Lockdown-Lockerung

Johnson versucht es jetzt mit Corona-Ampel

Ausland
10.05.2020 21:26

Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Sonntag zwar keine Ende, aber zumindest eine vorsichtige Lockerung der Kontaktbeschränkungen in der Coronavirus-Pandemie angekündigt. Die prinzipiellen Ausgangsbeschränkungen bleiben noch bis mindestens zum 1. Juni in Kraft, sagte er in der Fernsehansprache. „Es ist einfach nicht die Zeit, den Lockdown diese Woche zu beenden“, fügte der Regierungschef hinzu. Er stellte zudem ein System von fünf Warnstufen vor, mit denen in Zukunft die Corona-Situation in Großbritannien bewertet werden soll. Weitere Details seines Fahrplans, für die er bereits im Vorfeld Kritik hatte einstecken müssen, werde er am Montag im Parlament vorstellen, so der konservative Politiker.

„Die Zahl der Todesfälle ist tragisch, das Leiden immens“, so Johnson. Trotzdem sei es gelungen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Daher könne nun in langsamen Schritten mit Lockerungen begonnen werden.

Bürger sollen jetzt „wachsam“ sein
Die Menschen werden nun nicht mehr dazu aufgerufen, zuhause zu bleiben, sondern „wachsam“ zu sein. Wer nicht von zuhause arbeiten könne, solle unter Beachtung der Abstandsregeln wieder zur Arbeit gehen, so Johnson. Von kommendem Mittwoch an seien wieder uneingeschränkt körperliche Betätigungen im Freien erlaubt, solange sie im Kreis des eigenen Haushalts bleiben. Reisen innerhalb Englands, beispielsweise zu Nationalparks oder an die Küste, werden ebenfalls wieder zugelassen. Frühestens Anfang Juni könnten auch wieder Läden und Schulen schrittweise geöffnet werden. Von Juli an sei womöglich an eine teilweise Öffnung von Restaurants und Betrieben mit Publikumsverkehr zu denken.

Die Lockerungen gelten nicht für die britischen Landesteile Schottland, Wales und Nordirland. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon rief die Schotten dazu auf, weiterhin zuhause zu bleiben. Die Botschaft der Regierung in London, wachsam zu sein, kritisierte sie als vage. Auch Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei kritisierte die Änderungen als unklar.

Lokale Beschränkungen sollen bei Bedarf wieder verschärft werden
Das am Sonntag von Johnson angekündigte Alarmsystem solle es der Regierung ermöglichen, die Beschränkungen je nach regionaler Lage wieder zu verschärfen, wie bereits im Vorfeld von Johnsons TV-Rede zu erfahren war. Funktionieren soll es auf landesweitem sowie auf lokalem Niveau. Anhand der Daten könne dann auch entschieden werden, wann und wo die Corona-Maßnahmen gelockert werden.

Die Einstufung, die ähnlich dem bereits existierenden Terror-Warnsystem funktionieren und Behörden und Bevölkerung frühzeitig über einen Anstieg von Infektionen informieren soll, werde von der Höhe der Übertragungsrate des Virus abhängen, die nun etwas unter eins liege. Das System ist zunächst nur für England geplant. Schottland, Wales und Nordirland sollen nach dem Willen von Johnson folgen.

„Jetzt kommt der schwierigste Abschnitt“
„Derzeit ist das Land auf Stufe vier, fünf wäre die beunruhigendste“, so Wohnungsbauminister Robert Jenrick. Ziel sei es, so schnell wie möglich auf Stufe drei zu gelangen. Mit jeder Stufe nach unten sollten wirtschaftliche und andere Beschränkungen aufgehoben werden. Premier Boris Johnson warnte: „Jetzt kommt der schwierigste Abschnitt.“

„Das ist der gefährliche Teil“
Johnson, erst kürzlich Vater eines Sohnes geworden, hatte mit Blick auf die Lockerungen zur Tageszeitung „Sun on Sunday“ gesagt: „Das ist der gefährliche Teil“. Er war im April selbst an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankt. Sein Leben habe „auf Messers Schneide“ gestanden, betonte der 55-Jährige in Interviews.

„Jeden Schritt richtig setzen“
Großbritannien habe zwar den Höhepunkt der Pandemie überschritten. Nun müsse das Land aber noch mehr Sorgfalt walten lassen, um alles richtig zu machen. Weiters warnte Johnson vor der Gefahr, dass die Lockerungen nun zu schnell erfolgten. „Wir sind über den Berg, aber nun müssen wir umso mehr aufpassen, jeden Schritt richtig zu setzen.“ Auch Bergsteiger wüssten, dass der Abstieg am gefährlichsten sei. „Du musst sicherstellen, nicht zu schnell zu rennen, nicht die Kontrolle zu verlieren und nicht zu stürzen.“

Großbritannien verzeichnet bisher 31.587 Tote in Verbindung mit einer Corona-Infektion. Das Land hat damit die zweithöchste Totenzahl weltweit nach den USA. Im Vereinigten Königreich wurden bisher mehr als 212.000 Corona-Infektionen nachgewiesen.

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