Von 2016 bis 2018:

341 Übergriffe auf Mitarbeiter der Wiener Linien

Wien
05.05.2020 12:46

Die Zahl der Übergriffe auf Mitarbeiter der Wiener Linien ist nach Angaben des Stadtrechnungshofs in den vergangenen Jahren gestiegen: Von 2016 bis 2018 kam es demnach zu 341 Tathandlungen. Bei vorangegangenen Überprüfungen wurden beispielsweise zwischen 2009 und 2011 noch 273 Übergriffe gezählt. Das bedeutet laut RH einen Anstieg von 9,44 Prozent - unter Miteinbeziehung der auch seither gestiegenen Fahrgastzahlen, wie betont wurde. Die Wiener Lininen selbst sprechen hingegen von einem „rückläufigen Trend“.

Thema des am Dienstag veröffentlichten Berichts des Wiener Stadtrechnungshofs waren die Schutzmaßnahmen gegen Übergriffe auf Bedienstete im öffentlichen Verkehr. Dafür nahmen die Prüfer den Zeitraum zwischen 2016 und 2018 unter die Lupe. Die Informationsbeschaffung erfolgte über eine Analyse vorliegender Dokumente, Gespräche und Erhebungen an Ort und Stelle.

Meiste Übergriffe im U-Bahn-Bereich
Demnach wurden in Summe von 2016 bis 2018 341 Taten registriert.
Zu den meisten Übergriffen kam es im Bereich U-Bahn (187), gefolgt vom Bereich Autobus (113) und Straßenbahn (92). Dies erklärten die Prüfer allerdings damit, dass im Untergrund deutlich mehr Fahrgäste unterwegs seien. Die Angriffe und Verstöße erfolgten unter anderem bei aufgedeckten Tarifvergehen - also Schwarzfahrten -, im Rahmen von Zurechtweisungen bei Verstößen gegen die Beförderungsbedingungen, aber auch ohne ersichtlichen Grund.

Die dokumentierten Taten im Bericht waren sehr vielfältig: Ein U-Bahn-Fahrer wurde etwa beim Einfahren in eine Station von einem Laserpointer geblendet. Eine Straßenbahnlenkerin erhielt von einem Passagier einen Schlag ins Gesicht und wurde von ihm in den Unterarm gebissen. Ein Fahrscheinkontrolleur wurde am U-Bahnsteig mit einem Messer bedroht. Am häufigsten betroffen waren die Fahrer (190 Übergriffe), gefolgt von den Kontrollorganen (114 Übergriffe).

Beträchtliche finanzielle Schäden
In der Regel waren Fahrgäste die Täter. Die Übergriffe führten zu zahlreichen Konsequenzen und auch durchaus beträchtlichem finanziellen Schaden für die Wiener Linien.
In den Jahren 2016 bis 2018 kam es deswegen insgesamt zu 105 Krankenständen mit einer durchschnittlichen Dauer von 17,27 Tagen, Kosten (durch die Ausfälle der Arbeitsleistung) in Höhe von rund 357.000 Euro sowie zu 67 registrierten Störungen des öffentlichen Verkehrs. Laut den Verkehrsbetrieben würden Schadenersatzansprüche aufgrund der Übergriffe auf die Bediensteten grundsätzlich geltend gemacht, indem sie sich nach Möglichkeit in den betreffenden Strafprozessen als Privatbeteiligte anschließen.

Reihe von Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter
Um die Mitarbeiter bestmöglich vor Tätern zu schützen, haben die Wiener Linien auch eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt - angefangen von geschlossenen Kabinen für die Fahrer über eine möglichst flächendeckende Videoüberwachung in den Fahrzeugen und Stationen, Arbeiten in Teams bei konfliktträchtigen Tätigkeiten bis hin zu Schutzausrüstungen für Bedienstete mit häufigem Kontakt zu Fahrgästen. Weiters gibt es eine betriebseigene Funkstreife oder eine Sicherheitskooperation mit den ÖBB an Verkehrsknoten sowie eine intensive Zusammenarbeit mit der Polizei und der Rettung.

Zu bemängeln gab es für den Stadtrechnungshof eher kleinere Details wie beispielsweise Verbesserungen in der Datenerfassung von Übergriffen. Wie schon der Bundesrechnungshof legten auch die Wiener Prüfer den Verkehrsbetrieben diesbezüglich die Etablierung einer geeigneten Datenplattform nahe. Dieser Empfehlung werde „mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Datenplattform“ nachgekommen, hieß es dazu in einer in den Prüfbericht eingearbeiteten Stellungnahme der Wiener Linien.

Wiener Linien: „Zahl der Übergriffe ist rückläufig“
Die Wiener Linien verwiesen als Reaktion auf den Bericht hingegen, dass im Zeitraum von 2016 bis 2018 die Zahl der Fahrgäste um rund zwölf Millionen angestiegen sei, wohingegen die Zahl der Übergriffe nach Jahren aufgeschlüsselt rückläufig sei. 2016 seien demnach 143 Vorfälle dokumentiert worden, 2018 140 Vorfälle. „Die Zahl der Übergriffe ist aufgrund der zahlreichen gesetzten Maßnahmen, die das Unternehmen setzt, in den letzten Jahren rückläufig und das obwohl immer mehr Menschen mit den Öffis unterwegs sind.“

Die Verkehrsbetriebe unterstrichen in ihrer Stellungnahme außerdem: „Die Wiener Linien nehmen Übergriffe auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehr ernst und gehen aktiv mit dem Thema um.“

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