Christoph Freund

„Wir sind nicht auf schnelle Erlöse angewiesen“

Red Bull Salzburg
26.04.2020 13:30

Die Coronakrise geht auch an Meister Salzburg nicht spurlos vorbei. Sportdirektor Christoph Freund erklärt im Interview, warum schnelle Erlöse dennoch kein Thema sind und wie er über das LASK-Zögern punkto Liga-Neustart denkt.

Herr Freund, wie sehr beansprucht Sie die Coronakrise abseits des Beruflichen?

Bei uns zuhause ist alles gut, auch wenn es eine außergewöhnliche Zeit ist. Ich bin aber natürlich mehr Zeit daheim als sonst und versuche mich so gut es geht nützlich zu machen.

Sie haben zwei Söhne - wie sehr können Sie Ihnen bei den Hausarbeiten helfen?

Die beiden sind 13 und 15 Jahre alt. Ich gebe mein Bestes, aber in gewissen Bereichen wird es schwierig, da können sie mir schon mehr beibringen (lacht). Es macht aber Spaß, dass wir als Familie mehr Zeit miteinander verbringen.

Kommen wir zum Sportlichen. Der Ball rollt wieder, zumindest im Training. Verspüren Sie Aufbruchsstimmung?

Es ist eine große Erleichterung, dass die Mannschaft wieder auf den Platz darf. Die Aufbruchsstimmung ist sicher da, alle sind gierig darauf, wieder zu spielen. Es gibt jetzt einen klaren Plan, zuletzt war aber die Ungewissheit das größte Problem.

Bis auf Mo Camara sind alle Spieler hier. Wie ist der Stand beim Malier?

Wir arbeiten daran, ihn zurückzuholen, sind ständig in Kontakt. Es ist aber natürlich nicht einfach, weil es keine Flüge gibt. Wir sind aber zuversichtlich, das bald zu lösen.

Inklusive Cupfinale warten noch elf Spiele auf Sie. Wann wäre aus Ihrer Sicht ein guter Zeitpunkt für einen Restart?

Wir haben gerade mit der Liga etwas ausgearbeitet. Es braucht ein gutes Konzept, um alle Eventualitäten abzudecken. Was passiert, wenn einer positiv ist? Wie oft muss man testen? Wichtig ist auch, dass man vom Kleingruppen- ins gewöhnliche Teamtraining übergeht, mindestens zwei Wochen „normal“ trainiert. Wir wollen natürlich so schnell wie möglich starten. Die Entwicklung ist bisher sehr positiv. Wir kreieren Lösungen, damit das von der Gesellschaft angenommen wird.

Die Bundesliga genießt einen Sonderstatus, die Teams dürfen bereits trainieren. Wie stehen Sie dazu?

Wir haben ja gemeinsam mit vielen Einzelsportlern mit dem Training begonnen. Natürlich hat der Fußball einen wichtigen Status - durch die Reichweite und die gesellschaftliche Positionierung. Es ist ein wichtiger Bereich, mit dem sich viele auseinandersetzen. Fußball ist Teil der Gesellschaft, wir wollen mithelfen, zu einer gewissen Normalität zurückzukehren.

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Wir arbeiten daran, ihn zurückzuholen, sind ständig in Kontakt. Es ist aber natürlich nicht einfach, weil es keine Flüge gibt. Wir sind aber zuversichtlich, das bald zu lösen.

Christoph FREUND über Mo CAMARA

Die Vorfreude ist trotz leerer Stadien groß?

Wir wollen wieder positiven Spirit, positive Schlagzeilen. Wir alle wollen nicht immer nur hören, wie viele Leute mit dem Coronavirus infiziert sind. Wir wollen die Menschen auf andere Gedanken bringen. Da hat der Fußball sicher eine große Chance. Geisterspiele waren bisher nur schwer vorstellbar, es wird sich jetzt aber anders darstellen. Die Spiele bekommen einen besonderen Wert. Stadien können vielleicht trotzdem eine gewisse Atmosphäre liefern.

Gladbach will Pappfiguren anstelle der Fans ins Stadion setzen. Gibt es in Salzburg ähnlich verrückte Ideen?

