Frust nach EM-Silber

Rogan: “Je mehr es bedeutet, desto mehr tut es weh”

Sport
12.08.2010 14:16
Nur gut eine Stunde nach dem Finale über 200 m Lagen hat Markus Rogan Mittwochabend in Bahn fünf des Budapester EM-Beckens erneut seine Längen gezogen. Für den 28-Jährigen war dies eine Art persönliche Aufarbeitung des Rennens, in dem er die ersehnte Goldmedaille gegenüber dem Ungarn Laszlo Cseh um drei zehntel Sekunden verpasst hatte (siehe Infobox). Silber war für Rogan kein Ersatz, konnte ihn in keiner Weise zufriedenstellen. Im Interview erklärt er die Hintergründe für seinen Frust.

Woran haben Sie nach dem Rennen beim Ausschwimmen im EM-Becken gedacht?
Markus Rogan: "Das Rennen geht einem tausendmal durch den Kopf. Das war schon wichtig für mich. Da ist man für sich allein, kann schon viel Ruhe finden. Das hat sich gut angefühlt."

Sehen Sie den Ausgang des Finales nun schon mit etwas Abstand? Wie ist es im Vergleich mit Olympia in Peking, als Sie Vierter wurden?
Rogan: "In Peking war ich eher verdattert, jetzt tut es einfach nur weh. Ich fühle, dass es zu wenig war. Das Ärgerliche ist, dass es so knapp war. Ich frage mich, was ich in der Vorbereitung hätte mehr machen können, wo ich die Zeit liegengelassen habe. Der Sieg war ja zum Greifen nahe. Aber ich war zu weit zurück, um sagen zu können, es war Pech. Andererseits war ich zu nahe an Laszlo, um sagen zu können, ich hätte nicht gewinnen können."

Schmerzt die Niederlage so sehr, da Sie so viel wie nur möglich dafür gegeben haben?
Rogan: "Je mehr es dir bedeutet, desto mehr tut es dir weh. Ich hätte nicht mehr investieren können, und habe trotzdem nicht gewonnen. Das trifft es leider genauer, als ich es gerne hätte. Das war meine härteste Vorbereitung. Ich habe gedacht, wenn ich mehr gebe, dann krieg ich auch mehr."

In Ihren Gedanken gibt es ja nicht nur die EM, Sie denken ja schwimmerisch in Hinblick Olympia über Europa hinaus. Beschäftigt es Sie daher, dass Ryan Lochte und Michael Phelps vergangene Woche bei den US-Meisterschaften um mehr als drei bzw. zwei Sekunden schneller waren als Sie jetzt?
Rogan: "Ja, ich muss mir überlegen, wie ich soviel Zeit gutmachen kann. Ich bin zu alt, um das in kleinen Schritten zu machen. Ich muss mich um große Schritte verbessern."

Sie haben in diesem Rennen aber doch Ihren österreichischen Rekord um mehr als eine Sekunde verbessert. Ist das kein großer Schritt?
Rogan: "Das finde ich schön, dass ich mit 28 noch deutliche Bestzeit schwimmen kann. Aber ich habe verloren, bin nur Zweiter geworden. Da bin ich nicht stolz darauf. Mit dieser Zeit gewinnt man in London kein Leiberl. Es zählt beim Schwimmen doch nur Gold, darum geht es doch. Man schwimmt doch nicht gegeneinander, um herauszufinden, wer Zweitbester ist. Meiner Trainingsgruppe bin ich nun Rechenschaft schuldig, denn wir haben uns aufs Siegen vorbereitet."

Wie geht es nun für Sie weiter? Kann Sie die Mannschaft auffangen?
Rogan: "Wenn ich bereit dazu bin, ist es die Mannschaft, die mich auffangen kann. Ich ruhe mich aus und bereite mich Schritt für Schritt auf den Vorlauf über 200 m Rücken am Freitag vor. Ich brauche jetzt etwas, um mich aufzuraffen."

Glauben Sie, dass Sie den Sieg über 200 m Rücken nachholen können?
Rogan: "Dieses Gold liegt ja nicht einfach nur zum Abholen da. Das Limit liegt immer am meisten im Kopf. Den muss ich in erster Linie bereitmachen, dann kann der Körper schon einiges aushalten."

Haben Sie Angst vor noch einer Niederlage und beschäftigt es Sie, wie die Öffentlichkeit darüber denkt?
Rogan: "Die Frage ist ja, was treibt mehr an - die Freude am Sieg oder die Angst vor der Niederlage. Und was die Öffentlichkeit denkt, darüber habe ich mir früher Gedanken gemacht. Aber das ist nur ein irres Spiegelkabinett gegen das eigene Ego."

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(Bild: KMM)



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