Neue Lauda-Biographie

„Hatte nie Angst“ – So waren Nikis letzte Monate

Formel 1
04.05.2020 10:40

In der neu erschienenen Biographie über den berühmtesten österreichischen Rennfahrer aller Zeiten erzählen Freunde über die letzten Monate im Leben von Niki Lauda. In Maurice Hamiltons Werk kommen F1-Wegbegleiter zu Wort, wie Gerhard Berger und Toto Wolff. Das 400-seitige Buch birgt viele interessante Details.

Das Buch trägt den Titel: „Es ist nicht einfach, perfekt zu sein“. Berger, Wolff, Gazzetta-F1-Chef Pino Allievi und die anderen F1-Weggefährten von Niki Lauda erinnern sich darin auch an das letzte Kapitel in seinem Leben. „Bild am Sonntag“ durfte Auszüge vorab drucken. Daraus zeigen wir nun einige Passagen. Hier zum Beispiel die Worte von DTM-Chef Gerhard Berger.

„Es war beim Großen Preis von Monaco 2018 - damals begann seine Krankheit. Niki war auf seiner Yacht, die im Hafen lag. Er rief mich an und sagte, dass es ihm nicht gut gehe, und bat mich, einen Arzt für ihn zu finden. Als ich ihn fragte, was ihm fehle, sagte er, dass er sich eine Lungeninfektion zugezogen und Atemprobleme habe. Ich sah nach ihm, er wirkte sehr angeschlagen.“

„Ich muss arbeiten“
„Ich rief die rechte Hand von Prinz Albert an und bat ihn um Hilfe. Man brachte Niki ins Krankenhaus, gab ihm Antibiotika und Spritzen und kümmerte sich um ihn. Ich riet Niki, entweder im Krankenhaus zu bleiben oder nach Wien zurückzukehren. Am nächsten Morgen ging ich durchs Fahrerlager und sah Niki in einer Ecke im Schatten stehen. „Niki! Du bist verrückt! Was machst du hier?“ - „Nein, nein“, entgegnete er. „So ist es besser, ich muss arbeiten.“ Was soll man so einem Menschen sagen? Das war typisch Niki. Aber er sah wirklich nicht gut aus.“

Monaco war ein Schicksalsort in Niki Laudas leben. Hier gewann er zwei Rennen (1975, 76), Hier wurde er zweimal Zweiter und er kannte den Fürstenstaat sehr gut. Eine Woche vor dem Monaco-Rennen 2019 verstarb er. Die Infektion begann also in Monaco, und setzte Laudas ohnehin schon vom Feuerunfall beschädigter Lunge schwer zu. Es war jene Infektion, die am Ende auch zur Lungentransplantation im August 2018 führte, die in Wien durchgeführt wurde. 

Wolff fiel Husten auf
Wie es zur Lungentransplantation kam, beschreibt ein enger Freund von Mercedes im Buch. Lauda hustete viel, auffallend viel. Ungeachtet dessen kam die Lebensfreude immer wieder in seinem Freund auf. Wie zum Beispiel bei einem Treffen unter vier Freunden auf Ibiza, das Toto Wolff im Werk von Maurice Hamilton schildert: 

„Ich flog Montagnacht hin, und wir aßen auf der Yacht zu Abend. Nikis Husten hörte sich nicht mehr so schlimm an, war aber eben immer noch nicht weg.“

„Der Abend war toll. Um zwei Uhr morgens sagte Niki: „Lasst uns zu Pacha gehen!“ Das ist ein sehr berühmter Nachtclub auf Ibiza, der für sein Flower-Power-Ambiente im Stil der 1970er-Jahre bekannt ist. Wir tranken ordentlich; es war ein richtiger Männerabend, an dem wir uns noch mal wie junge Kerle fühlten. Mir schien, als ob Niki wieder diesen … wie soll ich sagen … sechsten Sinn hatte, den ich schon erwähnt habe. Er schien zu ahnen, was ihm bevorstand.

Am nächsten Tag sagte er, dass er sich nicht besonders gut fühle. Im Fernsehen lief abends ein wichtiges Fußballspiel, aber Niki ging früh schlafen. Am nächsten Morgen sagte er, dass es ihm richtig schlecht gehe und wir ihm helfen müssten, nach Wien zurückzukehren.“

Lungenfunktion extrem gesunken
„Wir flogen zu viert in meinem Flugzeug zurück, und Gernot brachte ihn anschließend gleich ins Krankenhaus. Man teilte uns mit, dass seine Lungenfunktion auf zehn Prozent gesunken sei. Das blöde Virus hatte die Lunge angegriffen. Im Krankenhaus wurden ihm beide Lungenflügel transplantiert.“

Der Eingriff war erfolgreich. Für Niki Lauda begann eine schwere Rehabilitationsphase. Er wollte wieder sein altes Leben führen, die Ärzte gingen auch davon aus, dass das möglich gewesen sei. Er wollte täglich sechs Stunden trainieren (Atemübungen, Physiotherapie) und 2019 wieder an allen Rennen teilnehmen, erzählte er seinem Freund und Gazzetta-Journalisten-Urgestein Pino Allievi. „Ich wusste, dass es schwer werden würde, sehr schwer“, sagte Lauda zu Allievi (oben im Bild). „Unter diesen Bedingungen konnte ich nur eins tun: kämpfen. Angst hatte ich nie. Ich war ja in den Händen von Spezialisten.“ Angst hatte er auch dann keine, als er 2019 nach einer Grippe zur Dialysen-Behandlung nach Zürich überstellt wurde.

Berger durfte ihn besuchen
Gerhard Berger durfte ihn auch im Spital besuchen, Lauda musste vier Monate dort verbringen: „Seiner Familie kam ich dabei sehr nahe. Ich muss sagen, dass Lukas unglaublich war. An jedem einzelnen Tag war er dort, im Krankenhaus in Zürich, obwohl seine Familie in Barcelona lebte. Die ganze Zeit über blieb er am Bett seines Vaters und war für ihn da. Er hätte sich nicht besser um ihn kümmern können. Lukas ist ein Sohn, wie man ihn sich nur wünschen kann.“

Eine Woche vor dem Monaco-GP 2019  verstarb Niki Lauda im Kreise seiner engsten Familie in der Nacht zum 20. Mai 2019. Zwölf Wochen nach seinem 70. Geburtstag. Heute, Montag, ein Jahr später, erscheint seine neue Biographie. Das 400-seitige Werk vom Verlag Edel Books gibt es auch als E-Book. Die Geschichten von ihm hören nie auf, spannend zu sein.

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(Bild: KMM)



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