Neues Album „Hirudin“

Austra: Auf Politik folgt nun die Liebe

Musik
28.04.2020 06:00

International und auch hierzulande lieben Musikfans den zarten New-Wave-Indiepop des kanadischen Trios Austra, das von Frontfrau Katie Stelmanis getragen wird. Auf ihrem neuen Album „HIrudin“ hat sie eine inhaltliche Kurskorrektur vorgenommen, die ihr gut zu Gesicht steht.

(Bild: kmm)

Auf die Politik folgt die Liebe: Katie Stelmanis alias Austra hat sich nach ihrer dritten Platte „Future Politics“ einer höchst persönlichen Thematik zugewandt. Auf ihrem am Freitag erscheinenden Album „Hirudin“ singt die kanadische Musikerin über eine „toxische Beziehung“, die sie hinter sich gebracht hat. Im kreativen Prozess galt für sie die Maxime: „Ich wollte verletzlicher sein als zuletzt.“

Inhaltsänderung
„Ich habe direkt nach ‘Future Politics‘ begonnen, an diesen Songs zu arbeiten“, warf die Künstlerin im APA-Interview zunächst den Blick zurück ins Jahr 2017. „Da lagen wirklich nur ein paar Monate dazwischen. Aber wie es immer so ist, dauerte es dann noch ein paar Jahre, bis alles fertig war.“ Schon die Promotion zum Vorgänger habe ihr verdeutlicht, dass sie weniger über die Tücken des Neoliberalismus oder politische Umbrücke denn persönliche Dinge schreiben wollte. „Ich stellte mir einfach die Frage, was meine Rolle als Musikerin ist.“

Die Antwort fand Stelmanis schnell: „Es geht für mich um die emotionale Verbindung, die ich zu meinen Hörern aufbauen kann. Das ist in meinen Augen genauso wichtig wie ein gesellschaftspolitischer Ansatz. Gerade in diesen dunklen Zeiten, in denen wir leben, ist es von zentraler Bedeutung, sich seiner verletzlichen Seite bewusst zu werden und Beziehungen zu anderen aufzubauen.“

Kreislauf des Lebens
In ihren diesmal noch eine Spur kompakteren, von leichtem Elektrogestus getragenen Popsongs erzählt Stelmanis von den Höhen, aber insbesondere Tiefen, die eine ungesunde Beziehung mit sich bringt - und weist einen Weg hinaus. Jedenfalls war das der Plan. „Ich dachte eigentlich, dass es eine lineare Erzählung ist, dass am Ende des Narrativs Hoffnung und Heilung stehen“, betonte die Sängerin. „Aber dann wurde mir klar, dass es ein Kreislauf ist, der wieder und wieder passiert. Mir selbst ist es auch so gegangen, erst vor wenigen Monaten habe ich wieder so eine Trennung verkraften müssen. Und ich dachte nur: Verdammt!“, lachte Stelmanis.

Dementsprechend habe sich auch die Bedeutung der insgesamt elf Stücke für sie gewandelt. „Die Welt vor sechs Monaten, als das Album fertig wurde, und die Welt heute - das sind zwei komplett verschiedene Dinge. Ich musste teils wirklich eine neue Bedeutung finden. Andererseits haben mich Leute angesprochen, ob der Song ‘Anywayz‘ von Quarantäne handelt“, verwies sie auf die Coronakrise. „Ja, in gewisser Weise tut er das - aber eher im übertragenen Sinn. Nur: Durch diesen neuen Kontext hat sich der Song nun gewandelt.“

Optimismus-Stop
Wie schon bei „Future Politics“ wurde Stelmanis von der Realität eingeholt. „Das war damals eine eigentlich sehr optimistische Platte. Ich dachte, dass sich die Dinge zum Besseren wenden werden. Dann wurde genau am Tag des Erscheinens Donald Trump als US-Präsident angelobt, ein paar Wochen später passierte das Brexit-Votum. Es wurde für mich also schwieriger, meinen Optimismus zu rechtfertigen“, so Stelmanis. „Aber gut, es war einfach eine komplizierte Sache.“

„Hirudin“, das seinen Titel von einem von Blutegeln abgesonderten Peptid, das die Blutgerinnung hemmt, bezieht, sei nun ein Album der Notwendigkeit gewesen. „Viele Songs sind sehr schnell entstanden. Ich war mir teils gar nicht bewusst, was da rauskommt. Es waren wohl Dinge, die ich einfach loswerden musste. Aber ich merke mittlerweile, dass meine besten Texte auf diese sehr spontane Weise entstehen. Ich denke gar nicht wirklich darüber nach, sondern lasse die Worte einfach fließen.“

Vielleicht bald in Wien
Zudem hat die Musikerin erstmals mit externen Produzenten sowie weiteren Kollegen aus verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet. „Es war eine tolle Erfahrung“, sprach sie das „Speed-Dating“ mit Mitmusikern im Studio an. „Ich hatte zu dem Zeitpunkt kein Management. Das hätte wohl nur gesagt: ‘Bist du verrückt? Du vergeudest all dieses Studiobudget, und es wird vielleicht gar nichts dabei herausschauen!‘“, lachte Stelmanis. Gelohnt hat es sich dennoch, wie man nicht nur dem Endergebnis anhört. „Die Erfahrung war unglaublich bereichernd“, unterstrich sie. Der Sound von Austra ist jedenfalls um ein paar Facetten erweitert worden. So Corona will, können wir Austa am 12. November live im Wiener Flex sehen...

APA/Christoph Griessner

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