Kaczynski-Gedenken

Streit um Holzkreuz vor polnischem Präsidentenpalast

Ausland
10.08.2010 15:52
Vier Monate nach dem Absturz der polnischen Regierungsmaschine in Russland wird der Streit um das Holzkreuz vor dem Präsidentenpalast in Warschau zusehends heftiger. In der Nacht auf Dienstag veranstalteten die Gegner des Kreuzes an dieser Stelle eine Demonstration, in der Früh legte dann Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski einen Kranz für seinen verstorbenen Bruder nieder.

Mit anderen Angehörigen der rechtskonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) sang Kaczynski vor dem Holzkreuz die Nationalhymne. Der Politiker hatte bei der Flugzeugkatastrophe am 10. April seinen Zwillingsbruder Lech verloren. Mit ihm gedachten rund 300 Personen, die in den vergangenen Wochen das Holzkreuz vor dem Präsidentenpalast verteidigt hatten. Der neue Präsident Bronislaw Komorowski, Nachfolger von Lech Kaczynski, wollte es entfernen lassen.

"Papst" grüßte Demonstranten
Noch zahlreicher waren in der Nacht die Gegner des Kreuzes an dieser Stelle erschienen. "In die Kirche, in die Kirche", skandierten mehrere Tausend Menschen. Ihrer Ansicht nach soll das Holzkreuz wie von der Kurie geplant in die nahe Sankt-Anna-Kirche gebracht werden. Aus dem Fenster eines nahegelegenen Hauses grüßte jemand die Menge, der sich als Papst verkleidet hatte.

Auch in der katholischen Kirche gehen die Meinungen über das Holzkreuz auseinander. Die Warschauer Kurie hatte den Transport in die Sankt-Anna-Kirche genehmigt. Katholische Intellektuelle hatten die PiS dafür kritisiert, dass sie das christliche Symbol politisch missbrauche. Inzwischen gibt es aber auch Stimmen, die sich auf die Seite der Verteidiger des Kreuzes stellen. Der Erzbischof von Stettin, Andrzej Dziga, warf in einem Brief denjenigen, die das Symbol entfernen wollen, eine "unzulässige Manipulation mit dem Kreuz" vor.

96 Tote bei Flugzeugabsturz
Pfadfinder hatten das Kreuz wenige Tage nach dem Flugzeugabsturz im April aufgestellt, bei dem neben Lech Kaczynski und seiner Gattin auch alle 94 weiteren Insassen ums Leben gekommen waren. Der neue Präsident Komorowski, der aus der rechtsliberalen Partei "Bürgerplattform" (PO) stammt, wollte es mit Hinweis auf die religiöse Neutralität des Staates vom Gelände des Präsidentenpalastes entfernen lassen. Seine Gegner werfen ihm vor, er wolle damit das Gedenken an die Flugzeugkatastrophe beenden.

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