marco, einer meiner vier Söhne, hat mich heim nach Maishofen gebracht.

Wie knapp warst du zwischen Leben und Tod?
Sehr knapp. Wäre ich nur ein oder zwei Minuten später aufgewacht, wäre alles vorbei gewesen und ich hätte ,absalutieren‘ können. So blieb ich mit Ausnahme von leichten Abschürfungen völlig unverletzt.

Wie erklärst du dir denn, dass du quasi in letzter Sekunde aufgewacht bist, obwohl du weder Brandgeräusche noch das Feuer selbst wahrgenommen hast?
Ein Schutzengel hat mich geweckt. Ich weiß auch, wer das war. Diese Person ist immer bei mir, um auf mich aufzupassen.

Du konntet im wahrsten Sinn des Wortes nur dein nacktes Leben retten.
Genau, ich musste alles zurücklassen, bin bis auf das Unterleibchen nackt zur Nachbaralm gerannt. Dort bekam ich eine Decke zum Wärmen und eine Jacke. Materiell habe ich alles verloren, aber das Leben gewonnen.

Wann bist du auf die Häuslalm gekommen?
Erst drei Tage vor dem Brand. Im Vorsommer bin ich allerdings schon sechs Wochen heroben gewesen. Ich war in meinem Berufsleben Beamter und hatte als Pensionist vor, die nächsten 15 Sommer als Senn auf der Häuslalm zu verbringen. Und ich wollte mir heuer selbst das Ziehharmonikaspielen beibringen. Dazu hatte ich mir in der Vorwoche eine Ziehharmonika ausgeliehen. Die wurde aber auch ein Raub der Flammen.

Wie erste Ermittlungen ergaben, brach das Feuer im Bereich des Herds oder des Kamins aus.

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