Schutzmasken-Shops

Wiener Geschäftsmann im Visier der Behörden

Wien
27.05.2020 18:35

Ein Wiener Geschäftsmann macht während der Corona-Krise mit Schutzmasken das große Geschäft, schafft es, innerhalb kürzester Zeit seine Lager zu füllen, während es auf dem Weltmarkt zu Versorgungsengpässen kommt. Doch nun sitzen dem 35-Jährigen wegen verwirrender Firmenkonstruktionen, dem Verdacht auf unlauteren Wettbewerb und mangelnder Qualität der Produkte die Behörden im Nacken.

Der lediglich unter dem Pseudonym Elsa Dodi auftretende Mann hatte bis vor Kurzem mit mehreren Handyshops sein Geld verdient. Doch im neuartigen Coronavirus erkannte er rasch eine gute Gelegenheit, noch bevor es zur globalen Pandemie geworden ist. Laut einem Bericht der Rechercheplattform „Addendum“ riskierte Dodi 40.000 Euro, um eine erste Tranche an Schutzmasken aller Sicherheitsstufen einzukaufen. Damals lagen die Preise noch weit unter dem Niveau als dann wenige Wochen später bzw. unter dem Verkaufspreis seiner Masken in den zwei Shops in Wien.

Als die chaotischen Zustände auf dem Weltmarkt ausbrachen und es beinahe überall zu Lieferengpässen kam, habe Dodi ein reichhaltiges Sortiment zur Verfügung gehabt, schreibt das Journalistennetzwerk. Alles, was kaum zu bekommen war, hatte der 35-Jährige: neben den Masken auch Gummihandschuhe und Desinfektionsmittel aller Art. Über welche verschlungene Wegen er zu diesen gekommen sei? Er kenne als Handyshopbetreiber eben Lieferanten aus aller Welt, lautet die Antwort gegenüber „Addendum“.

3,5 Millionen Masken zu verschenken
Diese Kontakte reichen zumindest bis in den Irak bzw. in die Slowakei, wo in einer stillgelegten Fabrikhalle Millionen von Masken gefunden worden sein sollen. Ein Bericht in der Gratiszeitung „Heute“ von einem Geschäftsmann, der 3,5 Millionen Masken aus der Slowakei an NGOs, aber auch private Interessenten verschenken möchte, schlug hohe Wellen und bescherte Dodi einen wahren Kundenansturm. Denn im Artikel waren auch seine Website atemschutzmaske.at und seine Telefonnummer angeführt.

Doch der Wiener habe nicht nur Geschenke verteilt, sondern seine Produkte auch zu einem gewinnbringenden Preis verkauft. Unter den Kunden fanden sich laut „Addendum“ auch NGOs, Behörden und Seniorenheime. Staatliche Großaufträge seien ebenfalls bei Dodi gelandet. Die Rechercheplattform hat diese Aufträge auch bestätigt bekommen. Im Zuge der weiteren Untersuchungen habe der slowakische Strang zum Parlamentsabgeordneten Ludovit Goga geführt.

Welche Rolle spielte slowakischer Parlamentarier?
Der Politiker der rechtspopulistischen Partei Sme Rodina („Wir sind eine Familie“) stehe im Firmenbuch als Besitzer jener Handyshop-Kette, für die auch Dodi arbeitet. Welche Rolle der Rechtspopulist bei dem Maskengeschäft spielt, bleibt unbeantwortet. Die beiden Männer sollen Geschäftsfreunde sein, mehr sei nicht zu erfahren gewesen, auch nicht zum mysteriösen Schutzmaskenfund in einer Lagerhalle.

Diese undurchschaubaren Firmengeflechte und der Vorwurf des unlauteren Wettbewerbs haben die Wiener Gewerbebehörden auf den Plan gerufen. Denn Dodi soll als Referenzen auf seiner Website bzw. als Firmenpartner andere Unternehmen und Organisationen angeführt haben, die von ihrem Glück nichts gewusst haben wollen. Nach jeder einzelnen Beschwerde, sei das betroffene Logo von der Seite gelöscht worden. Heute sucht man vergeblich nach solchen Partnern.

Schutzmaske hält nicht, was sie verspricht
Ein weiterer Zeitungsbericht, wonach in Dodis Geschäften auch Covid-19-Tests verkauft würden, ließ das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen aktiv werden, wie „Addendum“ schreibt. Die Vorwürfe streitet der Wiener Geschäftsmann laut der Rechercheplattform aber ab. Diese ließ übrigens auch die Qualität einer angebotenen FFP3-Maske durch das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen überprüfen. Bereits eine Vorprüfung habe gezeigt, dass der hohe Schutzwert nicht erreicht werde. Die Maske würde daher bei einer eingehenden Untersuchung durchfallen.

Dodi will dem Vernehmen nach nicht mehr lange im Geschäft bleiben. Gegenüber „Addendum“ meint er: „Ich bin ja kein Maskenhändler, ich will das nicht ewig machen.“

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