Branche in Gefahr

Harley-Händler ziehen vors Verfassungsgericht

Motor
23.04.2020 21:18

Österreichs größte Harley-Davidson-Händler klagen beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) gegen Verkaufsbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie. Außerdem ist eine Schadenersatzklage gegen die Republik in Vorbereitung, so der Chef von Fischer‘s Harley-Davidson, Ferdinand Fischer. Er sieht die gesamte Zweiradbranche in Gefahr.

(Bild: kmm)

„Fischer‘s“ aus Wien und Clocktower aus Graz beschreiten gemeinsam den Rechtsweg, weil sie eine „völlig unberechtigte Benachteiligung“ sehen. Die VfGH-Beschwerde hat die Kanzlei Höllwarth/Scheer eingebracht, „weil es gerade uns als Rechtsanwälten ganz wesentlich erschien, den Menschen mitzuteilen, dass die Frage der Grundrechte keine ‘Sommertaggeschichte‘ ist, sondern gerade wenn es darauf ankommt, wichtig ist, dass die Regierung Maßnahmen trifft, die grundrechtskonform sind“, so Rechtsanwalt Florian Höllwarth.

Für die klagenden Händler geht es aber um mehr als „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, so Ferdinand Fischer im Gespräch mit der „Krone“, nicht um ein grundsätzliches Statement gegen Maßnahmen der Regierung, sondern „darum, ob wir überleben dürfen oder nicht“.  Fischer ist nicht nur Inhaber des gleichnamigen Motorradgeschäftes, sondern auch Sprecher der Zweiradbranche in der Wirtschaftskammer.

„Wir haben in unseren Verkaufslokalen bessere Voraussetzungen zum Schutz vor Ansteckungen als etwa Baumärkte, daher ist eine Benachteiligung von Motorradhändlern nicht nachvollziehbar - und ruiniert die Branche“, so Fischer.

Die Situation in der Zweiradbranche sei besonders prekär, weil die Verkaufssaison extrem kurz ist und ausgerechnet der Start nun wegbricht: „Der Zweiradhandel tätigt seine Geschäfte - also Umsätze und Aufträge zur späteren Auslieferung - im Umfang von 70 bis 80 Prozent im Zeitraum von ca. Mitte März bis Mitte Juni. Das bedeutet, dass aufgrund der zwangsweisen Schließung und der daraus resultierenden Folgewirkungen ein namhafter Teil des Geschäftes verloren geht.“ Die Motorrad-Fahr-Saison dauere natürlich bis in den Herbst, aber Kaufentscheidungen würden viele Interessierte dann eher auf nächstes Jahr verschieben. „Allein in den vergangenen drei Wochen hätten wir bei Harley-Davidson 15 bis 20 Prozent unseres Jahresgeschäftes gemacht.“

Kritik an Corona-Hilfspaket
Auch die zugesagten Unterstützungen aus dem Corona-Hilfspaket der Regierung seien eher ein Tropfen auf den heißen Stein als eine Möglichkeit zu überleben. „Im besten Fall bekommen Motorradhändler 75 Prozent ihrer Fixkosten ersetzt, aber ohne Personalkosten, die aber den Großteil ausmachen. Und das auch nur für die Zeit der Corona-bedingten Schließungen, das sind für 80 Prozent der Betriebe vier Wochen.“ Da müsse dringend nachgebessert werden, etwa indem der Zeitraum für die Abgeltung verlängert wird, bei Bedarf bis über sechs Monate.

Nach Einschätzung von Ferdinand Fischer werden in der Branche 40 bis 60 Prozent des gesamten Jahresumsatzes wegfallen.

Bedeutung der Branche unterschätzt?
Teilweise werden die Interessen der Zweiradbranche durchaus belächelt, auch hier in den Kommentaren am Ende dieses Berichts. Solchen Kritikern hält Fischer nackte Zahlen entgegen und spricht von einer unterschätzten Branche: „Inklusive des gesamten Wertschöpfungsnetzwerkes werden 2,9 Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet, das entspricht rund 0,9% des BIP. 41.000 Menschen finden in diesem Bereich Arbeit.“

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(Bild: kmm)



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