Ende der Schmach

Astronauten starten wieder von den USA zur ISS

Wissenschaft
12.05.2020 11:34

Zu ihrem wohl teuersten Bauwerk haben die US-Amerikaner ohne russische Hilfe seit Jahren keinen Zugang mehr. Nur Sojus-Raumschiffe konnten noch Astronauten zur hauptsächlich von den USA finanzierten Internationalen Raumstation (ISS) transportieren. Damit soll nun Schluss sein: Nach knapp neunjähriger Pause möchte man am 27. Mai erstmals wieder Astronauten von den USA aus in den Weltraum starten lassen.

Zuletzt waren im Sommer 2011 Astronauten mit der Raumfähre „Atlantis“ vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus zur Raumstation geflogen. Aus Kostengründen stellte die US-Raumfahrtbehörde NASA ihre Space-Shuttle-Flotte aber ein und machte sich damit von Flügen aus Russland abhängig. Mit Kosten von bis zu 80 Millionen Euro pro Flug waren die Weltraummissionen in einer russischen Sojus-Kapsel nicht nur teuer, es kratzte auch am amerikanischen Ego.

Projekt immer wieder aufgeschoben
„Die bedeutendste Nation der Welt sollte bei der Raumfahrt nicht auf irgendein anderes Land angewiesen sein“, hatte der damalige NASA-Chef Charles Bolden 2014 gesagt - und eigene Flüge für 2017 angekündigt. Im Zuge technischer Probleme, Finanzierungsschwierigkeiten und Umstrukturierungen nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump wurde das Projekt immer weiter aufgeschoben.

Mission hat „hohe Priorität“ für USA
Neben SpaceX war auch Boeing damit beauftragt worden, Transporter für Astronauten zu entwickeln. Der von Boeing entwickelte „Starliner“ schaffte es allerdings bei einem ersten Versuch im Dezember nicht zur ISS. Der unbemannte Test soll nun wiederholt werden. Bis dahin ruhen alle Hoffnungen auf dem „Crew Dragon“ der privaten Raumfahrt-Firma SpaceX, wie NASA-Chef Bridenstine deutlich macht. „Diese Mission hat für die Vereinigten Staaten eine hohe Priorität.“

Los geht es nach derzeitigem Plan am 27. Mai um 22.32 Uhr (MESZ), wieder an der Abschussrampe 39A. Die Astronauten starten aber nicht an Bord eines Raumschiffs der NASA, sondern in deren Auftrag mit einer „Falcon 9“-Rakete und dem „Crew Dragon“.

Zwei Veteranen im Cockpit
Im „Crew Dragon“ sollen die NASA-Astronauten Robert Behnken (49) und Douglas Hurley (53) sitzen, beide Veteranen des Space-Shuttle-Programms. Rund einen Monat sollen die beiden an Bord der ISS bleiben. Deutlich länger als geplant, denn die Raumstation ist derzeit mit nur drei Raumfahrern - den beiden Russen Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner sowie dem NASA-Astronauten Christoper Cassidy - zu knapp besetzt.

Bald auch Touristen im All?
Das Ganze sei ein Test, der „letzte Flugtest“ des „Crew Dragon“, betont die NASA. „Wir machen das, um Dinge zu lernen. Und wir nehmen es sehr, sehr ernst in Hinblick auf die Sicherheit,“ so NASA-Chef Jim Bridenstine. Mit den privaten US-Shuttles sollen künftig auch Touristen und andere Interessenten zur ISS gebracht werden, hatte die NASA im vergangenen Jahr angekündigt. Die USA tragen den Großteil der laufenden Kosten für die ISS von mehreren Milliarden Euro jährlich. Die Gesamtkosten für Aufbau und Betrieb der Station belaufen sich nach Schätzungen bereits auf weit über 100 Milliarden Euro.

Russland kooperiert auch mit anderen Ländern
Auch für die russische Roskosmos geht es nicht zuletzt um viel Geld, das die Behörde in den letzten Jahren an dem Shuttle-Service verdiente und damit andere Projekte wie die Erforschung des Mondes finanzieren konnte. Das Unternehmen will nun künftig verstärkt etwa mit der Türkei, Saudi-Arabien und den Vereinten Arabischen Emiraten zusammenarbeiten. Raumfahrer aus diesen Ländern könnten mit russischen Raketen ins All aufbrechen. Dafür will man die Starts der Raketen günstiger und damit wettbewerbsfähiger machen. Dies sei eine Reaktion „auf das Preisdumping amerikanischer Unternehmen, die aus dem US-Budget finanziert werden“.

Streit um bessere Raketen
Zu Ostern hatte Tesla-Chef Elon Musk via Twitter mitgeteilt: Im Gegensatz zu den russischen seien seine Raketen zu 80 Prozent wiederverwertbar. Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Dmitri Rogosin, konterte: Auch Russland entwickle bereits Raketen, die mehr als nur einmal eingesetzt werden könnten. Diese würden aber effizienter als die amerikanischen sein. Ein Start liegt allerdings noch in weiter Ferne.

Bei der Raumfahrt klappte die Zusammenarbeit zwischen Moskau und Washington abseits vieler anderer Konflikte bisher gut. Kremlchef Wladimir Putin lobte das auch, als er sich im April per Video auf die ISS schaltete - um dann allerdings auch zu erwähnen, dass Russland seine „strategischen Pläne“ im All vorantreiben wolle. „Unser Land war schon immer ein Vorreiter bei der Erforschung des Universums.“

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