Unerwartetes Ergebnis

Um 40 Prozent weniger Herzinfarkte in Österreich

Tirol
22.04.2020 10:00

Die Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG) meldet einen bundesweiten Rückgang der Herzinfarkte im März, der durchaus unerwartet ist. Die Gründe dafür können laut Experten vielschichtig sein. Betroffene können in Zeiten von Corona etwa die Symptome falsch interpretieren.

Die Zahl der Herzinfarktpatienten in Österreich hat sich - wie die ÖKG berichtet - im März um 40 Prozent verringert. Genau genommen hat sich die Zahl der in den Spitälern mit Herzinfarkt aufgenommen Patienten reduziert. Dieses Ergebnis wurde in 17 Herzkatheter-Zentren unter Berücksichtigung von insgesamt 700 Erkrankten ermittelt.

Ein Ergebnis, das in Zeiten von Corona durchaus überraschend ist, wie Bernhard Metzler, Generalsekretär der ÖKG und Kardiologe an der Medizinischen Universität Innsbruck, verdeutlicht: „Durch Infekte bzw. Entzündungen wird der Herzmuskel vermehrt belastet. Weiters kommt es im Blut zur verstärkten Freisetzung von entzündungsfördernden Substanzen. Diese Faktoren, die auch bei Covid-Infektionen auftreten, können einen Herzinfarkt auslösen bzw. begünstigen. Daher ist eigentlich ein Anstieg von Herzinfarktzahlen zu erwarten gewesen.“

Schätzen Betroffene ihre Symptome falsch ein?
Doch wie lässt sich der Rückgang erklären? Zum einen könne es sein, dass Patienten ihre Herzinfarkt-Beschwerden nicht ernst nehmen bzw. dass sie diese nicht dem Herz, sondern einer möglichen Lungenentzündung zuordnen und keine ärztliche Hilfe aufsuchen. „Dies eventuell auch aufgrund der Angst, sich im Krankenhaus mit Corona zu infizieren“, sagt Metzler.

Eine weitere Erklärung könnte die durch die allgemeinen Beschränkungen reduzierte körperliche und sportliche Aktivität sein. „Da sie nicht so auszuführen ist wie gewohnt, fällt sie als möglicher Auslösemechanismus für Infarkte aus“, erläutert der Kardiologe.

„Maßnahmen werden nicht infrage gestellt“
Auch durch das zuletzt vermehrte Patientenaufkommen in den Notfallambulanzen der Krankenhäuser könnte der Schwerpunkt auf der Covid-Testung bzw. dem Abklären einer möglicherweise vorliegenden Covid-Lungeninfektion liegen. „Allenfalls schwer an Covid erkrankte Patienten, deren Todesursache möglicherweise ein Herzinfarkt gewesen ist, sind während der vergangenen Wochen eventuell nicht als Herzinfarkt-Patienten registriert worden“, schildert Metzler.

Bei diesen möglichen Erklärungen handle es sich jedoch nur um Vermutungen. „Wir möchten festhalten, dass die von der Regierung getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie durch diese Analyse nicht infrage gestellt werden“, betont der Arzt. Sein Appell: „Trotz des Virus dürfen die Herzbeschwerden nicht übersehen werden. Sie müssen genau abgeklärt und auch behandelt werden.“

Weitere interessante Studie an der Med-Uni Innsbruck
Neben diesen Erkenntnissen ist an der Medizinischen Universität Innsbruck eine weitere notwendige Untersuchung in Arbeit. Axel Bauer, Vorstand der Kardiologie, ist Initiator einer Multicenterstudie, die den Einfluss von ACE-Hemmern auf den Verlauf der Covid-Erkrankung untersucht. Zur Bedeutung dieser Herz- bzw. Blutdruckmedikamente gibt es hierbei bisher nur Berichte, allerdings keine großen Studien. Daher ist das Ergebnis dieser wichtigen Stellen von großer Relevanz - man darf gespannt sein.

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