Loch in Kasse

Für die Stiftung Mozarteum stehen wilde Zeiten an

Salzburg
21.05.2020 15:02
Zwei Millionen Euro Verlust erwartet der Geschäftsführer der Stiftung, Tobias Debuch, bis Jahresende. Besonders die Schließungen von Mozarts Geburts- und Wohnhaus rissen ein Loch in die Kasse. Präsident Johannes Honsig-Erlenburg fürchtet, dass er Projekte auf Eis legen muss. An einem neuen Foyer hält er aber fest.

Präsident Honsig-Erlenburg und Geschäftsführer Debuch sitzen an einem schweren Tisch. Sie haben die Hände verschränkt – und Redebedarf. „Die Haupteinnahmequelle der Stiftung ist mit der Schließung unserer Museen bis 29. Mai weggebrochen“, sagt Debuch. Normalerweise strömen in einem Jahr rund 550.000 Besucher aus aller Welt in Mozarts Geburts- und Wohnhaus. Debuch erwartet nun bis Dezember einen Verlust von mehr als zwei Millionen Euro. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren eine gute Grundlage geschaffen. Jetzt kommen wir auf einmal in die Situation, unangenehme Prioritäten setzen zu müssen“, erzählt Präsident Honsig-Erlenburg. Konkretes Beispiel: Gehen sich Festivals wie die „Dialoge“ in Zukunft finanziell noch aus?

„Es betrifft aber auch unmittelbar Mozarts Erbe“, schiebt Debuch ein. In der Bibliotheca Mozartiana lässt er einen Brief des Musik-Genies präsentieren. „Würde mir jetzt jemand ein solches Dokument anbieten, müsste ich wohl ablehnen. Eine Seite kostet rund 100.000 Euro.“ Honsig-Erlenburg appelliert an die Politik: „Es braucht konkrete Hilfen. Wann die 700 Millionen Euro des Bundes an gemeinnützige Vereine kommen, ist ungewiss.“ Man müsse beachten, dass die Summe nicht nur dem Kulturbereich zugedacht sei.

Auch der Präsident setzt Prioritäten. Ganz vorne: der Umbau des Foyers des Großen Saals. „Das ist durch Corona dringender denn je geworden. Im Saal haben 800 Leute Platz. Das Foyer ist rund 60 Quadratmeter groß. Es ist nicht denkbar, sichere Veranstaltungen mit Platzauslastung durchzuführen.“ Neun Millionen kostet das Bauvorhaben. Ein Drittel bringt die Stiftung auf, das zweite private Sponsoren. „Bei den letzten drei Millionen Euro sind wir auf die Zuwendung der öffentlichen Hand angewiesen. Derzeit haben wir keine Zusage aus Wien.“ Dabei will die Stiftung so schnell wie möglich mit dem Bau beginnen. „Falls die Salzburger Festspiele unseren Saal im Sommer nicht nutzen, könnte man den Baustart vorziehen. Ansonsten wollen wir im Herbst beginnen.“

Der Große Saal wird am Sonntag wieder bespielt. Gedränge und damit hohe Corona-Gefahr im Foyer muss niemand fürchten: Bei der Live-Sendung „Wir spielen für Österreich“ des ORF3 musizieren unter anderen Camerata und das Mozarteumorchester vor leeren Rängen.

Christoph Laible
Christoph Laible
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