Grenzübergang

Immunitätsnachweis: Staatsdruckerei entwickelt App

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20.04.2020 08:52

Die österreichische Staatsdruckerei entwickelt gemeinsam mit ihrem Tochterunternehmen youniqx Identity AG eine App, die Staaten und Privatpersonen die Rückkehr in die Normalität nach der Corona-Krise erleichtern soll. Via Smartphone soll eine etwaige Immunität gegen das Virus verknüpft mit der Identität nachgewiesen werden können. So könnten Schutzausrüstung gespart oder auch Grenzübertritte erleichtert werden. Datenschützer warnen vor sachlich unbegründeter Diskriminierung.

„In der Corona-Welt schaffen zwei Faktoren mehr Sicherheit: Tests und das sichere Wissen, wer basierend auf wissenschaftlichen Kriterien bereits als immun gilt“, so Lukas Praml, Geschäftsführer der Österreichischen Staatsdruckerei. Letzteres will man mit der „Restart.ID“-App unterstützen. Konkret sieht das Konzept vor, dass zukünftige App-Nutzer mittels Smartphone auf Anfrage von beispielsweise Behörden rasch ihre Immunität gegen das Coronavirus nachweisen könnten.

Damit das funktioniert, müssten User nach dem App-Download ihr Smartphone auf ihren Reisepass legen, woraufhin die im Reisepass-Chip enthaltenen Informationen wie Name, Geburtsdatum oder das Porträtbild fortan von der „Restart.ID“-App angezeigt werden könnten. In der Folge müssten noch Testergebnisse absolvierter Covid-19-Tests etwa mittels QR-Code eingelesen werden. Soll die Immunität nun beispielsweise in einem Krankenhaus oder bei einem Grenzübergang nachgewiesen werden, müsste der App-Nutzer zuvor explizit einer Daten-Abfrage zustimmen.

Open Source soll Transparenz schaffen
„Die persönlichen Daten sind immer dezentral und damit ausschließlich auf dem eigenen Smartphone verschlüsselt gespeichert“, erklärte Praml. Um Transparenz zu garantieren, soll die App auch als Open-Source-Projekt umgesetzt werden. Dafür befinde man sich bereits hinsichtlich datenschutzrelevanter und ethischer Fragen in Abstimmung mit der Universitätsprofessorin Barbara Prainsack und dem Experten für Digitalrecht Nikolaus Forgo.

„Restart.ID soll jedenfalls nicht exklusiv oder verpflichtend zum Einsatz kommen“, erklärte der Geschäftsführer der Staatsdruckerei. Parallel müsse es Möglichkeiten geben, sich ohne Nachteil auch analog auszuweisen. Jedoch zeigt man sich bei der Staatsdruckerei überzeugt, dass die App eine Rückkehr in die Normalität unterstützen könne. „Restart.ID könnte helfen, schneller alle nötigen Schritte für eine Wiederaufnahme von nationalen und internationalen Reisen zu absolvieren“, so Praml. Jedoch benötige man dafür starke Partner auf staatlicher Ebene und die Unterstützung des Gesundheitssektors.

Vonseiten der Staatsdruckerei wurde bereits in mehrere Richtungen Kontakt aufgenommen, sowohl national als auch international. „Mit einigen Akteuren befinden wir uns bereits in einem ersten Austausch.“ Sofern ausreichend Unterstützung vorhanden wäre, könnten laut Praml innerhalb einiger Wochen erste Ergebnisse vorliegen. „Wir planen nach rund zwei Monaten den ersten Einsatz.“ Für den Endnutzer soll das System kostenlos sein.

„Gefährlicher Anschlag auf Grundrechte“
Hans Zeger, Obmann von Arge Daten, zeigt sich hinsichtlich des App-Konzepts kritisch: „Eine derartige Idee einzuführen, enthält einen gefährlichen Anschlag auf die Grundrechte.“ Es bestehe die Gefahr einer sachlich unbegründeten Diskriminierung von symptomfreien Personen, die noch keine Corona-Infektion durchgemacht haben. Personen, die dagegen bereits am Virus erkrankten und nun immun sind, könnten besser behandelt werden. „Am Ende des Tages könnte man sich als immune Person zur Benützung einer solchen App gezwungen sehen“, meinte Zeger.

„Erst wenn flächendeckende Tests innerhalb eines kurzen Zeitraums möglich sind, ist eine technische Lösung zur Immunitätsstatusabfrage denkbar“, sagte Zeger. Bis dahin wäre es besser, systematisch Fieber zu messen. Das dauere nicht lange und habe eine hohe Treffsicherheit, so der Arge-Daten-Obmann.

A-Trust-Chef warnt vor Schnellschüssen
Kritik kommt auch von A-Trust-Geschäftsführer Michael Butz. Bevor man etwa einen Immunitätsnachweis gegen das Coronavirus auf diese Weise nutzbar mache, müsse geklärt werden, welche datenschutzrechtlichen und gesellschaftspolitischen Folgen das hätte und ob diese überhaupt gewünscht wären, betonte der Geschäftsführer des auf Sicherheitssysteme im elektronischen Datenverkehr spezialisierten Unternehmens.

„Derzeit herrscht viel Verunsicherung. So viele unterschiedliche Dinge tauchen täglich neu auf, dass die Bürger unmöglich alles einschätzen und bewerten können“, meinte Butz. So berühre man auch mit der digitalen Verknüpfung von Identität und Gesundheitsdaten einen Bereich, der für viele nicht sehr einfach zu verstehen sei. „Es wäre schlecht erst umzusetzen und im Anschluss diskutieren zu müssen“, so Butz.

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