„Leitfaden“ der Stadt

So will Wien den Kulturbetrieb wieder hochfahren

Wien
19.05.2020 15:13

Theater, Museen, Kleinkunst und Konzerte sollen nach mehr als neun Wochen Shutdown endlich wieder hochgefahren werden - unter sicheren Rahmenbedingungen, wie seitens der Stadt Wien betont wird. Dazu hat die Stadt nun gemeinsam mit Medizinern sowie Kulturschaffenden einen „Leitfaden für den Kulturbetrieb“ erstellt. Grundsatz dabei: maximaler Freiraum innerhalb der Corona-Regeln. Der Wiener Leitfaden diene auch als Vorschlag für den Bund, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag bei der Präsentation betonte.

Vergangenen Freitag hatte die Bundesregierung die schrittweise Wiederöffnung von Kulturveranstaltungen - beginnend mit 29. Mai - angekündigt. Da die entsprechende Verordnung inklusive Umsetzungsvorgaben noch auf sich warten lässt, prescht Wien nun mit einem „Leitfaden“ vor. Man stelle den Leitfaden nun dem Gesundheitsministerium zur Verfügung, um damit die bundesweiten Rahmenbedingungen für Kulturevents festlegen zu können. Sollte das nicht gewünscht sein, kann man sich auch eine Umsetzung nur für Wien vorstellen - mit Inkrafttretung „im Laufe des Juni“.

Experte: „Bisher noch keine vergleichbare Situation“
Der Leitfaden sieht jeweils angepasste Auflagen für Museen, Theater und Kinos sowie Veranstaltungen in Räumen oder im Freien vor. Erstellt wurde er unter anderem vom Uni-Professor und Hygieniker Hans-Peter Hutter. Dieser betonte, dass die Experten beim Leitfaden Neuland betreten hätten, auch wenn viele Faktoren, welche die Ausbreitung von Corona begünstigen, bekannt sind: „Wir hatten keine Möglichkeiten zum Copy-Paste von Bewährtem. Wir hatten bisher noch keine vergleichbare Situation wie jetzt mit Corona“, so der Mediziner.

Die wichtigste Maßnahme gegen die Ausbreitung von Corona ist laut Einschätzung der Wissenschaftler neben Maskenpflicht, Abstandsregel und gründlicher Hand-Hygiene die Begrenzung der Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen.

Plexiglasscheiben an „Hotspots“ und verbesserte Luftverteilung
Der Leitfaden sieht vor, „Hotspots“ wie Eingangsbereich oder Kassa durch z.B. Plexiglasscheiben zu trennen - wenn diese „mechanischen Barrieren“ nicht reichen, könne der Fokus auf den Online-Vorverkauf von Tickets gelegt werden. Bei Lüftungsanlagen in Sälen sollte die Luftverteilung verbessert werden - zum Beispiel durch Maßnahmen wie Querlüftung.

In Theatern und Kinos schlägt der Leitfaden eine Vergrößerung der Abstände zwischen den Sitzreihen oder zur Bühne vor. Außerdem schreiben die Experten unterschiedliche Ein- und Ausgänge vor, ebenso wie die regelmäßige Reinigung und Desinfektion. Auf Stehplätze und Pausen soll im Theater verzichtet werden. Außerdem soll die Möglichkeit ins Auge gefasst werden, dass sich Zuschauer freiwillig registrieren, um im Fall von festgestellten Infektionen rasch Kontakt aufnehmen zu können.

In Museen sieht der Leitfaden ähnliche Maßnahmen wie in Schaustätten vor - Lüftung, Desinfektion und Beschränkung der Besucherzahl -, wobei in weitläufigen Museumsräumen die Einhaltung von Abstand und Lüftung leichter möglich ist als zum Beispiel in einem Theaterraum ohne Fenster.

Ludwig: „Nicht nur Sonntagsreden“
„Wir sind stolz, eine Kulturmetropole zu sein - und bekennen uns nicht nur in Sonntagsreden dazu“, sagte Ludwig. „Mit diesem Leitfaden wollen wir den Kulturschaffenden rechtlich verbindliche Richtlinien geben und Rahmenbedingungen für ihre Arbeit, auf die sie sich verlassen können“, so Ludwig, der in den Vorgaben eine Ergänzung zu den jüngst verdoppelten Stipendien für Kunstschaffende, zu den geförderten Auftrittsmöglichkeiten im Stadtfernsehen W24 und seiner Forderung an den Bund nach einem Rettungsschirm für die Kulturszene sieht.

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sah in den neuen Leitlinien „die Möglichkeit, maximalen Freiraum innerhalb der Corona-Regeln“ zu ermöglichen. Bei der Ausarbeitung sei der Stadt die Tauglichkeit der Regeln fürs Anwenden im Alltag wichtig gewesen. „Wir haben den Leitfaden im Dialog mit Kulturschaffenden auch auf die Machbarkeit abgeklopft. Wir wollen Kunst und Kultur in der Stadt ermöglichen“, so Kaup-Hasler. „Wo notwendig, werden die Leitlinien auch im Detail adaptiert werden. Aufsperren ist ja nicht einfach das Umdrehen eines Schlüssels“, verwies sie auf lange Vorlaufzeiten im Kulturbereich.

„Eine Öffnung des Kulturbetriebes kann nur unter der Voraussetzung geschehen, dass das Ansteckungsrisiko minimiert wird“, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). „Die von den Experten ausgearbeiteten Regeln zielen darauf ab, dass Besucher von Kulturveranstaltungen keinem höheren Risiko ausgesetzt sind als bei sonstigem Kontakt mit anderen Menschen im öffentlichen Raum“, so Hacker.

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