Liveoperngala

Stars wie Anna Netrebko sangen vor leeren Rängen

Adabei
20.04.2020 10:04

Kein Applaus für Anna Netrebko, keine Kusshand für Juan Diego Florez: Stars vor leeren Rängen präsentierte der ORF in Kooperation mit der Wiener Staatsoper Sonntagabend in einer Liveoperngala im Corona-Format. Im Wiener Radiokulturhaus fand sich ein guter Teil der ganz Großen der Opernwelt ein, um den Glanz ihrer Stimmen in die Isolation ihres Publikums zu tragen.

Das erste von drei Livekonzerten des ORF macht Freude - aber auch betroffen. Selten wird die Abwesenheit von etwas so schmerzlich bewusst wie beim Versuch, es behelfsmäßig zu rekonstruieren. „Wir spielen für Österreich“ - die überdimensionalen Buchstaben dieses Mottos sind statt des Publikums auf den Stühlen des Großen Sendesaales verteilt. Fast nachdenklich folgt die Kamera den Stars beim einsamen Auftritt und Abgang durch die leeren Reihen.

Wien als Wahlheimat der Opernstars
Wien ist die Wahlheimat vieler Opernstars - neben Netrebko, ihrem Ehemann Yusif Eyvazov und Florez standen auch Valentina Nafornita, Jongmin Park, Tomasz Konieczny und Elena Maximova live auf der Bühne, hintereinander freilich und in gebührendem Abstand zu den im Klavierquintett musizierenden Mitgliedern des Radiosymphonieorchesters samt Staatsopernpianist Jendrik Springer.

Eine Gala mit solchen Namen müsste Kartenkontingente sprengen, rote Teppiche rollen und große Orchester saftig aufspielen lassen, Zugabe um Zugabe müsste gefordert, danach um Autogramme angestanden werden. Nicht diesmal. Diesmal nutzt Konieczny die Gelegenheit, auf die Situation freier Musiker mit Gastverträgen aufmerksam zu machen und von Kulturinstitutionen „Solidarität“ zu fordern. Diesmal erinnert Jongmin Park mit einem Lied aus seiner Heimat Südkorea daran, „dass wir für einander Sorge tragen müssen“. Heldentenor Andreas Schager, der gemeinsam mit seiner Frau, der Geigerin Lidia Baich, in Niederösterreich lebt, schickte mit ihr ein aufmunterndes „You‘ll Never Walk Alone“.

„Romantischer Abschluss“
Wohl auch mangels Orchester entschieden sich die meisten Sänger für weniger opulente und auch nicht allzu populäre Gustostückerl aus dem Opernrepertoire - ergänzt um intimere Beiträge aus dem Liedfach. Florez eröffnete strahlend mit Verdi und ließ leitmotivisch für den Abend Schuberts „An die Musik“ folgen, den Schluss machte jenes Sängerpaar, dass sich wegen gemeinsamer Wohnung auch in diesen Tagen auf der Bühne umarmen und küssen darf: Anna Netrebko, die zunächst mit Leoncavallos „Mattinata“ das verheißungsvollere Morgen besungen hatte, und Yusif Eyvazov.

Vor ihrem romantischen Abschluss mit Ernesto de Curtis „Vergiss mich nicht“ hatte sich auch noch Jonas Kaufmann per Videobotschaft aus Bayern nach Wien zugeschaltet und das „Kleine Cafe in Hernals“ von seinem jüngsten Wienalbum heraufbeschworen. Es gebe ja auch positive - nämlich „besinnliche“ - Aspekte, so Kaufmann, der aktuell mit Pianist Helmut Deutsch an neuem Repertoire arbeitet. Wann er es vor Publikum wird singen können - mit Applaus und Blumen - ist offen. Die Wiener Staatsoper, gemeinsam mit ORF III und Ö1 Veranstalterin der Gala, ist geschlossen und wird es zumindest bis zur nächsten Saison - der ersten unter Neo-Direktor Bogdan Roscic - auch bleiben.

Neben dem großen Haus am Ring kommen in der dreiteiligen Livekonzertreihe auch die Volksoper sowie die Vereinigten Bühnen Wien zum Zug: Am kommenden Sonntag (26. April) stehen Volksopernlieblinge mit Operettennummern auf der Bühne des Radiokulturhauses und Direktor Robert Meyer moderiert. Am Sonntag darauf (3. Mai) ist ein Musicalabend der Vereinigten Bühnen geplant. Nach Radio, TV-Ausstrahlung und Livestream werden die Konzerte für sieben Tage als Video-on-Demand weltweit (Konzert vom 19. April) bzw. österreichweit (Konzerte vom 26. April und 3. Mai) via ORF-TVthek bereitgestellt.

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(Bild: kmm)



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