Auch Polizistin tot

16 Tote bei zwölfstündigem Blutbad in Kanada

Ausland
20.04.2020 06:28

In Kanada hat ein Mann in der Nacht auf Montag während eines Amoklaufs und einer anschließenden mehr als zwölf Stunden dauernden Verfolgungsjagd mindestens 16 Menschen getötet. Unter den Opfern ist auch eine Polizistin, die zwei Kinder hinterlässt. Der Täter, den die Behörden als Gabriel Wortman (51) identifizierten, wurde erschossen. Es gab mehrere Tatorte, die zum Teil auch in Brand gesetzt wurden, hieß es bei einer Pressekonferenz der Royal Canadian Mounted Police. Zum Motiv des 51-Jährigen wurden keine konkreten Angaben gemacht, Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt es nicht.

Das Blutbad begann bereits am späten Samstagabend kanadischer Zeit in der Kleinstadt Portapique in der Provinz Nova Scotia und erstreckte sich bis nach Enfield rund 35 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Halifax. Die Jagd nach Wortman führte die Polizei über etliche Highways und an mehrere, zum Teil in Brand gesetzte Tatorte und endete in der Nähe einer Tankstelle.

„Zwei Kinder haben ihre Mutter verloren und ein Ehemann seine Frau“
Die Zahl der Opfer war zunächst mit „mehr als zehn“ angegeben worden, mittlerweile liegt sie bei 16. Die Ermittler befürchten, es könnte noch weitere Todesopfer geben, die bislang noch nicht entdeckt wurden. Auch eine Polizistin - sie war 23 Jahre lang im Dienst - wurde erschossen, ein weiterer Beamter der Royal Canadian Mounted Police angeschossen und nicht lebensgefährlich verletzt.

„Heidi ist dem Ruf der Pflicht gefolgt und hat ihr Leben verloren, während sie die schützte, denen sie diente. Es gibt keine Worte, um den Schmerz ihrer Familie auszudrücken“, sagte Assistant Commissioner Lee Bergerman bei einer Pressekonferenz. „Zwei Kinder haben ihre Mutter verloren und ein Ehemann seine Frau. Eltern haben ihre Tochter verloren und zahllose andere eine unglaubliche Freundin und Kollegin.“

Schütze trug Polizeiuniform und flüchtete in Polizeiauto
Die genauen Hintergründe für den stundenlangen Amoklauf sind noch unklar, der Verdächtige sei allerdings während eines Teils der Verfolgungsjagd in einem Polizeiauto, gekleidet in Teile einer Polizeiuniform, geflüchtet, ehe er gestoppt werden konnte. Bei der Pressekonferenz wurden auch erste Ermittlungsergebnisse bekannt gegeben. So habe man Samstagnacht auf zahlreiche Notrufe reagiert, die wegen einer Schießerei eingegangen seien, berichtete der Beamte Chris Leather. Als die Polizei am Ort des gemeldeten Geschehens angekommen sei, habe man mehrere Opfer innerhalb und außerhalb eines Hauses vorgefunden. Der Täter sei nicht angetroffen worden.

Daraufhin seien zusätzliche Einheiten alarmiert worden. Bei der Suche nach dem Schützen sei man auf mehrere in Brand gesetzte Orte gestoßen. Anrainer wurden während der Jagd auf den Täter aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und ihre Türen abzuschließen. In der Früh sei der Verdächtige schließlich aufgespürt worden, zu Mittag habe man ihn in der Nähe einer Tankstelle stellen können. Dabei sei Wortman getötet worden.

„Kannte mehrere seiner Opfer nicht“
Die Ermittlungen befänden sich noch in einem frühen Stadium und gestalteten sich nicht einfach, hieß es bei der Pressekonferenz weiter. In welcher Beziehung der Täter, der von Beruf Zahntechniker war, zu seinen Opfern stand, könne man aus Datenschutzgründen nicht sagen, nur so viel, dass er mehrere der Getöteten nicht gekannt hatte.

Strengere Waffengesetze als in den USA
Amokläufe sind in Kanada aufgrund strikterer Waffengesetze seltener als etwa in den USA. Der kanadische Regierungschef Justin Trudeau sprach von einer „schrecklichen Situation“. Der Premier der Provinz, Stephen McNeill, sagte: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, als ich gestern ins Bett gegangen bin, dass ich heute zu solch fürchterlichen Nachrichten aufwachen werde, dass ein Amokläufer in Nova Scotia unterwegs ist. Das ist einer der sinnlosesten Gewaltakte in der Geschichte unserer Provinz.“

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