In-Ears im Test

JBL Live 300TWS: Toller Sitz, tückische Bedienung

Digital
08.05.2020 05:58

Der Markt für gänzlich kabellose In-Ears boomt und immer mehr Hersteller wollen mit immer mehr verschiedenen Modellen ihren Teil vom Kuchen. So auch die Samsung-Tochter JBL, die mit ihren neuen Live 300TWS um die Gunst der Kundschaft buhlt. „Einfach zu bedienen und mit großartigem Sound“, verspricht das JBL-Marketing. Stimmt das? Wir haben reingehört.

Das mit der einfachen Bedienung können wir nach unserem Test nicht bestätigen: Wie alle gänzlich kabellosen In-Ears setzt auch der JBL 300TWS auf Wisch- und Klopfgesten am Ohrstöpsel. Die Gesten muss man nicht nur auswendig lernen - in der Begleit-App und der Bedienungsanleitung gibt’s die Liste. Sie wurden im Test - wohl, weil auch von der Position des Stöpsels im Ohr abhängig - auch oft falsch erkannt. Kurzum: Die Klopf- und Wischbedienung ist eher mühsam, vieles wird da von den Nutzern lieber direkt am Smartphone erledigt werden.

Bass wird betont, Mitten treten in den Hintergrund
Akustisch haben uns die 300TWS besser gefallen. Die gut abdichtenden In-Ears mit Silikon-Haken sind standardmäßig eher bassbetont, Mitten geraten dadurch ein wenig in den Hintergrund, Höhen werden wieder stärker hervorgehoben. Der Bass dringt intensiv ins Ohr und ist ausdifferenziert, hallt bisweilen aber ein wenig. Die Hochtöne neigen bei hohen Lautstärken zum Zischen, weshalb wir im Test eine die Mitten betonende und Bässe wie Höhen etwas entschärfende Equalizer-Einstellung als passend empfanden.

In Summe sind die 300TWS mit ihren 5,8-Millimeter-Treibern und 20 Hertz bis 20 Kilohertz Frequenzbereich nicht unbedingt für jedes Musikgenre interessant: Freunde von bassbetonter elektronischer Musik, Pop oder Hip-Hop werden damit glücklicher als Klassikfreunde oder Gitarrenmusik-Enthusiasten, die viel Wert auf Mitten und Höhen legen.

Hohe Lautstärke, hervorragender Sitz
Generell hat uns die hohe Maximallautstärke der 300TWS gefallen und auch der Sitz im Ohr überzeugt. Die ins Ohr zu „schraubenden“ In-Ears dichten mit - in drei Größen mitgelieferten - Silikonstöpseln gut ab und finden durch einen zusätzlichen - in vier Größen beigelegten - Haken im Ohr gut Halt. Trotzdem waren die Stöpsel im Test auch über einen längeren Zeitraum angenehm zu tragen. Stärken, die JBLs neue True-Wireless-Stöpsel zum interessanten Begleiter in den Öffis oder beim Sporteln machen. Mit einer Laufzeit von im Test je nach Lautstärke vier bis fünf Stunden und einer Ladeschale mit integriertem Akku, in denen die In-Ears viermal aufgeladen werden können, kommt man dabei auch eine Weile abseits der Steckdose zurande.

Die Verarbeitungsqualität passt: Die JBL Live 300TWS wirken robust, das Plastik-Chassis und die Silikonkomponenten sind - praktisch für Sportler - schweißabweisend. Die Lade-Hülle mit in die USB-C-Ladebuchse eingelassener Status-LED ist hübsch anzusehen, ihr Deckel allerdings ein wenig klapprig. Das Aufladen funktioniert damit aber schnell und zuverlässig: Nach einer Vierteilstunde Laden hat man wieder Saft für eine Stunde Musikgenuss, ein kompletter Ladevorgang dauert rund anderthalb Stunden.

Unkomplizierte Handhabung, Google und Alexa an Bord
Die Kopplung mit dem Handy klappt unkompliziert: Beim ersten Öffnen der Ladehülle starten die In-Ears in den Pairing-Modus und sind rasch mit dem Smartphone verbunden. Bei einem Preis von rund 150 Euro könnte sich manch einer hochwertigere Audio-Codecs wie AAC oder aptX wünschen, die von den JBL-Stöpseln nicht unterstützt werden. Die etwas unzuverlässige Touch-Bedienung umgeht man auf Wunsch mit Sprachassistenten wie dem Google Assistant oder Amazon Alexa, auch telefonieren klappt unkompliziert und mit guter Sprachqualität mit den 300TWS.

Zweckmäßige App, Ambient-Sound-Funktion
Die Begleit-App ist zweckmäßig und erlaubt das An- und Abschalten der Sprachassistenten, die Equalizer-Einstellung und zeigt die Touch- und Klopf-Gesten zur Steuerung der In-Ears. Außerdem können über die App ein „Talkthru“- und „Ambient Aware“-Modus aktiviert werden, die unter Zuhilfenahme der integrierten Mikros Außengeräusche und Gespräche besser durchlassen. Vor allem im städtischen Bereich, wenn man den Verkehr noch wahrnehmen möchte, eine praktische Sache - auch, wenn die Modi mit ein bisschen Rauschen einhergehen und die Aktivierung per Wischgeste ein Glücksspiel ist.

Eine Funktion zur Geräuschunterdrückung gibt es trotz der nach außen lauschenden Mikros nicht. Die Bluetooth-5.0-Verbindung arbeitete im Test, einmal aufgebaut, reibungslos: Aussetzer oder andere Probleme, die manch anderen gänzlich kabellosen In-Ear plagen, haben wir nicht beobachtet.

Einzelne In-Ears kann man einzeln verlieren
Ein Grundproblem gänzlich kabelloser In-Ears plagt naturgemäß auch die 300TWS: Einzelne In-Ears kann man einzeln verlieren. Durch den guten Halt im Ohr ist das Risiko hier zwar etwas geringer als bei manch anderem In-Ear, trotzdem sollte man diese Besonderheit bei der Anschaffung und später bei der Nutzung von True-Wireless-Ohrhörern im Hinterkopf behalten.

Per Kabel verbundene In-Ears sind hier im Vorteil, hängen sie doch, wenn sie aus dem Ohr fallen sollten, immer noch am Kabel um den Hals. Deutlich teurere True-Wireless-Modelle liegen in so einem Fall am Boden - mit etwas Pech in einer Pfütze, die den zwar schweiß- und spritzwasserfesten, aber nicht völlig wasserdichten 300TWS den Garaus machen kann.

Fazit: Mit ihrem bequemen und sicheren Sitz sind die JBL Live 300TWS interessant für Sportler oder die täglichen Wege in der Stadt. Die Klangeigenschaften gefallen uns besser als bei manch anderen ganz kabellosen In-Ears, bedienen aber vor allem Fans bassbetonter Musik und werden nicht jedem zusagen. Die Verarbeitung passt, die Akkulaufzeit ist konkurrenzfähig, die Begleit-App zweckmäßig. In Summe sind JBLs Live 300TWS in ihrer Produktkategorie ein rundes Ding - mit bauartbedingten Risiken und einem im Vergleich zu In-Ears mit Nackenkabel höheren Preis.

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