Mit vielen Premieren

Startschuss für den besonderen Suchtgift-Prozess

Salzburg
13.05.2020 16:59

Es ist ein Prozess, den es so in Salzburg noch nie gegeben hat: 22 geplante Verhandlungstage, 15 Angeklagte und eine ganz andere Prozess-Atmospähre. Ein Saal im Kolpinghaus im Stadtteil Itzling wurde extra vorbereitet. Fieberkontrolle, Maskenpflicht und Plexiglas waren die Regel. Zuschauen war nur via Livestream möglich - und das auch nur für Journalisten. Dabei wäre die Anklage ohnehin besonders genug: So droht dem mutmaßlichen Bandenchef bei einer Verurteilung mindestens zehn Jahre Haft bis hin zu Lebenslang.

15 Personen klagte die Staatsanwältin Sandra Lemmermayr an. Sie saßen oben auf der Galerie und blickten herunter auf das Prozessgeschehen. Dabei hörten sie, wie die Anklägerin von einer „international agierenden Großbande“ sprach. Vor allem der Kopf der Gruppe, ein Kroate (50), „agierte äußerst professionell“. Er soll 22 Kilo Suchtgift (Cannabis, Kokain, Crystal Meth, etc.) in den Pinzgau geschmuggelt haben. Mit umgebauten Autos oder per Flugzeug.

Geschäftserfahrung hat der Kroate, wie das Vorstrafenregister verrät: Sieben Jahre saß er in Deutschland in Haft, vier Jahre in Schweden und neun Monate in Frankreich. Selbst der kroatische Staatsanwalt hatte ein Auge auf ihn, so Lemmermayr, die den Bandenchef als „Uboot“ bezeichnete. Wohnung und Auto ließ er auf andere anmelden, Bestellungen liefen über Codewörter, auch „Expansionsgedanken“ erwähnte die Anklägerin. Die Mitangeklagten sollen das Suchtgift verteilt haben – in der Gastro-Branche, im Rotlicht-Milieu oder in Wettlokalen. Einige sitzen seit der Festnahme Ende März 2019 in U-Haft. Damals musste die Polizei nach einem Jahr Observierung früher als geplant zuschlagen, da Beschuldigte einen Peilsender an einem Fahrzeug fanden.

Geschworene stimmen über Schuldsprüche ab
Die Verteidiger-Riege übte teils scharfe Kritik: „Mein Mandant wohnte in einer heruntergekommenen Wohnung und fuhr ein rostiges Auto. Und er soll ein Drogenboss sein“, fragte sich Verfahrenshelfer Andreas Lang. Von einem „überbordenden“ und „nicht fairem“ Verfahren, sprach Verteidiger Peter Lechenauer. Auch die Anwälte Michael Ringl und Jörg Dostal orteten „viele Vermutungen und wenig Konkretes“.

22 Verhandlungstage sind bis Ende Juni geplant. Die Geschworenen müssen über die Schuld entscheiden. Dem Hauptangeklagten drohen 10 bis 20 Jahre bzw. lebenslange Haft.

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