Wir haben noch nichts im Detail ausgearbeitet, haben aber schon etliche Ideen. Wichtig ist, dass es wieder Fußball gibt und wir ein gutes Produkt bieten. Ich bin überzeugt, dass nicht nur die Fußballfans, sondern auch die TV-Anstalten und Medien davon profitieren werden, wenn sie davon berichten können. Es wird allgemein eine große Aufmerksamkeit für unseren Fußball geben.

Unter den Klubs herrscht der Konsens, dass wieder gespielt werden soll. Nur der LASK zögert. Wie sehen Sie das Vorgehen des Titelrivalen?

Jeder soll und kann seine Bedenken äußern. Es braucht aber sicher einen Konsens, dass wirklich alle spielen wollen. Wenn wer nicht dahintersteht, wird es ein Problem. Man kann natürlich immer Gründe dafür finden, damit es nicht funktioniert. Ich denke aber, dass grundsätzlich alle Vereine die Saison fertig spielen wollen.

Viele Zweitligaklubs wollen ebenfalls wieder trainieren und fordern mehr Solidarität der Beletage, da derzeit nur Cupfinalist Lustenau darf. Ihre Meinung?

Im Endeffekt gibt es einen Erlass der Regierung, dass die Bundesligisten trainieren dürfen. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn dies auch bei der 2. Liga der Fall wäre, da die Spieler ihrem Beruf nachgehen könnten. Bei Restaurants ist es auch von Vorteil, wenn sie zumindest Essen ausliefern dürfen, anstatt komplett zuzusperren. Auch im Fußball ist es besser, zumindest unter bestimmten Bedingungen trainieren zu dürfen, wenn schon nicht gespielt werden kann.

Die Mannschaft verzichtete im April auf Geld. Wie geht es danach weiter?

Das ist noch nicht klar und hängt davon ab, wann wir wieder starten.

Die Sommertransferphase rückt näher. Was wird sich aus Ihrer Sicht ändern?

Es wird sicher eine ruhigere Transferphase, der Markt wird abflauen. Möglicherweise wird sie auch nach hinten verschoben.

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Mit Alex werden wir in den nächsten Tagen und Wochen reden. Mit ihm sind wir aber ohnehin immer im Austausch. Wichtig war, dass er wieder richtig fit wird. Das hat er geschafft. Klar ist, dass Alex eine ganz wichtige Persönlichkeit für uns und den Verein ist, immer vorne weggeht. Auch mit 36 Jahren ist er noch kein altes Eisen. Es muss aber auch immer für beide Seiten passen.

Christoph FREUND über die Zukunft von Alexander WALKE

Ruhige Transferphasen - eine temporäre Auswirkung für den Sommer oder glauben Sie, dass sich die Coronakrise längerfristig auswirkt?

Es wird Auswirkungen geben, die schon jetzt spürbar sein werden, aber wohl auch in den nächsten ein, zwei, drei Jahren. Wir sind aber gut aufgestellt, haben viele langfristige Verträge. Daher sind wir relaxt und haben keine große Not.

Nur der Vertrag von Alex Walke läuft im Sommer aus. Wie ist der Status quo?

Mit Alex werden wir in den nächsten Tagen und Wochen reden. Mit ihm sind wir aber ohnehin immer im Austausch. Wichtig war, dass er wieder richtig fit wird. Das hat er geschafft. Klar ist, dass Alex eine ganz wichtige Persönlichkeit für uns und den Verein ist, immer vorne weggeht. Auch mit 36 Jahren ist er noch kein altes Eisen. Es muss aber auch immer für beide Seiten passen.

Welche Auswirkungen erwarten sie generell auf dem Markt? Welche für Salzburg?

Ich glaube, dass weniger Geld im Markt sein wird, die Vereine sich genau überlegen müssen, was sie machen. Gewisse Transfers werden nicht mehr drin sein. Gute Spieler werden aber immer ihren Markt haben. Wir müssen unsere Jungs daher gut weiterentwickeln, dann wird das weiter funktionieren. Die aktuelle Situation wird aber natürlich auch an uns nicht spurlos vorübergehen. Wir sind aber nicht auf schnelle Erlöse angewiesen, weil wir in den letzten Jahren gut gewirtschaftet haben.

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