„Der Handel ist in Graz nahezu explodiert“, sagt Oberstleutnant Gerhard Lachomsek, der Leiter des Kriminalreferats des Stadtpolizeikommandos in der Murmetropole, begonnen hat das aber schon im Vorjahr. Der Handel im so genannten Darknet blüht aber durch die Corona-Krise jetzt noch einmal richtig auf.
Zur Erklärung: Das Darknet, das „dunkle Netz“, ist quasi ein virtueller Hinterraum für Eingeweihte. Dort gibt es keine zentralen Server. Stattdessen schließen sich viele einzelne Computer zu eigenen Netzwerken zusammen – es entstehen exklusive Kreise, die Nutzer nicht einfach per Google-Suche finden.
Alles dreht sich nur um zufriedene Kunden
Der Drogenhandel im Netz funktioniert ähnlich wie Amazon oder andere Online-Portale, es geht um Kundenservice und Bewertung. „Jeder will seinen Namen behalten“, erzählt ein Drogenfahnder. Die große Gefahr: „Mit dem heutigen Internetwissen kommen schon Zwölfjährige da hinein. Und wenn dann ein Packerl kommt, wer schaut so genau.“ Es sei wirklich erschreckend...
Geliefert wird über Holland, wo die Drogen verteilt werden. Herkunftsländer sind Mexiko, der Iran oder die Türkei. Empfänger sind selten die Besteller. Da werden tote Briefkästen aktiviert, Postfächer von leeren Wohnungen oder eine alte Nachbarin muss herhalten. „Sie sind sehr kreativ“, bestätigt Lachomsek. „Da haben wir schon die abenteuerlichsten Dinge erlebt.“
Irgendwo in dem weit verzweigten System von Produktion, Weiterverarbeitung, Verpackung und Versand der illegalen Ware gibt es Schnittstellen zwischen virtueller und realer Welt. „Dort greifen wir mit Unterstützung des Zolls an“, sagt der Ermittler. Nach Österreich kommt derzeit ein bunter Strauß von allem. Drogen, die seit Jahren nicht mehr da waren, erleben ein Revival, wie zum Beispiel Heroin. Zwei Tote hat die Droge heuer in Graz schon gefordert. Ein 19-Jähriger war sogar Erstkonsument.
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