Mit Waffen gedealt

Thailand liefert “Händler des Todes” an USA aus

Ausland
20.08.2010 08:04
Der als einer der weltweit größten Waffenhändler gesuchte Russe Viktor Bout wird von Thailand an die USA ausgeliefert. Dies entschied am Freitag ein Berufungsgericht in der thailändischen Hauptstadt Bangkok. Eine erste Instanz hatte einer Überstellung des als auch als "Händler des Todes" bekannten Bout in die USA widersprochen, wogegen Washington Einspruch eingelegt hatte. Der 43-Jährige muss nun innerhalb von drei Monaten ausgeliefert werden.

Die USA betrachten Bout als einen der weltweit größten Waffenhändler. Er hat nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in großem Stil Flugzeuge und Waffenbestände aufgekauft und damit ein weltweites florierendes Geschäft aufgebaut. Der Ex-Major der Sowjetarmee war zunächst in Afrika aktiv, wo er nach Erkenntnissen der Geheimdienste zahlreiche Transportfirmen gründete.

Taylor, Taliban, Al Kaida und FARC beliefert
Dort soll er auch den früheren liberianischen Präsidenten Charles Taylor beliefert haben. Taylor muss sich zurzeit in Den Haag von einem internationalen Tribunal wegen Kriegsverbrechen verantworten. Nach Angaben von US-Behörden hat Bout zudem versucht, Luftabwehrraketen an die kolumbianischen FARC-Rebellen zu verkaufen. Er soll auch die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan und das Terrornetzwerk Al Kaida mit Waffen ausgestattet haben. 

Lebensgeschichte als Vorlage für Blockbuster
Bout, dessen Geschichte als Vorlage für die Rolle des Protagonisten Yuri Orlov im Kinofilm "Lord of War - Händler des Todes" (2005) mit Nicolas Cage gilt, war im März 2008 in einem Bangkoker Luxushotel verhaftet worden, nachdem ihn verdeckte US-Ermittler, die vorgaben, für die FARC-Rebellen Waffen kaufen zu wollen, nach Thailand gelockt hatten. Seitdem strengten die USA ein Auslieferungsverfahren gegen ihn an.

Bout hat sich immer als ganz normalen Geschäftsmann bezeichnet. In einem Interview mit dem US-Sender CNN wies er bereits im Jahr 2002 sämtliche Anschuldigungen zurück: "Ich habe in meinem Leben nie etwas getan, was mir Angst machen sollte."

In den USA droht 43-Jährigem lebenslange Haft
Der Fall hat in Thailand und in den USA für großes Aufsehen gesorgt. Bout hat sich wiederholt über die Haftbedingungen in seinem thailändischen Gefängnis beschwert. Es sei überfüllt, heiß, unzivilisiert und "schlimmer als Guantanamo", erklärte er. Im Falle einer Verurteilung in den USA muss Bout mit lebenslanger Haft rechnen.

Bouts Anwalt Lak Nitewatwitschan hofft nun, die Auslieferung seines Mandanten noch durch eine Intervention der Politik zu verhindern. Bout selbst äußerte sich zunächst nicht, seine Frau hingegen nannte den Prozess politisch motiviert.

Russland will US-Gerichtsverfahren verhindern
Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow kritisierte die Entscheidung des Gerichts als "politisch motiviert". "Der Beschluss kam - nach den uns vorliegenden Informationen - auf sehr starken Druck von außen zustande. Das ist traurig", sagte Lawrow. Russland werde alles tun, um Bout wieder in die Heimat zu holen. Moskau versucht seit langem, ein Gerichtsverfahren gegen Bout in den USA zu verhindern. Der mutmaßliche Waffenhändler steht im Verdacht, auch mit russischen Geheimdiensten Geschäfte gemacht zu haben.

Der thailändische Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva wies alle Vorwürfe zurück: "Es war keine Frage der Politik oder der Bevorzugung Russlands oder der USA. Wir werden die Fakten des Falls beiden Seiten erklären."

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